Die Männer Ihrer Majestät: Schräge Kriegsklamotte um einen bunt zusammengewürfelten Haufen, der als Frauen verkleidet in Nazideutschland einen Geheimauftrag erfüllen muss.
Über zwei Millionen Besucher lockte Stefan Ruzowitzky mit seinem Teen-Schocker „Anatomie“ in die Kinos und war damit der erfolgreichste deutschsprachige Regisseur des Jahres 2000. Nun legt er mit „Die Männer Ihrer Majestät“ seine erste internationale Koproduktion vor und erweist sich auch im Komödienfach als durchaus sattelfest. Mit Matt LeBlanc, Edward Fox, Nicolette Krebitz und Co. recht prominent besetzt und handwerklich sauber umgesetzt, sollte der lockere Travestie-Spaß seine (nicht allzu anspruchsvollen) Zuschauer finden.
Ernst Lubitsch, Billy Wilder und Cary Grant lassen aus der Ferne grüßen, wenn der gebürtige Wiener Ruzowitzky seine internationale Darstellertruppe, der unter anderem US-„Friends“-Star Matt LeBlanc, der britische Stand-Up-Comedian Eddie Izzard und die deutsche „Banditin“ Nicolette Krebitz angehören, gegen fiese Nazis ins Feld schickt. Nach einem Krimi im Raver-Milieu („Tempo“), einem eigenwilligen Heimatfilm („Die Siebtelbauern“) und einer immens umsatzstarken Horror-Variante („Anatomie“) versucht sich der ehemalige Werbe- und Clip-Filmer nun am wohl schwierigsten aller Genres: der Komödie.
In seinem gewagten Mix aus Kriegsfilm und Fummel-Nummernrevue springt ein bunt zusammengewürfeltes Quartett - der ewig glücklose US-Offizier O’Rourke, der alternde britische Schreibtisch-Hengst Archie, der Transvestit Tony und der schüchterne Code-Experte Johnno - 1944 über Deutschland ab. Ihr Auftrag lautet, aus einem als Spielzeugfabrik getarnten Werk einen Enigma-Dekoder zu entwenden, der für den weiteren Kriegsverlauf entscheidend sein könnte. Aber das ist leichter gesagt als getan. Denn erstens befindet sich die Fertigungshalle nicht an der vom Secret Service ausgekundschafteten Stelle und zweitens arbeiten in den Montagehallen nur Frauen, was für die Spione bedeutet, dass sie sich zwecks optimaler Tarnung in Frauenkleider zwängen müssen…
Was sich hier eher wie eine Militärklamotte liest, erweist sich bei genauerem Hinsehen als kurzweiliges, wenn auch nicht allzu tiefschürfendes Vergnügen mit „Charleys Tante“-Anklängen. Ruzowitzky, sichtlich gehandicapt durch ein etwas unausgereiftes Drehbuch, das einige logische Lücken aufweist, versteht es nämlich, mit den Versatzstücken des Genres souverän umzugehen. Nach einer wirklich wunderbaren, sorgfältig gestalteten (Sechziger-Jahre-)Titelsequenz, in deren Verlauf O’Rourke in einer von Deutschen besetzten italienischen Festung eine Enigma erbeutet und kurz darauf an einen bornierten britischen Kommisskopf wieder verliert, werden kurz die Hauptpersonen eingeführt und postwendend - getreu dem Motto, dass Tempo und Timing eine Komödie ausmachen - ins Feindesland entsandt. Unterstützt von einer hübschen wie intelligenten Widerstandskämpferin (Nicolette Krebitz als liebenswerte Mini-Mata-Hari) gilt es nun, den Nachstellungen lüsterner Nazi-Schergen - darunter der unverwüstliche Udo Kier und der stets überzeugende Karl Markovics („Komm süßer Tod“) - zu entkommen und innerhalb von 48 Stunden in den Besitz einer Enigma zu gelangen. Sprach- und Tarnungsschwierigkeiten, alte Affären und neue Lieben sorgen dabei für die gefährlichen Zwischentöne, während der Humor sich recht tapfer oberhalb der Gürtellinie bewegt.
Als Schwachpunkte des ambitionierten Unterfangens erweisen sich leider „Held“ LeBlanc und sein „Sidekick“ Eddie Izzard, die in ihrem Medium, Fernsehen bzw. Bühne, zu den ganz Großen gehören, auf der Leinwand jedoch nicht richtig zur Wirkung kommen. Wunderbar funktionieren hingegen die Nebenrollen, von Sissi Perlinger als durchgeknallte Chanteuse bis hin zu Edward Fox als verschlagenem Militärbürokraten, und auch in allen technischen Belangen wurde sauber gearbeitet, wobei es Kameramann Wedigo von Schultzendorff und Produktionsdesigner Frank Bollinger besonders zu erwähnen gilt. Erfahren und erfolgreich in der Vermarktung von populären Comedy-Stoffen, dürfte die Constantin auch hier wissen, wie (und wo) das richtige Publikum zu finden ist. geh.