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Die goldenen Jahre

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Die goldenen Jahre: Köstliche und erfrischend subversive Komödie um ein Paar, das den Ruhestand mit einer gemeinsamen Kreuzfahrt feiern will, das aber noch mal ganz von vorn anfängt.

Handlung und Hintergrund

Das Ehepaar Alice und Peter möchte nach seinem Ausscheiden aus dem aktiven Arbeitsleben bei einer ihnen von ihren Kindern geschenkten Kreuzfahrt wieder richtig zueinander finden. Was sich aber schwieriger gestaltet als erwartet. Alice geht schließlich in Marseille von Bord, blickt nicht zurück und stürzt sich in ein neues Abenteuer.

Darsteller und Crew

Regisseur
  • Barbara Kulcsar
Produzent
  • Lukas Hobi,
  • Reto Schaerli
Darsteller
  • Stefan Kurt,
  • Gundi Ellert,
  • Esther Gemsch,
  • Ueli Jäggi,
  • André Jung
Drehbuch
  • Petra Volpe

Bilder

Kritiken und Bewertungen

5,0
3 Bewertungen
5Sterne
 
(3)
4Sterne
 
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3Sterne
 
(0)
2Sterne
 
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1Stern
 
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Kritikerrezensionen

    1. FBW-Pressetext:

      Der Tag, an dem Peter pensioniert wurde, sollte für ihn und Alice eigentlich der Aufbruch in eine schöne und spannende neue Lebensphase sein. Doch irgendwie kommen die beiden plötzlich so gar nicht mehr miteinander klar. Alice ist neugierig auf die Welt, will reisen, neue Menschen kennenlernen - und Peter lieber seine Ruhe. Und als dann auch noch Peter seinen besten Freund mit auf eine Kreuzfahrt nimmt, die eigentlich nur für die beiden bestimmt war, reicht es Alice und sie verlässt das Schiff -allerdings ohne Peter Bescheid zu geben.

      Der Film in der Regie von Barbara Kulcsar (Drehbuch: Petra Volpe) erzählt die Geschichte eines Ehepaares in der Krise - genau zu dem Zeitpunkt, an dem das Leben im Grunde noch einmal zu einer ganz neuen Drehung ansetzt. Mit einem genauen Gespür für Pointen und Timing entwerfen Kulcsar und Volpe schmunzelkomische Momente, vergessen dabei nie die existenzielle und auch dramatische Tragweite dessen, was geschieht. Hier werden Drehbuch und Regie durch eine grandiose Darstellung des Ensembles unterstützt, das nicht aus bequemen Figuren besteht, sondern aus echten Charakteren mit Ecken und Kanten. Stefan Kurt als frisch pensionierter - und im Prinzip wegrationalisierter - Arbeitnehmer verkörpert glaubhaft die Resignation eines Menschen, der in solch einer Lebenssituation in ein tiefes Loch fällt. Und Esther Gemsch ist hinreißend als Alice, die lebenshungrig und neugierig ist. Wenn sie sich aufmacht, einen Teil der Welt auf eigenen Beinen zu erkunden und einen Einblick in alternative Lebensmodelle wie etwa eine lesbische Kommune/autarke Frauen-Kommune erhält, dann spürt man, wieviel Kraft und Zauber in ihrem Charakter liegt. Ein Zauber, der durch die klassisch-konventionelle Lebensform der Ehe eher unterdrückt wurde. Auch die Kinder von Alice und Peter haben Probleme im Gepäck. Doch Kulcsar und Volpe überdramatisieren nicht, sondern gehen ehrlich und schnörkellos mit den Konflikten um. Das Tempo der Handlung variiert zwischen humorvollen dynamischen Szenen und kontemplativen Momenten, die ein Innehalten zulassen. Und damit auch ein Reflektieren über die eigene Lebenssituation. Dazu liefert ein kongenialer Soundtrack genau die richtige Unterstützung einer sommerlichen Stimmung. Das alles macht DIE GOLDENEN JAHRE zu einem wunderbaren Wohlfühl-Kinovergnügen mit Tiefgang.

      FBW-Jury-Begründung:

      Coming of Age Geschichten kann man auch über 65jährige erzählen. Das Schweizer Ehepaar Alice und Peter muss im Laufe von DIE GOLDENEN JAHRE lernen, sich auf einen neuen Lebensabschnitt einzustellen. Nur dies ist hier nicht das Erwachsenwerden, sondern der Ruhestand. Peter erfährt schmerzlich den Bedeutungsverlust, der mit seiner Pensionierung einhergeht (sein Büro wird der neue Server-Raum) und Alice wird durch die ständige Anwesenheit ihres Mannes, die keine Nähe, sondern eher ein gegenseitiges Erdulden ist, gezwungen, ihr Verhältnis zu ihrem Mann in Frage zu stellen. All das spielt im Milieu von wohlhabenden Schweizern, und spätestens als das Ehepaar ein Kreuzfahrtschiff besteigt, wird deutlich, dass hier auch eine Luxuswelt ausgestellt wird. So dauert es dann auch eine Weile, bis erkennbar wird, wie ernsthaft und psychologisch plausibel die Regisseurin Barbara Kulcsar und die Drehbuchautorin Petra Volpe ihre Geschichte erzählen, die auf der Bildebene zuerst eher an Produktionen wie DAS TRAUMSCHIFF erinnert. Peter stürzt sich mit Sport und (sehr) gesunder Ernährung in eine Obsession des Jungbleibens und Alice merkt, wie schal und unsinnlich ihr Eheleben geworden ist. Und so kehrt sie nach einem Landausflug in Marseille nicht auf das Schiff zurück, sondern beginnt stattdessen eine Reise im eigentlichen Sinne des Wortes. Dabei lernt sie anderen Frauen und deren Lebensentwürfe kennen, die sich völlig von ihrem unterscheiden. Diese Erfahrungen machen sie reifer. Auch Peter lernt ein Gefühl dafür zu entwickeln, was seine wirklichen Bedürfnisse sind. Erzählt wird dies in der Form einer Komödie, und dabei gibt es äußerst gelungen komische Regieeinfälle. Vor allem die Kinder von Alice und Peter werden mit ihren Reaktionen auf das Verhalten ihrer „unwürdigen“ Eltern komisch gezeichnet. Auffällig ist, wie distanziert Kulcsar zu Beginn ihre Hauptfiguren einführt. Weder Alice noch Peter sind da alles andere als Sympathieträger (Alice ist zum Beispiel so selbstbezogen, dass sie lange nicht merkt, dass ihre Freundin bei einer Wanderung wenige Meter hinter ihr stirbt). Es spricht für die Raffinesse des Drehbuchs, dass man dann durchaus starkes Interesse für die Filmfiguren und ihre Befindlichkeiten entwickelt. Und wenn Alice schließlich in einer antikapitalistischen Frauenkommune landet, kann man sich schon fragen, ob hier nicht eine subversive Filmemacherin am Werke ist, die unter anderem mit Hilfe der sonnig, beschwingten Filmmusik (eine Hommage des Komponisten Carsten Meyer an Burt Bacharach, dazu kommen einige beliebte Italo-Pop-Hits ) ein Feel-Good-Movie inszenierte, dabei aber eine Reihe von emanzipatorischen Botschaften eingeschmuggelt hat.

      Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
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    2. Die goldenen Jahre: Köstliche und erfrischend subversive Komödie um ein Paar, das den Ruhestand mit einer gemeinsamen Kreuzfahrt feiern will, das aber noch mal ganz von vorn anfängt.

      Köstliche und erfrischend subversive Komödie um ein Paar, das den Ruhestand mit einer gemeinsamen Kreuzfahrt feiern will, das aber noch mal ganz von vorn anfängt.

      Gleich zu Beginn des französischen Films „Alles was kommt“ lässt Regisseurin Mia Hansen-Løve ihre von Isabelle Huppert gespielte Heldin sagen: „Wenn man älter als Vierzig ist, kann man eine Frau auch gleich auf den Müll schmeißen.“ Um danach einen Film zu machen, der zwar zeigt, dass die Gesellschaft vielleicht so denken mag, sich niemand in diesem Alter aber daran halten muss. Das Leben und wie man es führt, darum geht es auch in der köstlichen und erfrischend subversiven neuen Regiearbeit der Schweizer Filmemacherin Barbara Kulcsar, die mit einem Drehbuch ihrer Kollegin Petra Volpe arbeitet und nicht einen Moment mit Hülsen und Floskeln, mit nichtssagenden Durchhalteparolen arbeitet. Kein „60 Jahre und kein bisschen weise“, keine Verweise auf „Best-Ager“ oder „Silberfüchse“, nichts, was nach Altersheim und Kukident riechen würde.

      Weil die Hauptfiguren hier zwar die 65 überschritten haben mögen, ihre Haltung zum Leben aber mehr aussagt über generelle menschliche Erfahrung als über ihr Alter, auch wenn eine Pensionierung das Schlüsselereignis ist, das die Handlung des Films auslöst. Ein Film, in dem es nicht um Abschluss und ein finales Aufräumen geht, sondern um Suche und Neuorientierung, um Lebenshunger und lust for life. Und wie verwirrend und lustig und überraschend und bitter das sein kann, wenn man bereits mehr als das halbe Leben miteinander verbracht hat wie das Ehepaar Alice und Peter, das nach seinem Ausscheiden aus dem aktiven Arbeitsleben bei einer ihnen von ihren Kindern geschenkten Kreuzfahrt wieder richtig zueinander finden will, was sich aber schwieriger gestaltet als erwartet.

      Was etwas plakativ beginnt mit einer Ansammlung zeitgeistiger Klischees, in denen die moderne Welt auf gelebtes Leben prallen, lässt Oberflächliches spätestens in dem Moment zurück, in dem das Kreuzfahrtschiff ablegt, und entwickelt sich zu einem faszinierenden Charakterporträt einer Frau, die kurzentschlossen das Ankerseil kappt, bildlich zumindest: Alice geht in Marseille von Bord und blickt nicht zurück, das Abenteuer liegt vor und nicht hinter ihr.

      Esther Gemsch könnte man stundenlang zusehen, ohne dass es langweilig werden würde. Ihre Neugier ist ihr festgeschrieben in ihren Zügen, in ihrer Körperhaltung, in ihren Bewegungen. Mit dieser Frau geht man überall hin, auch wenn es einen zu einem Bauernhof eines feministischen Kollektivs führt und Erkenntnissen, wie man auch unkonventionell einander verbunden bleiben kann. Der Blick des Films macht es seinen Protagonisten nach: Er ist wach und unvoreingenommen, interessiert an all dem, was da noch passieren mag. An Gemschs Seite liefert auch Stefan Kurt eine Glanzleistung als in seinen Gewohnheiten feststeckender Mann, dem die Rente mehr den Boden unter den Füßen wegzieht, als er es wahrhaben will. Sein Weg im Film ist weniger aufregend und körperlich, aber nicht minder transformierend: Am Ende stehen zwei Eheleute, die einander nicht erkennen würden, hätte man ihnen zu Beginn des Films Fotos von sich vom (zwischenzeitlichen) Ende ihrer Reise gezeigt. Ohne dass der so genau und liebevoll beobachtete Film dabei schummeln würde: Was er erzählt, ist genuin, alle Entwicklungen erscheinen zwingend. Als Zuschauer ist man blendend unterhalten davon, weil man sich wiedersieht in den Figuren, egal wie alt man selbst sein mag.

      Thomas Schultze.
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