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Der letzte Trapper

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Poster

Der letzte Trapper

Darsteller und Crew

Regisseur
  • Nicolas Vanier
Produzent
  • Jean-Pierre Bailly
Darsteller
  • Norman Winther,
  • May Loo,
  • Alex van Bibber
Drehbuch
  • Nicolas Vanier
Musik
  • Krishna Levy
Kamera
  • Thierry Machado
Schnitt
  • Yves Chaput

Bilder

Kritiken und Bewertungen

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Kritikerrezensionen

    1. Selbst das Presseheft scheint sich nicht entscheiden zu können, spricht mal von Spielfilm, mal von Dokumentation: Sicher ist, dass Norman Winther, den der Film zum letzten Trapper kürt, ein Leben in der Wildnis führt, zusammen mit seiner indianischen Frau und seinen Schlittenhunden. Sicher ist auch, dass er einiges erlebt, wenn er sein Jagdrevier durchstreift. Doch hat er das erlebt, was im Film vorkommt?

      Auch das ist klar: Die Szenen sind allesamt nachgestellt, die Filmsprache ist die des Spielfilms. Die Kamera weiß vorher, was passieren wird, für die Akteure scheint kein Filmteam anwesend zu sein. Doch ist das Geschehen erfunden? Wie echt hat ist das, was Norman tut, was ihn umgibt?
      Gespräche sind in Schnitt-Gegenschnitt-Montage aufgelöst, Kranfahrten in der Wildnis mit der 35mm-Kamera zeugen von planvoller Inszenierung, und immer wieder, wenn Norman durch den Wald stapft oder im Hundeschlitten vorbeifährt, hüpft wie bestellt irgendein Tier, ein Elch, ein Hase, ein Luchs oder ein Bär, durchs Bild.

      Norman Winther ist Trapper im Yukon-Gebiet, das aus Abenteuer- und Goldsucherromanen bekannt ist. Entsprechend ist der Film wie Fiktion gestaltet, formal ganz auf die glatte Welt des Spielfilms mit unsichtbarem Schnitt und perfekten Anschlüssen getrimmt. Inhaltlich dagegen folgt der Film keiner dramatischen Linie, episodenhaft reihen sich kleine, alltägliche Geschehnisse aneinander, eine Begegnung mit einem Grizzly im Wald, Fischen, Jagen, Fallenstellen, der Bau einer Blockhütte, der Ritt in die nächstgelegene Stadt Dawson. Und dort dann wieder: Ein Saloon wie aus einem Wildwest-Klischee, mit Glücksspiel, Cowboys und tanzenden Revuegirls auf der Bühne.

      In der Stadt wird Normans treuer Hund Nanook überfahren, inszeniert, als sei es der dramatische Höhepunkt im Spielfilm – plötzlich die Kamera im Führerhaus des Autos, das den Hund überfährt, entsetzter Blick Normans, der tote Hund auf der Straße – erste Zweifel kommen im Zuschauer auf über die Echtheit des Schauspiels: Ist Nanook tot oder tut er nur so für den Film? Wurde ein Tier geopfert für eine offenbar nachgespielte Szene?

      Später entwickelt sich eine kleine Geschichte um Apache, die Hündin, die Nanook ersetzt im Schlittengespann. Norman mit seinem Schlitten über einem zugefrorenen See, das Eis knackt, die Hunde gehorchen nicht, das Eis bricht und Norman schwimmt im eiskalten Wasser. Apache bewährt sich, sie rettet den Trapper, sie zeigt, dass sie ein würdiger Nachfolger Nanooks ist – ist so etwas wirklich geschehen? Es ist eine nachgestellte Szene, klar, die Kamera taucht mit ein ins Wasser – aber war es tatsächlich kalt? 50 Grad Minus und dann in gefrierendem Wasser: Würde man so etwas auf sich nehmen für eine nachgestellte Szene? War’s nicht vielleicht doch echt, tatsächlich geschehen? Oder – wurde es etwa im Studio bei angenehmen Temperaturen nachgedreht?

      Nicolas Vanier, selbst ein Abenteurer, begibt sich mit seinem Film, der Dokumentarisches mit fiktionalen Mitteln darstellen will, auf gefährlich dünnes Eis. Denn: Wenn man der Form nicht trauen kann, die Fiktion behauptet, kann man dann dem Inhalt glauben, der Authentizität vorgibt? Wer garantiert, dass die Eiszapfen in Normans Bart nicht mit digitalem Effekt aufgemalt sind? Sicherlich: Norman Winther ist ein Trapper, er spielt sich in dem Film selbst. Doch in Zeiten der absoluten Manipulationsmöglichkeiten müssten die Filmemacher mit mehr Misstrauen im Zuschauer gerade bei extremen Szenen rechnen; selbst wenn man gerne alles glauben möchte: Leicht macht es der Film einem nicht.

      Für Fiktion ist die Handlung zu schmal, für Dokumentation ist die Inszenierung zu stark. Die Synchronisation ist auch zwiespältig: Wie im Spielfilm wird alles auf deutsch gesprochen, allerdings mit hörbar gespielter, unecht scheinender Stimmmodulation; und immer wieder auch reflektive Passagen von Norman, in denen er über die Natur und den Menschen räsoniert, eine Art unsichtbare Interviewsituation, eine Voice-Over wie im Dokumentarfilm.

      Vanier würde wahrscheinlich behaupten, dass es bei seinem Film nicht auf die Frage von Gestelltheit und Inszenierung ankommt, dass die Botschaft zählt, dass Normans Trapper-Philosophie wichtig sei vom Einklang des Menschen mit der Natur, von der Notwendigkeit des Menschen, die Wildnis planvoll zu hegen, ohne sie auszubeuten. Davon, nicht ein Freund der Natur, sondern Teil von ihr zu sein. Davon, dass es bei Jagd und Fallenstellen, bei der Suche nach Fellen nicht ums Finden geht, sondern um die Suche selbst.

      Diese Ideen freilich sind ziemlich banal und reichlich unterkomplex, berücksichtigen sie doch weder das den Menschen offensichtlich angeborene Gewinnstreben noch die Problematik, die entsteht, wenn, wie Norman es sich wünschen würde, plötzlich sechs Milliarden Menschen zu Trappern würden.

      Der Abspann weist erst mal, ganz gemäß der Gutmenschen-Philosophie des Films, auf die World Wildlife Fund-Organisation hin, um dann eine Enttäuschung bereitzuhalten: Sogar Wölfe, Bären, auch der Luchs waren dressierte Tiere, und selbst das Kanu hatte einen eigenen Konstrukteur im Filmteam.

      Fazit: Weil sein Film ein Dokumentarfilm im Gewand eines Spielfilms sein will, verliert Nicolas Vanier jede Glaubwürdigkeit, sowohl was das Geschehen in der Wildnis als auch was die einfache Botschaft betrifft. Schöne Naturaufnahmen reichen nicht!
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      1. In den Gebirgen des kanadischen Nordens, in den nördlichen Rocky Mountains, leben sie noch, die letzten Trapper. Einer davon ist Norman Winther, aber auch sein Paradies ist schon vom Menschen durch Straßenbau und rücksichtlose Abholzung der Wälder bedroht. (…)

        Regisseur Vanier hat das Leben des Trappers durch die verschiedenen Jahreszeiten sehr aufwendig und liebevoll begleitet und teilweise spielfilmhaft inszeniert und nachgestellt. Diskussion im Bewertungsausschuss gab es darüber, dass diese erkennbar inszenierte Dokumentation mit wohl teilweise dressierten Tieren zum Teil sehr pädagogisch angelegt und mit teilweise naiver Sprache kommentiert ist. Aber diese Kritik nimmt nichts von der ästhetischen Ebene des Films und der herausragenden Kameraführung, die teilweise berauschend schöne Bilder zeichnet. Auch sind die Sequenzen mit den Schlittenhunden von seltener Eindringlichkeit.

        Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
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