Das unreine Mal: TV-Psychothriller: Ein Paar findet sein Traumhaus, macht aber beim Renovieren beunruhigende Entdeckungen...
Man kennt das aus unzähligen Hollywood-Thrillern: Eine Ehepaar kauft ein heruntergekommenes Haus auf dem Lande. Nach und nach stellt sich heraus, dass die Wände ein düsteres Geheimnis bergen, das schließlich hervorbricht; mal mehr, mal weniger blutig.
In diesem schon vom Sender selbst als „leisen Thriller“ angekündigten Film von Thomas Freundner, nach „Bettis Bescherung“ die zweite Produktion für den Hessischen Rundfunk innerhalb von zwei Wochen, geht es ganz und gar unblutig zu; um nicht zu sagen: blutleer. Das liegt nicht zuletzt an Hauptdarstellerin Franziska Petri, die kaum eine Miene verzieht. Dabei klärt Hauptfigur Susa dank ihrer Beharrlichkeit einen über dreißig Jahre alten Mord auf. 1974 war’s, beim WM-Spiel zwischen BRD und DDR, als beide Teile des noch lange nicht wiedervereinten Landes vor dem Fernseher Zeuge wurden, wie DDR-Spieler Sparwasser mit seinem Tor den Klassenfeind besiegte. Just in diesem Moment trugen sich in einem Dorf in der Nähe von Kassel zwei Seitensprünge zu; und beide sollten tödlich enden.
Allerdings dauert es ziemlich lange, bis die Wahrheit ans Licht gerät; der „leise Thriller“ kommt fast unhörbar daher. Zunächst mal müssen sich Susa und Bernd (Heikko Deutschmann) mit dem alten Kasten rumärgern: Das Gebälk ist vom Holzschwamm befallen, jener schon in der Bibel erwähnten Plage, die dem Film den Titel gab; selbstredend ein Hinweis auf die alte Schuld, deren Zeuge die morschen Balken einst wurden. Nun muss das Paar nicht nur den maroden Dachstuhl, sondern auch das komplette Treppenhaus sanieren. Am Fuß der Treppe finden sie einen Schmuckkasten, der, wie sich später herausstellt, einst einem Zigeuner gehörte. Dessen Spur verlor sich just an jenem Schicksalstag, als das Fußballspiel stattfand und als die Tochter des Hauses ermordet wurde. Als Bernd nach einem dummen Unfall ins Koma fällt, recherchiert Susa auf eigene Faust, was ihr prompt die Feindschaft des gesamten Dorfes einbringt.
Bestand bei „Bettis Bescherung“ der Reiz just darin, dass Freundner (Buch und Regie) die Katze erst spät aus dem Sack lässt, so wirkt sich der dramaturgische Kniff in diesem Fall eher nachteilig aus. Ein paar Thriller-Elemente mehr hätten Film ohnehin nicht geschadet. So bleiben zwei kurze Auftritte von Hanna Schygulla als geistig verwirrte frühere Bewohnerin des Hauses mit dem „unreinen Mal“ die wenigen Höhepunkte des Films. tpg.