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Das Turiner Pferd

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A Torinói ló: In seinem unnachahmlichen Stil erzählt Béla Tarr vom geistigen Zusammenbruch Friedrich Nietzsches und dessen Auslöser.

Poster

Das Turiner Pferd

Handlung und Hintergrund

1889. Der geistige Zusammenbruch Friedrich Nietzsches kündigt sich an. Bei einem Aufenthalt in Turin beobachtet er, wie ein Mann auf sein Pferd einprügelt. Kurz entschlossen wirft er sich dem Tier um den Hals und fängt mit dem eigenen Leib die Schläge ab. Nach einigen Minuten bricht Nietzsche zusammen und verliert das Bewusstsein. Von diesem Moment an hat der Philosoph keinen Satz mehr geschrieben oder gesprochen. Doch was wurde aus dem Kutscher und seinem Pferd?

Darsteller und Crew

Regisseur
  • Béla Tarr,
  • Ágnes Hranitzky
Produzent
  • Gábor Téni,
  • Elisabeth G. Redleaf,
  • Christine K. Walker,
  • Gábor Téni
Co-Produzent
  • Gábor Téni
Darsteller
  • Erika Bók,
  • János Derzsi,
  • Mihály Kormos
Drehbuch
  • Béla Tarr,
  • László Krasznahorkai
Musik
  • Mihály Vig
Kamera
  • Fred Kelemen
Schnitt
  • Ágnes Hranitzky

Bilder

Kritiken und Bewertungen

3,5
2 Bewertungen
5Sterne
 
(1)
4Sterne
 
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3Sterne
 
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2Sterne
 
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1Stern
 
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Kritikerrezensionen

  • Das Turiner Pferd: In seinem unnachahmlichen Stil erzählt Béla Tarr vom geistigen Zusammenbruch Friedrich Nietzsches und dessen Auslöser.

    Ross, Reiter und Friedrich Nietzsche - der ungarische Autorenfilmer Béla Tarr ist ganz bei sich und zelebriert eine minimalistisch-strenge Philosophiestunde.

    Den Großen Preis der Jury in Form eines Silbernen Bären, durfte der bei Kritikern und (Avantgarde-)Filmemachern wie Gus Van Sant beliebte ungarische Autorenfilmer Béla Tarr entgegennehmen. Der räsonierte im Vorfeld der 61. Berlinale darüber, ob er nicht überhaupt mit dem Filmemachen aufhören sollte, weil es für Regisseure wie ihn immer mühseliger werde, Projekte finanziert zu bekommen. Das wiederum liegt an der Sperrigkeit seiner Stoffe, siebeneinhalb lange Stunden dauert etwa sein „Satanstango“ (1994) nach dem Roman von László Krasznahorkai, genau die Zeit, die er benötigte die Vorlage zu lesen.

    Nicht ganz so lange, „nur“ 146 Minuten - aber immer noch der längste der 16 Wettbewerbsbeiträge 2011 - dauerte „A torinói ló“, der seinen Ausgangspunkt in einem Schlüsselmoment der Philosophiegeschichte nimmt. Im Januar 1889 beobachtet Friedrich Nietzsche bei einem Turin-Aufenthalt, wie ein Mann auf sein Pferd eindrischt. Kurzentschlossen wirft er sich dem Tier um den Hals. Dann bricht er zusammen. Von diesem Moment an hat der Philosoph, der dann noch zehn Jahre lebte, angeblich keinen Satz mehr geschrieben oder gesprochen. Doch was wurde aus dem Fuhrmann und dessen Gaul? „Über das Pferd wissen wir nichts“, informiert der Vorspann und dann rücken konsequenterweise der Kutscher und dessen Tochter ins Zentrum der Handlung. Sechs Tage, sechs Kapitel aus dem Leben der beiden folgen. Es sind wiederkehrende Rituale, verdichtet, abstrahiert.

    Wieder hat Tarr mit seinem langjährigen Koautor, dem Schriftsteller Krasznahorkai, das Drehbuch verfasst, auch dieses Werk ist seinem „remodernistischen Kino“ verpflichtet, das danach strebt, den Rhythmus des Lebens in Realzeit einzufangen und so ein geschärftes Bewusstsein für den Moment weckt. Pellkartoffel und Palinka werden vertilgt, der Vater von der Tochter ausgezogen und ins Bett gebracht. Die Langsamkeit wird zelebriert - allein zehn Minuten dauert der Heimweg von Pferd und Kutscher zu Beginn des Films.

    Man hat Zeit sich umzusehen, nachzudenken. Die Dialoge sind auf ein Minimum reduziert. Eine Ausnahme bildet der Monolog eines Nachbarn (Fassbinder-Star: Volker Spengler), der über den Weltuntergang räsoniert. Viel lässt sich in dieses spröde Drama hineindeuten, biblisch Motive sind zu erkennen. Aber es geht auch um Nihilismus, um Mensch und Tier und um die geschundene Kreatur. Nachhaltig beeindruckt vor allem die Form, die streng kadrierten Bilder von Kameramann Fred Kelemen oder Mihály Vigs Grusel-Streicher aus dem Off. Fazit: Geduld fordernde Kunst in der Tradition von Andrei Tarkowski. geh.
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