Das goldene Ufer: Historischer Liebesfilm nach einem Bestseller des Autorenduos Iny Lorentz.
Miriam Stein und Volker Bruch gefallen in Christoph Schrewes atmosphärischer Vormärz-Lovestory nach dem Roman des Autorenpaares Iny Lorentz.
Zehn Jahre liegt die Schlacht von Waterloo zurück, Napoleon ist besiegt, Europa steht im Zeichen gesellschaftspolitischer Veränderungen. Auch auf Gut Rennitz im Königreich Hannover ist der deutsche Vormärz 1825 schon spürbar. Vom „goldenen Ufer“, von einem selbstbestimmten Leben im fernen Amerika, träumt die Magd Gisela, Ihr Herz schlägt für Walther, der dem jungen Grafen Diebold als Bursche dient.
Auf dem Roman des Autorenduos Iny Lorentz („
Die Wanderhure„), einer voluminösen Auswanderersaga, fußt das Skript von Benjamin Hessler und Florian Oeller, die die Vorlage auf die Lovestory reduziert haben, vom Streben nach Freiheit und der Suche nach dem privaten Glück erzählen. Die alte Gräfin, bärbeißig verkörpert von Ulrike Folkerts, lässt Gisela für ein kleines Vergehen mit dem Rohrstock züchtigen, die junge Frau setzt alles daran, einen Holzarbeiter, der einen Laib Brot gestohlen hat, vor dem Galgen zu retten. Ein Melodram im Spannungsfeld von „Ihr da oben - wir da unten“, zuletzt höchst erfolgreich durchexerziert im Serienhit „
Downton Abbey„.
Miriam Stein und Volker Bruch, seit „
Unsere Mütter, unsere Väter“ auch privat liiert, geben glaubwürdig das Paar in spe - er reagiert vernünftig, sie impulsiv. Ein Klischee, aber der Geschichte dienlich. Den tückischen Diebold, der reich verheiratet werden soll, um das verschuldete Anwesen zu retten, spielt Trystan Pütter mit Lust an der Intrige, als historische Figur tritt Heinrich Heine (Vladimir Burlakov) auf. Der Dichter steht für die umstürzlerischen Studenten und darf seinen berühmten Satz „Denk ich an Deutschland in der Nacht,…“ vortragen, unfertig noch, schließt er ihn doch mit „bin ich im Nu aufgewacht.“ Er weiß: „Da muss ich wohl noch dran arbeiten.“ Ein müder Kalauer.
Der steht im harten Kontrast zum Look und der Atmosphäre des Films. Regisseur Christoph Schrewe („Borgia“) beweist gutes Gespür fürs Detail, lässt die Adligen vor der Jagd hoch zu Ross schwadronieren, während die Treiber schnaubend durchs Unterholz hetzen. Akkurat sind Kostüme und Ausstattung, eine Klasse für sich ist Mathias Neumanns („Max Schmeling“) fließende Kameraarbeit. Er bevorzugt natürliches Licht - sei es in den Waldszenen oder in der nur mit Kerzen erleuchteten Schlafkammer Giselas - und setzt immer wieder auf ausdrucksstarke Nahaufnahme. Gelungenes, zielgerichtetes „Herzkino“ mit einem ebenso überraschenden wie dramatischen Wild-West-Finale - und erst dann geht’s mit geblähten Segeln über den Atlantik. geh.