Bloch: Vergeben, nicht vergessen: TV-Drama um eine Frau, die ihr Neugeborenes getötet hat.
Der Psychotherapeut muss in diesem nicht immer überzeugenden Film aus der „Bloch“-Reihe die Unschuld einer Kindsmörderin beweisen
Maximilian Bloch betätigt sich eher beiläufig immer wieder auch als Kriminalist, doch in diesem Fall gibt es nichts zu klären: Sabine Doran hat ihren vier Tage alten Säugling umgebracht. Die Frage ist bloß: War sie nur Täterin - oder auch Opfer?
Der Film wird sein Publikum spalten, denn aus Sicht des Psychotherapeuten sind Täter ohnehin stets auch Opfer. Blochs Herausforderung ist allerdings eher juristischer als analytischer Art: Als Gutachter der Mörderin soll er klären, ob Sabine Doran zum Zeitpunkt der Tat wusste, was sie tat. Aus Blochs Sicht gibt es keinen Zweifel daran, dass dem nicht so war. Die Frau hatte religiöse Wahnvorstellungen: Sie war überzeugt, im Sinne der biblische Offenbarung stehe der Weltuntergang bevor; dieses Schicksal wollte sie ihrem kleinen Sohn ersparen.
Ein schmaler Grat also, auf dem sich Autorin Regine Bielefeldt und Regisseur Michael Verhoeven mit ihrer Geschichte bewegen; gerade weil Morde an Kindern und Babys derzeit mit grausamer Regelmäßigkeit Schlagzeilen machen. Dass der Drahtseilakt funktioniert, verdankt der Film der famosen Verkörperung durch Birge Schade. Buch und Regie können sich sogar den Verzicht leisten, die Mörderin künstlich sympathisch zu gestalten, im Gegenteil: Außer ihrer Mutter (Christine Schorn) hält niemand zu Sabine.
So reizvoll die Handlung ist, so zwiespältig mutet Verhoevens Inszenierung an. Das gilt vor allem für die Führung der Nebendarsteller. Gerade weil Dieter Pfaff den Therapeuten diesmal noch stärker als sonst als verständnisvollen, in sich ruhenden Buddha spielt, wirkt es um so aufdringlicher, wenn die anderen Schauspieler aus der Rolle fallen. Vor allem Christine Schorn, von Verhoeven überwiegend als Zuhörerin für den Zwischenschnitt inszeniert, muss auffallend theatralisch agieren; gleiches gilt in vereinzelten Szenen auch für Rainer Sellien (als Mann der Mörderin) oder Ulrike Krumbiegel als Clara.
Blochs Lebensgefährtin ist in dieser Geschichte ohnehin völlig überflüssig. Wie schon im letzten Film („Die blaue Stunde“) gibt es keinerlei Verbindung zwischen der Haupthandlung und Claras Erlebnissen, ganz gleich, ob sie sich als Sozialarbeiterin um Jugendliche kümmert oder daheim mit dem pubertierenden Sohn streitet. Krumbiegels Szenen wirken, als habe man sich irgendwas für Clara ausdenken müssen, weil die Schauspielerin halt zum Ensemble gehört. Aber die Bildgestaltung von Frank Sthamer gerade in den Großaufnahmen ist imposant. tpg.