Bloch: Die Geisel: Bloch-Folge mit Claudia Michelsen als Politikerin, die von den Nachwirkungen einer Geiselhaft in Südamerika verfolgt wird.
Auf den ersten Blick wirkt der neue Fall für „Bloch“ wie eine Variation der Filme über Afghanistan-Heimkehrer. Aber dann nimmt die Geschichte eine überraschende Wendung.
Schon in der Episode „Tod eines Freundes“ hatte sich die Hauptfigur geweigert, ein traumatisches Erlebnis zu verarbeiten. Tatsächlich hat auch Marianne Herbst (Claudia Michelsen) den grausigen Einschnitt in ihrem Leben nur körperlich unversehrt überstanden: Ein Jahr lang war sie die Geisel von mittelamerikanischen Rebellen. Nicht zuletzt die immer wieder aufblitzenden Erinnerungsfetzen deuten jedoch an, welchen seelischen Schaden sie erlitten hat. Dass es sich bei der Frau um eine Landesministerin handelt, vergrößert die Fallhöhe naturgemäß: Eifrig sägen die Kollegen an ihrem Stuhl. Schließlich artet eine Auseinandersetzung im Kabinett gar in eine Tätlichkeit aus. Endlich konsultiert die Politikerin auf Drängen ihres Mannes (Filip Peeters) den Therapeuten Bloch (Dieter Pfaff).
Wie so oft in den Filmen dieser Reihe bedient sich das Drehbuch kriminalistischer Versatzstücke, um auf diese Weise einen Krimi mit anderen Mitteln zu erzählen: Bloch ahnt, dass die Brüche in der Beziehung zwischen der Politikerin und ihrem Gatten tiefere Ursachen haben müssen. Der Rolle des Analytikers eröffnet sich auf diese Weise ein neues Feld: Die Familien der Betroffenen hat Bloch bei seinen Nachforschungen ohnehin schon immer miteinbezogen; nun engagiert er sich auch als Ehetherapeut.
Die schwierigste Aufgabe in diesem Dreiecksverhältnis hatte Claudia Michelsen, der es vortrefflich gelingt, die Fassade der sich stark und unangreifbar gebenden Ministerin mit feinen Rissen zu versehen. Großartig wie immer ist auch Filip Peeters als enttäuschter Ehemann. Dank Fischers konzentrierter Führung (gerade auch der Kinder) finden die Schauspieler exakt die richtige Dosierung. Obwohl Fischer das Drehbuch von Jörg Tensing mit einer fast dokumentarisch anmutenden Ruhe umgesetzt hat, ist es ihm gelungen, eine hohe Intensität aufzubauen. Die sorgfältige Bildgestaltung durch Jürgen Carle, dessen Kamera bei aller Gelassenheit dennoch kaum merklich stets in Bewegung ist, verdeutlicht zudem die innere Unruhe der Figuren. Bloß die parallel erzählte Nebenhandlung mit Blochs Lebensgefährtin ist erneut ein Fremdkörper. Der Seitenstrang wirkt wie ein nachträglicher Appendix, damit Ulrike Krumbiegel nicht bloß dekorativ in den Kulissen rumsteht. tpg.