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Atash - Durst

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Atash: Palästinensisches Drama über eine Familie, deren Mitglieder mit einem düsteren Geheimnis ihrer Vergangenheit leben müssen.

Poster

Atash - Durst

Handlung und Hintergrund

Weil er seiner geliebten, sich „unehrenhaft“ gebärdenden Tochter nicht nach allen Regeln der Tradition die Lichter ausblasen will, sieht sich der treu sorgende Familienvater Abu Shukri (Hussein Yassin Mahajne) gezwungen, das Heimatdorf mitsamt den Seinen zu verlassen. Irgendwo im Nirgendwo schägt er seine Zelte auf. Dort verdient man sich ein ärmlich Brot mit der Erzeugung von Holzkohle, bis eines Tages ein unverhoffter Wasserreichtum das Schicksal zu wenden verspricht.

Das gerade wieder zu trauriger Aktualität gelangte Thema der „Ehrenmorde“ bzw. Alternativen dazu stehen im Mittelpunkt eines von engagierten Laien glaubhaft vorgetragenen Familiendramas von Tawfik Abu Wael, der mit seinem Spielfilmdebüt gleich mal einen Preis in Cannes einheimste.

In Betonruinen lebt eine fünfköpfige palästinensische Familie in der Nähe eines Dorfes. Ein Geheimnis aus ihrer Vergangenheit lastet auf den Familienmitgliedern, eine Schande, für die der despotische Vater seine schuldige Tochter eigentlich der herrschenden Sexualmoral zufolge hätte töten müssen. Stattdessen hat dieser mit der gesamten Familie die Flucht vor der Norm ins Nirgendwo gewagt.

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Darsteller und Crew

Regisseur
  • Tawfik Abu Wael
Produzent
  • Avi Kleinberger
Darsteller
  • Ruba Blal,
  • Hussein Yassin Mahajne,
  • Amal Bweerat,
  • Jamila Abu Hussein,
  • Ahamad Abed El Gani
Drehbuch
  • Tawfik Abu Wael
Musik
  • Wissam M. Gibran
Kamera
  • Assaf Sudry
Schnitt
  • Galit Shaked

Bilder

Kritiken und Bewertungen

3,0
1 Bewertung
5Sterne
 
(0)
4Sterne
 
(0)
3Sterne
 
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2Sterne
 
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1Stern
 
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Kritikerrezensionen

  • Atash - Durst: Palästinensisches Drama über eine Familie, deren Mitglieder mit einem düsteren Geheimnis ihrer Vergangenheit leben müssen.

    Eine fünfköpfige Familie, irgendwo im palästinensisch-israelischen Niemandsland. Als das Wasser knapp wird, brechen archaische Konflikte zwischen Mutter, Kindern und dogmatischem Vater auf und werden rasch zur existenziellen Katastrophe. In kargen, wohldurchdachten Bildern und mit beeindruckenden Darstellern fokussiert der israelische Palästinenser Tawfik Abu Wael in seinem preisgekrönten Spielfilmdebüt (u.a. FIPRESCI-Award 2004) eine wuchtige arabische Familiensaga vor dem Hintergrund des Nahost-Konflikts, ohne diesen jedoch explizit in Szene zu setzen.

    Auch wenn an keiner Stelle des Films ein israelischer Soldat oder nur ein Uniformteil zu sehen ist, bleibt die Bedrohung von außen ständige Realität. Doch nicht nur physischer Druck scheint auf dieser winzigen, hässlichen Betonsiedlung fernab der nächsten arabischen Ortschaft zu lasten, in der der hartherzige Köhler Abu Shukri samt Ehefrau, den Töchtern Gamila und Halima und dem halbwüchsigen Sohn Shukri haust. Auch die Psychologie spielt eine gewichtige Rolle: Nach einem Fehltritt von Gamila, der die Familienehre ruinierte, hält Abu (Vater) Shukri die Einöde für die beste aller Welten für seine Familie. Aber die Kinder sehnen sich nach Normalität, Kontakten und Emotionen. Nach und nach kommen Sehnsüchte und angestaute Aversionen gegenüber dem alles überwachenden Ernährer ans Tageslicht. Die einzige Abhängigkeit der kleinen Gemeinschaft ist die selbstgebaute Wasserleitung, die laut Anweisung des Vaters vor Sabotageakten geschützt werden muss. Als ein solcher passiert, kulminiert die Situation. Für Abu Shukri stammt der oder die Schuldige aus den eigenen Reihen. Doch bald steht das Familienoberhaupt mit dem Rücken zur Wand, denn sein Sohn wagt den Widerstand.

    Mit „Atash - Durst“ ist dem in Israel lebenden Palästinenser Tawfik Abu Wael ein beeindruckendes Spielfilmdebüt gelungen, ganz bewusst im inszenatorischen Reduktionismus eines Tarkowskij oder Bergman gehalten, die von Abu Wael auch als Vorbilder genannt werden. Nicht ohne Grund erinnert die leblose Mondlandschaft an die „verbotene Zone“ in Tarkowskijs „Stalker“, und die kurz vor der inneren Explosion stehenden Protagonisten ähneln jenen russischen Darstellern, die sich ins Zentrum der angeblich radioaktiv verseuchten Landschaft aufmachen, die doch nur die Außenseite ihres eigenen Seelenzustands ist. Tagespolitik verliert da schnell an Wichtigkeit. Der 1976 geborene Regisseur wird in seiner Heimat als Mitglied der so genannten Neuen Generation von Kreativen angesehen, die nach Jahrzehnten des ästhetisch inszenierten Befreiungsaktivismus ihr autarkes Kunstschaffen in den Vordergrund stellen. Der Mensch steht im Mittelpunkt dieser Arbeitsauffassung, und somit werden existenzielle Reaktionen nicht nur durch äußere Feinde (Besatzung), sondern ebenso durch innere Mechanismen (arabische Tradition, Religion, Geschlechterrollen) hervorgerufen, wie sie im Film der auf den ersten Blick hartherzige und grausame, in seinem sozialen Selbstverständnis jedoch logisch agierende Familienvater verinnerlicht.

    Neben den schonungslosen Cinemascope-Bildern und der eigenwilligen Musik bleibt vor allem die erdige Präsenz der Darsteller haften, die (außer der Theaterschauspielerin Roba Blal in der Rolle der gefallenen Tochter) Laien sind. Da aufgrund der sparsamen Bebilderung die Arbeit der Schauspieler umso stärker hervortritt, beeindruckt deren „naives“, wuchtiges Spiel ungemein. Trotz seines sperrigen Themas und seiner reduzierten Erzählweise bleibt „Atash“ von der ersten bis zur letzten Minute ein spannendes Seelenkammerspiel, da der Regisseur ein Thema gewählt hat, das ein universales ist: der Kampf des Menschen mit sich selbst. aw.
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