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Älteste Gewerbe


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Älteste Gewerbe: Rotlicht und Blaulicht, „Sex and Crime“: Wenn sich das Fernsehen im „Milieu“ tummelt, darf sich der Zuschauer im sicheren Wohnzimmer gern ein bisschen gruseln. Seriöse Dokumentationen über das älteste Gewerbe der Welt sind Mangelware. Uta Kolano (Buch) und Katja Esson betrachten die Prostituierten in ihrem Film jedoch weder als Opfer noch als Frauen, die brave Bürger in Versuchung führen. Sie nehmen im Gegenteil...

Älteste Gewerbe

Handlung und Hintergrund

Darsteller und Crew

Regisseur
  • Katja Esson
Drehbuch
  • Uta Kolano

Kritiken und Bewertungen

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Kritikerrezensionen

  • Rotlicht und Blaulicht, „Sex and Crime“: Wenn sich das Fernsehen im „Milieu“ tummelt, darf sich der Zuschauer im sicheren Wohnzimmer gern ein bisschen gruseln. Seriöse Dokumentationen über das älteste Gewerbe der Welt sind Mangelware. Uta Kolano (Buch) und Katja Esson betrachten die Prostituierten in ihrem Film jedoch weder als Opfer noch als Frauen, die brave Bürger in Versuchung führen.

    Sie nehmen im Gegenteil die Perspektive der Huren ein und geben ihnen eine Stimme: Was sind das für Frauen? Verkaufen sie sich selbst oder bloß eine Dienstleistung? Hat sich ihre Position in der Gesellschaft verändert? Wie hoch ist der Preis, den sie für das schnell verdiente Geld zahlen müssen?

    Während Filme zu diesem Thema sonst gern schockieren, um den geweckten Nervenkitzel zu befriedigen, ist Essons Inszenierung mitunter sogar erotisch, etwa bei der Rekonstruktion der Prostitution im alten Griechenland; die ästhetische Umsetzung im Schattenriss könnte auch aus einem Spielfilm stammen. Der harte Schnitt zur Gegenwart zeigt allerdings, dass sich an der Rolle der Prostituierten bis heute nicht viel geändert hat. Solche Ausflüge in frühere Zeiten gibt es immer wieder: Die Geschichte der Hure Messalina wird erzählt, immerhin Gattin eines römischen Kaisers, oder von Madame Dubarry, der Mätresse Ludwigs XV; Anna von Ulm, eine junge Frau aus Nördlingen, klagte im Mittelalter ihre Rechte ein; im London des späten 19. Jahrhunderts treibt der Prostituiertenmörder Jack the Ripper sein Unwesen.

    Die Inszenierung der Zwischenspiele ist mitunter etwas ungelenk, doch dem Film tun sie gut: weil Kolano und Esson auf diese Weise immer wieder zwei Ebenen miteinander konfrontieren. Auf diese Weise reist der Film quer durch Europa und durch die Zeit, nach Venedig, Paris, London und in DDR: Die Rekonstruktionen zeigen das Leben damals, Prostituierte beschreiben ihren Arbeitsalltag heute; der Kommentar, sehr angenehm und eingängig gesprochen von Daniela Hoffmann, der deutschen Stimme von Julia Roberts, erweitert den Horizont. Das funktioniert vor allem deshalb, weil die Gesprächspartnerinnen ein breites Spektrum präsentieren: von der einstigen Krankenpflegerin Felicitas, die schon in jungen Jahren davon träumte, die berühmteste Prostituierte der Welt zu werden, bis zur deutschen Auswanderin Sandra in Athen, die sich für 20 Euro verkauft und über Konkurrentinnen klagt, die den gleichen Job schon für acht Euro erledigen. Romantik ist da fehl am Platz. Ihre „Seele und ihre Gedanken schlafen“, während sie ihrer Arbeit nachgeht, sagt Sandra. Nach einer Vergewaltigung musste sie die Erfahrung machen, dass die anschließende Behandlung durch die Staatsgewalt noch erniedrigender war. In London klagen die Prostituierten, es gehe wieder zu wie im viktorianischen Zeitalter.

    Im Berliner „Club Pssst!“, Felicitas‘ „Anbahnungsgaststätte für sexuelle Dienstleistungen“, herrschen naturgemäß andere Bedingungen: Hier wird „käufliche Liebe“ angeboten, man umwirbt sich und geht nicht gleich miteinander ins Bett; ein unsittliches Geschäftsgebaren, das prompt die Behörden auf den Plan rief. Wie Anna von Ulm, so zog auch Felicitas vor Gericht und erreichte, dass Prostitution seither nicht mehr als sittenwidrig gilt. Der Film wiederum trägt enorm dazu bei, dieses Urteil mit Leben zu erfüllen: weil er den Prostituierten mit Respekt begegnet. tpg.
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