Adaption: "Being Charlie Kaufman" - irrwitzige Satire von und über Drehbuchautor Charlie Kaufman und das Ergebnis seiner Bemühungen, einen unverfilmbaren Roman für die Leinwand zu adaptieren.
Schräg, schräger - Charlie Kaufman. Der Autor von „Being John Malkovich“ und „Human Nature“ übertrifft sich selbst in jeder Hinsicht mit seiner zweiten Zusammenarbeit mit Regisseur Spike Jonze. Vergnügt reflektiert er sein kompliziertes Dasein als Drehbuchautor in Hollywood, das die Grundlage für diese irrwitzige und schräge Geschichte lieferte, in der Nicolas Cage, Meryl Streep und Chris Cooper keinesfalls fehlen wollten und damit die haarsträubendste Satire, die Hollywood je gesehen hat, zu Jonzs und Kaufmans nicht nur bislang bester, sondern auch kommerziellster Arbeit machen könnten.
„Adaptation“ beginnt nicht etwa dort, wo der Vorgänger „Being John Malkovich“ endet - sondern mittendrin, an dessen Set. Noch ein Außenstehender, der die Dreharbeiten schüchtern von der Seitenlinie beobachtet, wird sich Kaufman schon bald selbst in den Mittelpunkt seiner exzentrischen Adaption des nicht-fiktionalen Bestsellers „The Orchid Thief“ von Susan Orlean (Meryl Streep mit einer mitreißend uneitlen Leistung) schreiben, die nicht weniger clever und überraschend ist als „Malkovich“. Und schon taucht der Zuschauer in das neurotische Innere von Charlie Kaufman, dessen größte Paranoia mit dem zwingenden Bedürfnis zusammenhängt, als guter Autor all das selbst erfahren zu müssen, was er ausdrücken will.
Mit unterhaltsamen Verweisen auf das komplizierte Dasein des screenwriting talents in Hollywood, unterzieht der Film den Schreibprozess einer humorvollen, analytischen Betrachtung. Der „richtige“ Kaufman erledigt dies, indem er sich auf der Leinwand in die Zwillingsbrüder Charlie und Donald teilt (letzterer ist tatsächlich rein fiktional, dennoch mit dem Credit des Koautors bedacht). Beide werden von einem großartigen Nicolas Cage - mit dünnem Haar und Bauchansatz und seiner besten Leistung seit Jahren - gespielt. Die Brüder verhalten sich ebenso zueinander wie der Roman zur Adaption. Beide sehen zwar absolut identisch aus, könnten dennoch nicht gegensätzlicher sein: Während Charlie verdrießlich, depressiv, introvertiert, asozial, ein übertriebener Reinheitsfanatiker in Bezug auf seine Arbeit ist und in Gegenwart schöner Frauen sofort in Schweiß ausbricht, ist Donald sachlich, ein Partyhengst, auf selbstzufriedene Weise oberflächlich, glücklich verliebt und richtet sich ganz pragmatisch danach, seine Arbeit so kommerziell wie möglich zu gestalten. Die Extreme entfalten sich besonders in dem Moment, in dem Donald in Charlies auffallend undekoriertes Hollywood-Domizil hereinbricht, um den Bruder mit seinen Ratschlägen und seinem vor Klischees strotzenden Drehbuch über einen Serienkiller mit multipler Persönlichkeit (!) in den Wahnsinn zu treiben.
Doch besteht kaum Veranlassung für Charlie, sich seinem kommerziellen Alter Ego überlegen zu fühlen, wo er selbst mit seiner eigenen Arbeit überhaupt nicht vorankommen will und an einer quälenden „kreativen und emotionalen Verstopfung“ leidet. Von einer „Malkovich“-liebenden Studio-Executive (Tilda Swinton) ausgewählt, findet Charlie einfach keinen Zugang zu dem esoterischen Roman über Blumen. Sein sowieso pathetisches Dasein stürzt er schließlich in ein höchst bizarres Abenteuer, als er beschließt, dass der einzige Weg zur Überwindung seiner Schreibblockade darin liegt, sich - wie es auch Orlean getan hat - in den Mittelpunkt der Geschichte zu erfinden. So verknoten sich von nun an Kaufmans, Orleans und das Leben des Orchideen-Wilderers John Laroche (ein nicht nur wegen seiner fehlenden Reihe Vorderzähne herausragender Chris Cooper) auf ungeahnte und merkwürdigste Art und Weise, und die Erzählung veranstaltet haarsträubende und akrobatische Bocksprünge vorwärts wie rückwärts. Als sich auch noch Donald in Charlies Bewusstsein drängt, folgt sein Leben ganz genau den Hollywood-Konventionen, die er doch so verachtet, um schließlich auch noch in einem bizarren explosiven Action-Showdown zu enden.
Nicht weniger absurd mag die Tatsache erscheinen, dass der überlebende Kaufman auch in der Realität um die Adaption des vollkommen unverfilmbaren Bestsellers „The Orchid Thief“ gebeten wurde. Auf dieser Grundlage hat Kaufman einen unbefangenen und vergnügten Film geschrieben, der keinen weiteren Anspruch haben mag, als seinen eigenen Leidensprozess zu schildern. Wie bereits mit „Being John Malkovich“ bewiesen, versteht es Regisseur Spike Jonze glänzend, Kaufmans clevere Gedankensprünge ebenso und visuell bestechend umzusetzen. Jonze trotzt dem verwirrenden Skript und ist in der bewundernswerten Lage, dessen Schlüsselinformationen auf einleuchtende Art und Weise zu vermitteln und eine ganz erstaunliche und logische Selbstverständlichkeit für all die Absurditäten zu finden, die Wunderkind Kaufman dem Zuschauer auch mit diesem Buch nach Lust und Laune auftischt. cm.