Mama arbeitet wieder: Familienkomödie zur gleichstellungsdebatte von Mann und Frau mit Anna Schudt und Tim Bergmann.
Wenn zwei das Gleiche tun, ist es noch lange nicht dasselbe. Kinder haben zwar zwei Eltern, aber es ist völlig klar, dass sich vor allem die Mütter um sie kümmern. Väter, die Erziehungsurlaub nehmen, gelten gern als Männer zweiter Klasse; Mütter, die zurück in den Beruf wollen, als karrieregeil. Entsprechend klar ist auch, wer die Frage zu hören bekommt, warum man sich überhaupt Kinder angeschafft habe, wenn man so viel arbeite.
Autorin Kristin Derfler, selbst Mutter zweier Kinder, dürfte im Drehbuch zu dem Drama „Mama arbeitet wieder“ viele eigene Erfahrungen verarbeitet haben. In ihrer Geschichte ist es allerdings der Mann, der unter der Doppelbelastung leidet. Auch wenn Mark (Tim Bergmann) durch sein derangiertes Selbstmitleid einige Sympathiepunkte einbüßt: Unterm Strich kommt er besser weg als Gattin Corinna (Anna Schudt). Dabei sind ihre Motive durchaus ehrenwert, als sie früher als vereinbart in den Beruf zurückkehrt: Ihr alter Arbeitgeber wendet sich mit einem Hilferuf an sie. Er musste seinen Betrieb an einen Investor verkaufen, der die Produktion nun ins preiswertere Ausland verlagern will. Corinna soll nach einer Alternative suchen, um möglichst viele der mehreren hundert Arbeitsplätze zu retten. „Alles eine Frage der Organisation“, sagt sie sich, und denkt dabei weniger an die berufliche Herausforderung als an den familiären Alltag: Mark soll ein bisschen kürzer treten, den Rest übernimmt eine Tagesmutter. Aber Architekt Mark steht gerade vor der Herausforderung seiner Karriere: Seine Firma baut das Dach eines Sportstadions in Dubai, und er soll die Bauleitung übernehmen. Weil er nun aber dauernd früher als gewohnt weg muss, um die Tochter im Kindergarten abzuholen, wird sein intriganter Assistent immer kecker und schnappt ihm schließlich den Job weg. Corinna wird derweil als Retterin gefeiert. Kein Wunder, dass der Haussegen bald im Eimer ist.
Sicherlich jammert das Paar auf hohem Niveau, wie auch die Sonnenscheinbilder (Kamera: Jürgen Carle) und die Heile-Welt-Musik (Jens Langbein, Robert Schulte-Hemming) nahe legen; die meisten Hartz-IV-Empfänger würden auf der Stelle mit den beiden tauschen. Dietmar Kleins Inszenierung verleiht dem Problem gleichfalls nicht gerade existenzielle Ausmaße. Aber natürlich ändert das nichts am grundsätzlichen Dilemma: Die Addition Kinder plus Karriere kann nur für einen aufgehen, der andere muss Abstriche machen. Dass Corinna beinahe noch eine Affäre mit einem alten Studienkollegen hat, wäre als zusätzliche Dramatisierung vermutlich gar nicht nötig gewesen.
Immerhin gibt es auch heitere Szenen, etwa die Suche nach einer Tagesmutter im Schnelldurchlauf. Auch wenn Anett Heilfort als Retterin in der Not einige hübsche Auftritte hat: Als Nebenfigur ist Katja gegen Robert (Kai Lentrodt) chancenlos. Marks bester Freund ist dank einer Promotionsarbeit, die er als Ghostwriter schreibt, Experte für Beziehungsfragen und wird daher zu Marks schlechtem Gewissen. Auch er aber kann nicht verhindern, dass sein Freund die Brocken hinschmeißt. Das Paar rauft sich schließlich zwar wieder zusammen, doch Mut machen die realistisch geschilderten Reaktionen der Umwelt, feindselig bei Corinna und spöttisch bei Mark, nicht gerade. tpg.