In Liebe eine Eins: Anna Loos als liebevolle, aber geistig etwas zurückgebliebene Mutter, die mit der Unterstützung eines gewitzten Anwalts (Heiner Lauterbach) um das Sorgerecht für ihren Sohn kämpft.
In Liebe eine Eins: Anna Loos als liebevolle, aber geistig etwas zurückgebliebene Mutter, die mit der Unterstützung eines gewitzten Anwalts (Heiner Lauterbach) um das Sorgerecht für ihren Sohn kämpft.
Der Titel klingt nach Fünfziger-Jahre-Fröhlichkeit und romantischer ARD-Freitagskomödie. Doch der Schein trügt: Das Drama erzählt die Geschichte einer Mutter, die angeblich nicht intelligent genug ist, um ihr Kind zu erziehen.
Das Handlungsmuster erinnert stark an den Film „In Sachen Kaminski“. Hier wie dort bemühen sich geistig leicht zurückgebliebene, aber herzensgute Eltern erfolgreich, ihrem Nachwuchs ein liebevolles Zuhause zu bieten. Der Feind ist in beiden Fällen das Jugendamt, das die Kinder in eine Pflegefamilie gibt, wo sie emotional verkümmern.
Die Unterschiede zwischen beiden Filmen liegen im Detail. In diesem Fall spielt Anna Loos die alleinerziehende Mutter, die weder lesen und schreiben noch rechnen kann. Der Lehrerin ihres Sohnes fällt auf, dass der Junge bei den Hausaufgaben offenbar keine Hilfe hat. Als er auch noch Spuren einer Misshandlung aufzuweisen scheint, verständigt sie das Jugendamt. Dabei war Dominik bloß aus dem Fenster gesprungen, weil seine Mutter ihn zu Hausarrest verdonnert hatte. Als Leni Bluhm beim Rorschach-Test in den Klecksbildern nur Schmetterlinge erkennt, ist der Fall klar. Dass es sich bei Dominiks Pflegefamilie pikanterweise um seine Lehrerin (Susanne Lüning) und ihren Mann handelt, ist zwar etwas unglaubwürdig, treibt die Geschehnisse dramaturgisch jedoch auf die Spitze.
Strahlender Ritter der Geschichte ist Heiner Lauterbach als Anwalt, der mit Fällen dieser Art eigentlich nichts am Hut hat. Seine Zynismen sind ein erfrischender Gegensatz zu Anna Loos, die mimisch und körpersprachlich ganz als Opfer inszeniert ist. Andererseits trimmt Hartmut Griesmayr die Geschichte (Buch: Annette Hess) gar nicht mal konsequent zum Melodram: Angesichts der bornierten Behörden ist man eher zornig als ergriffen. Leni Bluhms schlichte Lebensweisheiten bewahren den Film ohnehin davor, allzu melodramatisch zu werden. Ihre Begriffsstutzigkeit ist immer dann amüsant, wenn sie hochtrabende Aussagen als gestelztes Gerede entlarvt und so den Psychologen mit seinen eigenen Waffen schlägt. Die Botschaft ist klar: Muttergefühle lassen sich nicht mit Intelligenztests messen. tpg.