Bloch: Der Kinderfreund: Dieser Fall von Psychologe Bloch dreht sich um einen Lehrer mit pädophilen Neigungen.
Diese Geschichte ist so heikel, dass man normalerweise größte Bedenken hätte. Bei den „
Bloch„-Autoren aber weiß man den Stoff in den besten Händen: Kaum eine andere Reihenfigur im deutschen Fernsehen wird derart sensibel gehegt und gepflegt. Und das ist auch gut so: Selbst wenn Therapeut Maximilian Bloch das Volumen eines Walrosses haben mag, so ist er doch eine höchst empfindsame Seele, der nichts Menschliches fremd ist.
Diesmal aber stößt selbst Blochs grenzenlose Bereitschaft zur Empathie an ihre Grenzen: Als er den Sohn seiner Lebensgefährtin in der Schule abholen will, überrascht er den Lehrer Liebknecht (Fabian Hinrichs) bei einer Zärtlichkeit gegenüber der zwölfjährigen Marlene. Das geschulte Augen des Psychotherapeuten erkennt sofort, dass die Geste mehr ist als bloß Fürsorge. Ohne Umschweife sagt er Liebknecht ins Gesicht, dass er ihn für pädophil hält. Der Mann lässt sich auf eine Therapie ein und akzeptiert auch die Bedingung, nie wieder allein mit dem Mädchen zu sein. Es ist ein Spiel mit dem Feuer, das prompt schiefgeht: Marlene reagiert auf die vermeintliche Zurücksetzung äußerst zickig, sabotiert fortan den Unterricht und arrangiert eine perfide Rache: Als sie eines Abends einen Knutschfleck am Hals hat und ihre Mutter in ihrem Tagebuch liest, welche Rolle Liebknecht in Marlenes Leben spielt, kommt es zum Eklat. Ein eilends einberufener Elternabend artet zum Tribunal aus. Bloch kann Schlimmeres verhüten, doch dann wird Liebknecht als pädophil denunziert und von der Schule verwiesen. Eine Schülerin sieht, wie Marlene zu ihm ins Auto steigt; prompt formiert sich ein Mob, der zu allem bereit zu sein scheint.
Obwohl die Geschichte das Zeug zum Thriller hat, inszeniert Kilian Riedhof, der das Drehbuch zusammen mit Marco Wiersch schrieb, den Film zwar mit hoher Intensität, aber auch therapeutisch gelassener Distanz. Um so packender ist das Finale, als es zur Treibjagd auf Liebknecht kommt und selbst Bloch in Lebensgefahr gerät. Gerade weil Riedhof auf jede Effekthascherei verzichtet, gelingt ihm die Gratwanderung: Nie kommt auch nur der Hauch von Spekulativität auf. Alle Beteiligten haben spürbar Wert darauf gelegt, das heikle Thema nicht als billigen Vorwand zu missbrauchen, um Aufsehen zu erregen. Die ungewöhnlich konzentrierte Umsetzung wiederum dürfte nicht zuletzt dem Hauptdarsteller zu verdanken sein. Pfaff, der nach eigenen Angaben selbst mal kurz davor stand, Psychologie zu studieren, scheint in Maximilian Bloch noch stärker aufzugehen als in der nicht minder kongenialen Rolle des Samstagskommissars Sperling (ZDF). Der Film „Der Kinderfreund“, Blochs elfter Fall, ist einer der besten der Reihe. tpg.