Tykho Moon: Ein Mysterium ist dieser Film, der nicht zum Ausdruck bringen kann, was er eigentlich sagen will und warum wir uns dafür interessieren sollten. Pseudoanspruch und Dialoge von quälender philosophischer Verblasenheit machen Enki Bilas dystopische Geschichte einer Zukunft des Verfalls zu einer Herausforderung für Zuschauer, die sich vom Kino, aus welchen Gründen auch immer, Unterhaltung erwarten. Eine Herausforderung...
Mac Bee, dekadenter Diktator des unter einer Dunstglocke dahinvegetierenden Paris, möchte ewig leben. Dazu braucht er frische Organe, die sein Leibarzt mit Freude verpflanzt. Einer seiner Spender, der sagenumwobene Revolutionär Tykho Moon, ist zurückgekehrt. Doch er hat sein Gedächtnis verloren. Killer zweier konkurrierender Organisationen (die schöne Lola und ein eiskalter „Journalist“) hängen sich an den jetzigen Künstler…
Enki Bilal, als Comiczeichner hochgeschätzt, entwirft ein apokalyptisches Bild der Zukunft, in der ein totalitärer Überwachungsstaat à la „1984“ die Macht übernommen hat. Für seinen zweiten Spielfilm konnte Bilal auf eine exzellente Schauspielerriege (Michel Piccoli, Julie Delpy) zurückgreifen.
Darsteller und Crew
Regisseur
Enki Bilal
Produzent
Alain Centonze,
Christoph Hahnheiser,
Maurice Bernart,
Wieland Schulz-Keil
Darsteller
Julie Delpy,
Michel Piccoli,
Richard Bohringer,
Jean-Louis Trintignant,
Johan Leysen,
Marie Laforêt,
Frédéric Gorny,
Yann Collette,
Peter Berling
Drehbuch
Enki Bilal,
Dan Franck
Musik
Goran Vejvoda
Kamera
Eric Gautier
Schnitt
Thierry Derocles
Bilder
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Kritikerrezensionen
Tykho Moon Kritik
Ein Mysterium ist dieser Film, der nicht zum Ausdruck bringen kann, was er eigentlich sagen will und warum wir uns dafür interessieren sollten. Pseudoanspruch und Dialoge von quälender philosophischer Verblasenheit machen Enki Bilas dystopische Geschichte einer Zukunft des Verfalls zu einer Herausforderung für Zuschauer, die sich vom Kino, aus welchen Gründen auch immer, Unterhaltung erwarten. Eine Herausforderung, der sich wohl auch nur wenige stellen werden.
Ein Mysterium ist „Tykho Moon“, weil in der vorliegenden Form nicht klar wird, was Frankreichs Darstellerelite wie Michel Piccoli, Julie Delpy oder Richard Bohringer überzeugt hat, an diesem Projekt mitzuarbeiten. Die Geschichte bietet Versatzstücke aus Science-fiction-Literatur und -Kino, - nichts Originelles, das diese Anziehungskraft erklären könnte. Der 70jährige Piccoli hat die auffälligste Rolle, die des siechenden Diktators Mac Bee, der seine Degeneration mit Organverpflanzungen aufzuhalten versucht und das Land mit Razzien durchzieht, um geeignete Spender zu finden. Mac Bee fürchtet den Tod und Tykho Moon, den legendären Revolutionär, der - totgeglaubt - nach langer Zeit wiederaufgetaucht sein soll. Eine Zeitlang hält sich Bilals Film damit am Leben, zu fragen, welche Verbindung zwischen diesem Phantom und dem unter Amnesie leidenden Bildhauer Anikst (Johan Leysen) besteht. Ein Rätsel, das letztlich kaum interessiert, weil es eigentlich keines ist und die Figur Tykho Moons uns gleichgültig bleibt. Wie auch Bilals düstere, graue, staubige Welt ohne Mitleid, in der es keine Zahnpasta gibt und Duschen vermietet werden, in der hinter großen Mauern alle Pariser Wahrzeichen „projeziert“ werden, und jeder halbwegs skeptische Zuschauer ahnen wird, daß dieser Ort nicht das ist, was er vorgibt zu sein. Auch ein Nebenplot um zwei auf verschiedenen Seiten operierende Killer (Bohringer, Delpy), in deren Nähe Protagonist Anikst gerät, kann die inhaltliche Konfusion und das schleppende Erzähltempo dieses vor allem in seinen Dialogen prätentiösen, unzugänglichen Films nicht kompensieren. Enki Bilal, Frankreichs führender politischer Comicautor und ein Visionär düsterer Welten, zählt Andrzej Zulawksi und Andrej Tarkowski zu seinen filmischen Vorbildern. Parallelen zu „Solaris“ und „Stalker“ sind erkennbar, doch leider ist „Tykho Moon“ weit mehr Zulawksi als Tarkowski, weit mehr pseudophilosophisches Forum als geistige Reise.