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Tony Takitani

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Tony Takitani: Erste Verfilmung einer Kurzgeschichte des japanischen Bestseller-Autors Haruki Murakami.

Poster

Tony Takitani

  • Kinostart: 09.06.2005
  • Dauer: 76 Min
  • Genre: Drama
  • FSK: ab 0
  • Produktionsland: Japan

Handlung und Hintergrund

Aufgrund des frühen Todes der Mutter und der häufigen Abwesenheit des Musikervaters entwickelt sich Tony Takitani (Issey Ogata) zum kühlen Einzelgänger mit großem Talent für die technische Zeichnerei. Romantische Gefühle entdeckt er erst, als die schöne Eiko (Rie Miyazawa) in sein Leben tritt. Allein ihr manisches Faible für sündteure Designerklamotten droht die Haushaltskasse zu sprengen. Doch plötzlich findet auch Eiko einen frühen, tragischen Tod. Ratlos und einsamer denn je sucht Tony per Inserat nach einer Frau, die Eikos Kleider auftragen soll.

Werbe- und Dokumentarfilmspezialist Jun Ichikawa schuf diese auf renommierten Festivals bejubelte Adaption eines Romans des japanischen Bestseller-Autoren Haruki Murakami.

Der einsame Tony Takitani begegnet eines Tages seiner großen Liebe - und heiratet sie. Eiko hat nur einen Fehler: Sie ist süchtig nach Designerklamotten. Als die Stoffmengen in der Wohnung unübersichtlich werden, bittet Tony Eiko, sich etwas einzuschränken. Kurz darauf stirbt Eiko bei einem Unfall. Tony gibt eine Anzeige auf, um eine Sekretärin zu suchen, die Eikos Kleider aufträgt.

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Darsteller und Crew

Regisseur
  • Jun Ichikawa
Produzent
  • Keiko Yonezawa,
  • Motoki Ishida
Darsteller
  • Issei Ogata,
  • Rie Miyazawa,
  • Takahumi Shinohara
Drehbuch
  • Jun Ichikawa
Musik
  • Ryuichi Sakamoto
Kamera
  • Taishi Hirokawa
Schnitt
  • Tomoo Sanjyo

Bilder

Kritiken und Bewertungen

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Kritikerrezensionen

    1. Gut angezogene Frauen kommen häufig vor bei Haruki Murakami, dem Autor von Bestsellern wie „Mister Aufziehvogel“ und „Naokos Lächeln“, und werden in der dem Film zugrundeliegenden gleichnamigen Erzählung, die in der deutschen Übersetzung erstmals Ende Mai beim „Dumont-Verlag“ erscheint, nun zum Thema gemacht. „Ich habe das Gefühl, dass die Kleidung das ausgleicht, was in meinem Innersten fehlt“ sagt Eiko und charakterisiert damit die innere Leere, welche die grauen, blanken Räume des Films bestimmt, in denen etwas Unbennenbares zu fehlen scheint. Für Tony wird diese Leere durch Eiko verdrängt und kehrt mit ihrem Verlust größer denn je zurück, verbildlicht in dem leeren Raum, den zuvor ihre Kleider füllten.

      Eine ruhige, weiche Erzählerstimme führt in einem Voice-over durch den Film. Der Erzählstil der Textvorlage wird wortgenau beibehalten. Die filmischen Szenen dienen der bloßen Illustration der Geschichte, sind die „Lesung“ anreichernde symbolische Impressionen, die nicht die Erzählung vorantreiben, sondern die Atmosphäre vertiefen. Der Film ist eine Hommage an das gedruckte Wort, ohne überraschenderweise an filmischer Kraft einzubüßen.

      Zu Beginn des Films wird in einer langen Einleitung die Geschichte des Vaters und Tonys Kindheit in einer Art Diashow zusammengefasst, die sich für den Stil des Films symptomatisch zeigt, wo die einzelnen Filmszenen so still und unbeweglich arrangiert sind wie Fotographien. Die einzelnen Impressionen werden durch Kamerafahrten von links nach rechts in einem konstanten, musikalischen Rhythmus miteinander verbunden, der an das Umblättern von Seiten erinnert und die Idee des Buches und somit das Artifizielle der Handlung immer präsent hält.

      Es wird eine Distanz aufgebaut zwischen Zuschauer und Geschehen, und ganz im Sinne des Brechtschen Verfremdungs-Effekts kommentieren die Charaktere sich selbst, indem sie die Sätze des Erzählers beenden und so die Handlung unterbrechen. Wenn die Filmfiguren überhaupt sprechen, dann meist zum Zuschauer und nicht zum Dialogpartner. Über das Fehlen von direkten Dialogen wird die zwischenmenschliche Kommunikation problematisiert, ganz im Sinne Murakamis, dessen größtes Thema auch in „Tony Takitani“ wieder die Einsamkeit ist. Die Isolation der Charaktere wird im Film auch über die Räume vermittelt, die als Konstrukte erkennbar sind und wie Theaterkulissen wirken, die vereinzelt am Rande der Stadt im Grünen stehen.

      Verfremdende Wirkung hat auch die Verkörperung beider Hauptdarsteller von gleich zwei Charakteren des Films. So spielt Issey Ogata Tony sowie seinen Vater und Rie Miyazawa Eiko sowie das Mädchen Hisako, das nach deren Verschwinden in Erscheinung tritt.

      In seinen reduzierten Bildern, die auf die Konstruiertheit der Geschichte aufmerksam machen, in der Kulissenhaftigkeit der Ausstattung und der kommentierenden Erzählerstimme erinnert „Tony Takitani“ an Lars von Triers meisterliches Theatral-Film-Werk „Dogville“. Doch fehlt dem offenen Ende im Gegensatz zu „Dogville“ die Moral, wird der V-Effekt umgedacht, geht es mehr um Atmosphärenerzeugung, um die Verbildlichung eines Gefühls, als um Belehrung.

      Der Film wirkt wie mit einer hellgrauen Schicht überzogen, zum einen durch die high-key Beleuchtung, zum anderen durch eine Farbreduzierung der Bilder und auch durch häufig verwendete extreme Untersichten, die dem weiß-grauen, leeren Himmel den größten Teil des Bildes einräumen.

      Die fabelhafte Musik des zahlreich ausgezeichneten Komponisten Ryuichi Sakamoto verschmilzt die stillen Bilder zu einem sanften, geraden Fluss, kalt vor Einsamkeit, in den sich mit Eikos Auftauchen kurzzeitig ein warmes Rinnsal mischt, das am Ende doch wieder im großen Strom verloren geht.

      Fazit: Filmische Lesung der Kurzgeschichte einer japanischen Literaturikone, die mit stillem Charme und fesselnder Musik besticht.
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    2. Tony Takitani: Erste Verfilmung einer Kurzgeschichte des japanischen Bestseller-Autors Haruki Murakami.

      Den Buchmarkt hat er weltweit längst erobert, der Japaner Haruki Murakami, von dessen „Naokos Lächeln“ allein in Japan über vier Millionen Exemplare verkauft wurden. An Raymond Chandler erinnert sein Stil, den kurze Sätze fast ohne Adjektive prägen. Mit „Tony Takitani“ liegt nun die erste Verfilmung des Bestsellerautors vor, wobei Regisseur Jun Ichikawa sich eng, ja geradezu sklavisch an die (Kurzgeschichten-)Vorlage hält. Belohnt wurde dies bereits in Locarno, wo die streng durchkomponierte Arbeit sowohl den FIPRESCI-Preis als auch den der Jury gewann.

      Mit einer Literaturverfilmung im wortwörtlichen Sinn sieht man sich hier konfrontiert, mit einer Adaption, die geschriebenen Sätzen näher liegt als bewegten Bildern. Ein Erzähler liest aus dem Off einen Großteil der Handlung vor, was den hierzulande weitgehend unbekannten Regisseur Jun Ichikawa einerseits als großen Fan des Autors ausweist, andererseits dem Zuseher einen direkten Zugang zum reduzierten Ton Murakamis ermöglicht. Ein Hörbuch auf Zelluloid, das gerade durch seine Kargheit, seine Rigidität zu fesseln versteht. Wie Kapitel gliedern sich die einzelnen Szenen, die funktional das traurige Schicksal von „Tony Takitani“ nacherzählen.

      Als Sohn eines Jazzmusikers ist Tony viel alleine. Die Zeit vertreibt sich die Halbwaise mit Malen, er fertigt naturalistische, detailgetreue Bilder an, was zu einer Karriere als technischer Zeichner führt. Einsamkeit stellt für ihn einen natürlichen Zustand dar, als er eines Tages seine große Liebe kennen lernt und bald darauf heiratet. Tony ist glücklich, fühlt sich geborgen. Doch Ehefrau Eiko ist ein Shopaholic, süchtig nach Designerkleidung. Das Geld wird knapp, Tony bittet die Gattin sich einzuschränken. Da verunglückt Eiko tödlich. Tony ist wieder alleine, dafür im Besitz eine Unmenge von Klamotten. Er gibt ein Inserat auf, sucht nach einer Frau, die über Eikos Maße verfügt.

      Eine einfache Geschichte ohne psychologische Erklärungsversuche. Die Dinge sind wie sie sind, lassen sich nicht wirklich ändern. Durchstehen, durchhalten heißt die Devise. In jedem Unglück steckt auch ein Fünkchen Glück, der existenziellen Melancholie kann manchmal ein Augenblick der Freude abgerungen werden. Dabei ändert sich für den Einzelnen wenig, was auch Ryuichi Sakamotos schwermütiges und monotones, immer wieder aufgegriffenes Klavier-Thema wunderbar belegt. Derweil beobachtet Taishi Hirokawas Kamera die wenigen, minimalistisch agierenden Schauspieler wie Insekten, dokumentiert, erzählt nicht. Langweilig? Keineswegs. Die Leinwand wird zu Papier, die Bilder zur Kalligrafie, ganz im Sinne des Schriftstellers. Dessen bevorzugte Themen vorkommen: der Krieg, der Jazz, die unergründlichen Frauen und die einsamen Männer. Wer nicht lesen will, darf sehen. Haruki Murakami verfügt schon über eine große Fangemeinde, jetzt darf Jun Ichikawa hoffen, als Filmemacher entdeckt zu werden. geh.
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