Tatort: Der Inder: Thorsten Lannert (Richy Müller) und Sebastian Bootz (Felix Klare) ermitteln in einem Mordfall, der mit einem Bauskandal vor dem Hintergrund von Stuttgart 21 zusammenhängt.
Tatort: Der Inder: Thorsten Lannert (Richy Müller) und Sebastian Bootz (Felix Klare) ermitteln in einem Mordfall, der mit einem Bauskandal vor dem Hintergrund von Stuttgart 21 zusammenhängt.
Niki Stein stellt die schwäbische Metropole in seinem faszinierend konstruierten Film über Stuttgart 21 als Sumpf aus Filz und Korruption dar.
Mit diesem Film beweist der SWR großen Mut; so unverblümt setzen sich sonst nur die ZDF-Reihe „Unter Verdacht“ und gelegentlich der „Tatort“ des Bayerischen Rundfunks mit unheiligen Allianzen aus Politik und Wirtschaft auseinander. Dennoch ist der Film in erster Linie ein Krimi: Nach der Ermordung eines früheren Staatssekretärs durch einen Profikiller gerät sogar der ehemalige Ministerpräsident ins Visier der Ermittler. Mindestens so reizvoll wie der Stoff ist Niki Steins komplexe Erzählstruktur. Als wäre die Geschichte nicht ohnehin schon kompliziert genug, hüpft der Film fortwährend zwischen verschiedenen zeitlichen Ebenen hin und her, um auf diese Weise Stückchen für Stückchen das gesamte Bild entstehen zu lassen. Vordergründig geht es für die beiden Kommissare Lannert und Bootz (Richy Müller, Felix Klare) natürlich darum herauszufinden, wer den Tod des Politikers in Auftrag gegeben hat; aber von nicht minder großer Bedeutung ist die Arbeit eines Untersuchungsausschusses, der versucht, den Sumpf aus Filz und Korruption, den die abgewählte Landesregierung hinterlassen hat, trockenzulegen. Kein Wunder, dass die Geschichte fast zu groß für die vergleichsweise bescheidenen Mittel eines Sonntagskrimis ist. Deshalb wartet der Film auch nicht mit wuchtigen Bildern auf, selbst wenn die narrative Struktur zur Folge hat, dass die Schauplätze ständig wechseln. Es gibt zwar durchaus Szenen, für die vermutlich ein gewisser logistischer Aufwand nötig war, aber neben dem Sujet liegt der Reiz des Krimis vor allem in der Dramaturgie. Ähnlich durchdacht ist die Bildgestaltung. Die Musik von Steins Stammkomponist Jacki Engelken ist stilistisch ebenso vielfältig und trägt ihren Teil dazu bei, die Ebenen kunstvoll miteinander zu verknüpfen. tpg.