Öl - Die Wahrheit über den Untergang der DDR Kritik
Öl - Die Wahrheit über den Untergang der DDR: Ins Gewand einer Dokumentation gepackte Geschichte über die "wahren" Gründe des Untergangs der DDR.
Niki Stein erzählt in seiner liebevoll gestalteten und verblüffend echt wirkenden Mockumentary die Wahrheit über den Untergang der DDR.
Rund um die Ereignisse, die letztlich zur Öffnung der Mauer führten, sind schon einige Legenden gestrickt worden, doch Niki Steins Variante ist verblüffender als jede Verschwörungstheorie. Um seine Verdienste angemessen würdigen zu können, muss leider ein entscheidender Aspekt verraten werden: „Öl“ bedient sich der Mittel einer Dokumentation, erzählt aber eine erfundene Geschichte; und das so täuschend echt, dass Zufallszuschauer den Unterschied nicht merken werden. Stein bedient sich geradezu exemplarisch jener Kombination aus Gesprächen, Ausschnitten und nachgestellten Szenen, wie sie für Dokudramen typisch ist. Außerdem hat er den Film als Presenter-Reportage gestaltet. Deren Protagonisten nehmen sich selbst oft mindestens so wichtig wie den Gegenstand ihrer Recherchen, und auch diesen Tonfall hat Stein ausgezeichnet getroffen. Handwerklich ähnlich brillant hat zuletzt Olli Dittrich die Genres Frühstücksfernsehen und Talkshow parodiert. Aber die Persiflagen des genialen Komödianten waren zumindest inhaltlich als solche zu erkennen. Stein dagegen kopiert nicht nur bis ins Detail auch bildgestalterisch (Kamera: Armin Alker) die Arbeitsweise der Dokumentaristen, er mischt Fakten und Fiktion derart perfekt, dass man die Trennlinie kaum ausmachen kann. Dazu tragen neben Ulrich Tukur als Sprecher auch einige echte Journalisten bei. Selbst der Kern der Geschichte klingt nicht völlig unplausibel: Vor der Küste Rügens haben ostdeutsche Wissenschaftler vor Jahrzehnten ein respektables Ölvorkommen vermutet, aber dann kam die „Wende“; durch den Untergang ihres Staats sind die Bürger der DDR um eine goldene Zukunft betrogen worden. Der Film dokumentiert die Recherchen einer jungen TV-Journalistin (Katharina Hackhausen), die feststellt, dass sie in ein Wespennest gestochen hat, denn die vermeintlich verjährte Geschichte ist noch brandaktuell. tpg.