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Öffne meine Augen

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Te doy mis ojos: Ausgezeichnetes spanisches Beziehungsdrama, das einfühlsam den Fluchtversuch einer Frau vor ihrem gewalttätigen Ehemann schildert.

Poster

Öffne meine Augen

Handlung und Hintergrund

Wieder mal ist Pilar (Laia Marull) vor ihrem Schlägergatten Antonio (Luis Tosar) geflüchtet, diesmal Hals über Kopf mit dem Sohn unterm Arm. Bei der Familie der Schwester erholt sie sich erst mal ein paar Tage. Doch Antonio lässt nicht locker, verspricht, sich zu ändern und endlich eine Therapie zu beginnen. Pilar erhört ihn und tatsächlich geht eine Zeit lang alles gut. Dann aber wecken ihre neue Selbständigkeit und der berufliche Erfolg in Antonio die alte Wut.

Starke Schauspielerleistungen und klare Fronten im inhaltlich etwas klischeehaften Beziehungsdrama und nunmehr dritten Film der spanischen Regisseurin Icíar Bollaín.

Pilars Mann Antonio hat ein Problem mit seiner Selbstbeherrschung, was nach langer schmerzhafter Zeit der Duldung dazu führt, dass Pilar schließlich mit ihrem Sohn zu ihrer Schwester flüchtet. Antonio beginnt endlich eine Therapie, Pilar nimmt einen neuen Job an und scheint einen Lebenstraum verwirklichen zu können. Doch ihre Liebe zu Antonio lässt sie nicht zur Ruhe kommen.

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Darsteller und Crew

Regisseur
  • Icíar Bollaín
Produzent
  • Santiago García de Leániz
Darsteller
  • Luis Tosar,
  • Candela Peña,
  • Laia Marull,
  • Rosa Maria Sardà,
  • Kiti Manver,
  • Sergi Calleja,
  • Elisabet Gelabert,
  • Nicolas Fernandez Luna,
  • Dave Mooney,
  • Chus Gutierrez,
  • Elena Irureta
Drehbuch
  • Icíar Bollaín,
  • Alicia Luna
Musik
  • Alberto Iglesias
Kamera
  • Carles Gusi
Schnitt
  • Ángel Hernández Zoido

Bilder

Kritiken und Bewertungen

5,0
1 Bewertung
5Sterne
 
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4Sterne
 
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3Sterne
 
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2Sterne
 
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Kritikerrezensionen

    1. Es ist ein dunkles Licht, das dieser Film auf die Männer Spaniens wirft. Sie schlagen ihre Frauen, demütigen und unterdrücken sie, behandeln sie wie Sklavinnen und vor allen Dingen verstehen sie sie nicht. Es findet keine Kommunikation zwischen den Geschlechtern statt. Viel mehr als ein „Wo ist mein Essen?“ kriegen die Männer scheinbar nicht über die Lippen. Außerdem sind sie besessen von dem Wunsch, das Leben ihrer Frauen vollständig zu kontrollieren. Unabhängigkeit und Freiheitsdrang, das sind Rechte, die sie nur sich selbst zusprechen. Ein Mann, der Frühstück macht und abwäscht wird da gleich zu einem Alien. Da bleibt nur die Hoffnung, der Film habe die netten Männer Spaniens einfach mal außer Acht gelassen.

      „¿Alles Liebe?“ beginnt mit einer kopflosen Flucht. Doch wovor die junge Frau flieht, wird dem Zuschauer zunächst noch vorenthalten. So steht die Frage im Raum, was dieser Frau angetan wurde, dass sie sich selbst vor lauter Angst und Verzweiflung vergisst. Sie ist ein seelisches Wrack und umgehend beginnt man die Person zu verabscheuen, die das zu verantworten hat.

      Dem Täter, ihrem Ehemann Antonio begegnet man also keinesfalls unvoreingenommen. Man lernt ihn kennen als aggressiven, unbeherrschten und eifersüchtigen Mann, der Besserung gelobt. Er beschenkt Pilar mit Blumen und Schmuck und begibt sich in Therapie. Dort werden nun auch ansatzweise Erklärungen geliefert, wie Antonios Verhalten entstanden sein könnte. Antonio ist sprachlos, was das Formulieren seiner Gefühle betrifft. Er kann weder sagen, was er an Pilar liebt, noch kann er die Gründe für seine Aggressionen hinterfragen.

      Doch auch Pilar gehört zunächst zu den Sprachlosen dieser Gesellschaft. Während ihre Mutter und ihre Schwester bereits ein festes Urteil gefällt haben und Forderungen an sie stellen, weiß sie selbst nicht, welchen Weg sie einschlagen soll. Um sich von Antonio zu lösen, muss sie sich auch der gemeinsamen Vergangenheit stellen.

      Die Gefühle und die Situation der Protagonistin finden immer wieder ihre Entsprechung in Bildern von Mythen, Legenden und biblischen Geschichten. Diese Bilder helfen Pilar, ihre Lage zu verstehen und sich selbst in die Situation einzuordnen. Diese Ordnung muss sie erst begreifen, damit sie sie verlassen kann. Es gelingt ihr jedoch nicht, sich auch Antonio begreiflich zu machen.

      Der Zuschauer wird dazu aufgefordert, nicht vorschnell über Antonio zu urteilen. Er soll eine zweite Chance erhalten. Doch der Film erzählt nicht seinen Weg aus der Aggression, sondern vielmehr den schwierigen Weg Pilars, sich von Antonio zu lösen. Endlich ein eigenes Leben zu führen und sich nicht mehr anderen Menschen in die Hand zu geben. Ihre eigene Lage zu verorten und so ihre eigene Persönlichkeit zu finden.

      Männer und Frauen sind in diesem Film in eine Sackgasse geraten, aus der sie nur herauskommen können, wenn sie einen Schritt in die Richtung des jeweils anderen machen. Denn es sind nicht nur die Männer, die sich im Film erst ändern müssen, damit die Welt für beide besser aussieht. Der Film fordert, dass Frauen sich nicht mehr selbst aufgeben und sich mit Haut und Haar einem Mann unterstellen. Er will Frauen dazu auffordern, sich zur Wehr zu setzen und gleichzeitig ein Bild realer häuslicher Gewalt liefern, die auch heute noch in vielen Ländern weder gesetzlich verfolgt noch moralisch hinterfragt wird.

      Fazit: Ein Film, der trauigerweise wichtig ist, da er ein Thema in den Mittelpunkt rückt, das auch heute noch zu wenig diskutiert wird.
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    2. Öffne meine Augen: Ausgezeichnetes spanisches Beziehungsdrama, das einfühlsam den Fluchtversuch einer Frau vor ihrem gewalttätigen Ehemann schildert.

      Ehe als Gewalt-Spirale ohne Ausweg. Für eine junge spanische Mutter ist dieser Schrecken Wirklichkeit, dennoch kehrt sie nach einer kurzen Auszeit zu ihrem Mann zurück und hofft auf eine „normale“ Beziehung. Als sie einen Job annimmt und er vor Eifersucht wieder mal ausrastet, steht sie vor einer existenziellen Entscheidung. Die mit sieben Goyas ausgezeichnete psychologisch spannende Studie über Gewalt, Abhängigkeit und falsche Liebe sollte nicht nur Frauen ansprechen.

      Szenen einer Ehe. Während bei Ingmar Bergman die Auseinandersetzung vor allem auf der Dialogebene stattfindet, läuft die Konfliktlösung in Iciar Bollains drittem Spielfilm über physische Gewalt und psychische Einschüchterung. Zehn Jahre hat Pilar Schläge und Krankenhausaufenthalte über sich ergehen lassen und geschwiegen. Jetzt will sie nur noch weg. Mit Hausschuhen an den Füßen und dem Sohn an der Hand versucht sie hektisch, ein Taxi zu finden. Sie verlässt - wieder einmal - die eheliche Wohnung nach einem handfesten Krach, findet Unterschlupf bei ihrer jüngeren Schwester, die sie zur Scheidung drängt und ihr einen interessanten Job im Museum besorgt. Die Atempause währt nicht lange, die junge Frau glaubt den Schwüren ihres Mannes und kehrt nach Hause zurück. Sie schöpft Hoffnung, als er eine Therapie beginnt und relativ gefasst zur Kenntnis nimmt, dass sie mit zwei Freundinnen als feste Museums- und Fremdenführerin arbeiten will. Die Ruhe trügt. Das „Battered Wife Symdrom“, das Syndrom der geprügelten Ehefrauen ist international, in Spanien wird es noch verschärft durch den Machismo. Fast bilderbuchhaft erzählt die Regisseurin, wie der beruflich erfolglose Verkäufer unter mangelndem Selbstbewusstsein leidet und mit seiner Frau jemanden hat, an dem er sein Mütchen kühlen und sein Ego aufrichten kann. Zwischendurch glaubt Pilar immer wieder an die Liebe, schwankt zwischen ihren Emotionen und seiner Unberechenbarkeit. Manchmal erinnert die Ästhetik an dänische Dogma-Filme. Es sind die Schauspieler, die überzeugen. Laila Marull, die zusammenzuckt, wenn ihr Peiniger die Faust ballt und vor ihrem Gesicht herunterdonnern lässt, die als zitterndes Angstbündel sich selbst verliert. Und Luis Tosar, der seine Wut nicht zähmen kann, auf die anderen Schläger in der Männergruppe verachtend herabguckt, aber keinen Deut besser ist. Der Film entgeht der leichten Verführung, dem Täter die Schuld zuzuschieben und nur Mitleid für das Opfer zu wecken. Auch der Mann ist ein armer Hund, der nicht aus seiner Haut kann, nicht nur das Leben der Partnerin, sondern auch das eigene zerstört. Zu Beginn sind beide hilflos, am Ende gewinnt Pilar an Stärke und Entscheidungskraft, aus Demütigung entwickelt sich Widerstand. Gewalt definiert sich hier nicht als individuelles, sondern als gesellschaftliches Problem. Es schmerzt zutiefst, zwei Menschen beim Niedergang der Gefühle zuzuschauen, bei der systematischen Zersetzung einer Utopie, die sich Liebe nennt. Dieses harte Ehedrama vermeidet Gefälligkeit und erweist in seiner Wahrhaftigkeit dem Zuschauer dadurch einen Gefallen. mk.
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