Maria: Liebesdrama, das Fakten aus der Nachkriegszeit aufgreift: Deutsche Frauen wurden von Island zur Heirat abgeworben.
Um die großen Gefühle einer Frau, um Träume und Alpträume geht es in Einar Heimissons Hochschul-Abschlußfilm, aber auch um ein Stück Historie. Denn Ende der vierziger Jahre brachen 237 junge deutsche Frauen auf, um in Island für gutes Geld auf Bauernhöfen zu arbeiten. Dabei war das Ganze nur ein verkappter Heiratsmarkt: Weil die in Island stationierten Amerikaner die besten Frauen weggeheiratet hatten, herrschte akuter Frauenmangel. Eine, die voller Hoffnung nach Norden aufbricht, ist „Maria“, dargestellt von Barbara Auer.
Die Auffanglager für Flüchtlinge nach dem Krieg sind alles andere als ein Zuckerschlecken. Verständlich, daß die arbeitstüchtigen, jungen Mädchen sich möglichst schnell eine neue Zukunft aufbauen wollen, und (fast) jedes Angebot annehmen, um aus der Misere wegzukommen. Als der isländische Bauernverband 1949 weibliche Arbeitskräfte mit „rassischer Reinheit“, guter Gesundheit und einwandfreiem Lebenswandel sucht, meldet sich auch die aus Schlesien stammende und nach Lübeck verschlagene Maria. Auf dem wackligen Trawler nach Island verliebt sie sich in den Seemann Olaf (Hinrik Olafsson), der ihr verspricht, sie bald abzuholen und zu heiraten. Maria landet auf einem Einödhof bei einem alten Geschwisterpaar und muß hart arbeiten. Als der Bauer sie sexuell belästigt, flieht sie nach Reykjavik, in der Hoffnung, dort auch Olaf wiederzufinden. Statt dessen trifft sie den Juden Bruno (Rudolf Kowalski), der ihr einen Job als Bardame verschafft und sie insgeheim liebt. Als er eines Tages Olaf mitbringt, kommt die Enttäuschung: Er hat in eine reiche Familie eingeheiratet, seine Frau erwartet ein Kind.
Das Melodram über eine „Kriegsbraut“, die am Ende doch noch ihr Glück findet, spielt vor traumhafter isländischer Landschaftskulisse. „Maria“ ist ein wunderbar „altmodischer“ Film der leisen Zwischentöne, bei dem vor allem die Leistung von Barbara Auer besticht. Souverän verkörpert die 38jährige eine Frau, die trotz aller Tiefschläge sukzessive an Kraft, Stärke und Selbstwertgefühl gewinnt, sich nicht unterkriegen läßt. Auf ihrem Gesicht spiegeln sich alle Emotionen wieder - Glück, Trauer, Verletzbarkeit, Sehnsucht, Hoffnung. Es gibt zwar wenig spektakuläre Szenen, dafür aber ausdrucksstarke Kinobilder und eine solide aufgebaute Handlung. Da der Verleih Movienet, der schon mit dem Sleeper „Broken Silence“ einen Überraschungserfolg verbuchte, die Kinoauswertung übernommen hat, könnte sich „Maria“ bei sorgfältiger Plazierung in den passenden Häusern eine Chance an den Kinokassen ausrechnen. Positive Resonanz ist wohl vor allem beim weiblichen Publikum zu erwarten. mk.