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Caché

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Caché: Brillanter Psychothriller von Michael Haneke über eine gut situierte französische Familie, in deren Alltag Angst und Unsicherheit Einzug hält, weil ihr regelmäßig Videoaufnahmen ihres Zuhauses zugespielt werden.

Handlung und Hintergrund

Fernsehmoderator Georges Laurent (Daniel Auteuil) wohnt zufrieden mit seiner schönen Frau Anne (Juliette Binoche) draußen in der Vorstadt. Eines Tages klopfen dunkle Schatten der Vergangenheit in Form anonymer Postsendungen von unmissverständlichem Inhalt an seine Haustür. Während in der Folgezeit der Medienalltag vollen Einsatz fordert und die Familie nichts Böses ahnt, trüben beunruhigende Veränderungen Georges vormals so gewinnendes Wesen.

Michael Haneke

Anonym werden dem Fernsehmoderator Georges Laurent Videoaufnahmen, in denen seine Wohnung zu sehen ist, und Bilder eines Jungen mit blutendem Mund zugespielt. Beflügelt von Erinnerungen aus seiner Kindheit, in der er den algerischen Jungen Majid mit falschen Anschuldigungen vom heimischen Hof trieb, reagiert Georges zunehmend aggressiv - zumal ihn eines der Bänder vor die Haustür von Majid führt, der allerdings seine Unschuld beteuert.

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Dem Fernsehredakteur Georges Laurent und dessen Gattin Anne wird eine Videokassette zugespielt, auf der ihr Haus zu sehen ist. Ein blöder Scherz? Nein. Als weitere Bänder eintreffen, beginnt Georges zu recherchieren. Könnte hinter alledem Majid stecken, jenes algerische Pflegekind, das er einst eifersüchtig vom Hof ekelte? Anne ist empört. Warum hat er ihr nie davon erzählt? George versucht sich zu rechtfertigen, macht Majid ausfindig, der aber seine Unschuld beteuert. Doch Georges glaubt ihm nicht. Mit fatalen Konsequenzen.

News und Stories

Darsteller und Crew

  • Juliette Binoche
    Juliette Binoche
  • Daniel Auteuil
    Daniel Auteuil
  • Annie Girardot
    Annie Girardot
  • Denis Podalydès
    Denis Podalydès
  • Aïssa Maïga
    Aïssa Maïga
  • Michael Haneke
    Michael Haneke
  • Prof. Dr. Veit Heiduschka
    Prof. Dr. Veit Heiduschka
  • Maurice Bénichou
  • Lester Makedonsky
  • Bernard Le Coq
  • Walid Afkir
  • Daniel Duval
    Daniel Duval
  • Nathalie Richard
  • Margaret Ménégoz
    Margaret Ménégoz
  • Michael Katz
  • Christian Berger
  • Nadine Muse
  • Michael Hudecek

Bilder

Kritiken und Bewertungen

3,0
2 Bewertungen
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Kritikerrezensionen

    1. Keine Auflösung, keine Erlösung. Endlos lang dauert der Vorspann, im Bild das bürgerliche Haus der Familie Laurent. Die starre Einstellung ist die Videoaufzeichnung, mit der alles anfängt: Eine Familie unter Beobachtung, das bedeutet Unsicherheit, Verstörung, Beklemmung. Wie soll man mit der vagen, diffusen Bedrohung der Familie umgehen, die aus den Beobachtungsbildern spricht, die unvermittelt einbricht in die festgefügte Familie?

      Die Bilder des Films und die Filme, die die Laurents erhalten, gehen ineinander über, vermischen sich untrennbar. Der Blick des Beobachters ist auch der Blick von Hanekes Kamera, und damit wird der Kinozuschauer zum Täter, zu dem, der die Familie stört und verstört, der aufwühlt, was unter der Oberfläche eines heilen Bürgertums verborgen ist. Haneke lässt die Verstörung durch das Zuschauen entstehen, und zugleich wird die Verstörung der Familie auf den Kinozuschauer übertragen, dem damit eine Art perfide Doppelrolle zugewiesen wird.

      Unter permanenter Beobachtung zeigen sich die Haarrisse in der Beziehung zwischen Georges und seiner Frau Anne, kleine Störfelder, an denen etwas zerbrechen kann. Denn eine Beziehung schließt bei Haneke stets auch die Unmöglichkeit von Beziehung ein, weil es immer Leerstellen gibt, einen blinden Fleck, den der andere nicht sehen kann, nicht sehen darf.

      Stete Beobachtung einer Familie auf Film, das zeigt Haneke als Ambivalenz und Äquivalenz von Voyeurismus und Paranoia, das einfache Beobachtetwerden erzeugt die tiefgreifende Beunruhigung, die das Beobachten erst interessant macht. Und er bietet kein Erklärungsmuster, nicht für die Videokassetten, die die Verstörung auslösen, noch für die Verstörung selbst, die mehr und mehr in den Vordergrund rückt.

      Distanziert wird das Geschehen gezeigt, Standpunkte stehen einander gegenüber, man sieht den Umgang von Anne mit einem Freund, der – zufällig? – denselben Namen trägt wir ihr Sohn Pierrot, man sieht den aufgewühlten Pierrot, der einmal verschwindet und dann doch nur bei einem Kumpel übernachtet hat. Und man sieht die Träume über Georges’ Kindheit, Szenen einer persönlichen, uneingestandenen Schuld im Kleinen, die verknüpft ist mit der großen nationalen Sünde eines Polizeimassakers im Jahr 1961, bei dem 200 Algerier erschossen und in die Seine geworfen wurden.

      Sollbruchstellen vermeintlicher Sicherheit, Rostflecken auf glänzender Fassade, die alles brüchig werden lassen können. Familie Laurent zeigt unter dem Druck anonymer Videobänder Anzeichen der Auflösung; und doch wird nichts akut, alles bleibt im Bereich des Latenten, des Möglichen, nichts bewegt sich im Vordergrund. Doch der Hintergrund ist in Wallung geraten durch reines stures Starren.

      Fazit: Beklemmendes Spiel um die Sicherheit, die sich unter genauem Blick als trügerisch erweist.
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    2. Caché: Brillanter Psychothriller von Michael Haneke über eine gut situierte französische Familie, in deren Alltag Angst und Unsicherheit Einzug hält, weil ihr regelmäßig Videoaufnahmen ihres Zuhauses zugespielt werden.

      Vor acht Jahren zeigte Michael Haneke noch die Kniffe des Thrillers als publikumsheischende Gimmicks. Jetzt setzt der in Frankreich lebende Österreicher die Stilmittel des Genres in seinem neben „Die Klavierspielerin“ zugänglichsten Film ein, um eine Geschichte über eine Familie zu erzählen, deren Verbund nachhaltig erschüttert wird, nachdem ihr zunehmend privatere Videoaufnahmen zugespielt werden. Eine jederzeit nachvollziehbare Studie über das langsame Auflösen des Familienverbunds mit einem sensationellen Daniel Auteuil in der Hauptrolle - zugleich eine wenig kaschierte und kunstvoll in die Textur des Films verwobene Anklage gegen die Aggression, die von der Ersten Welt gegen weniger mächtige Länder ausgeübt wird, von denen man sich bedroht fühlt. Ein Triumph des intelligenten Kunstkinos.

      Mehr noch als in seinem bislang besten Film, dem in Cannes mit dem Großen Preis der Jury ausgezeichneten „Die Klavierspielerin“, dominiert in „Caché“ Michael Hanekes filmemacherische Seite über den moralisch überlegenen Lehrer. Sein neuer Film belehrt nicht. Er zeigt. Und das unter Ausschöpfung aller filmischen Mittel, ohne jemals auch nur ein Iota an Schärfe, Prägnanz und unmissverständlicher Aussage zu verlieren. Im Gegenteil. Die oft so penetrante Didaktik eines „Funny Games“ oder „Wolfszeit“ rückt komplett in den Hintergrund, wenn Haneke sich hier zunächst mit den klassischen Mitteln eines Thrillers seiner klassischen Themen annimmt: der Bedrohung und schließlich langsamen Auflösung des Familienverbandes, dem schmalen Grat zwischen gutbürgerlicher Zivilisiertheit und dem Ausbruch von Aggression und Gewalt. Mit einem simplen Mittel erzeugt der Regisseur sofort die nötige Spannung.

      Während des Vorspanns sieht man eine leere Straße und an ihrem Ende ein idyllisches Haus. Der nächste Schnitt offenbart, dass es sich dabei um eine Videoaufnahme handelt, die dem gut situierten Fernsehmoderator Georges Laurent und seiner Frau Anne, einer Verlagsangestellten, zugespielt wurde - eine Ansicht ihres Hauses. Mit jedem weiteren Video nimmt die Unsicherheit und Angst der Laurents zu. Offenkundig hat jemand nicht nur Zugang zu ihrem Privatleben; er weiß auch um die Vergangenheit Georges‘: Ein Band zeigt den Landbesitz seiner Eltern. Zusätzlich erhält die Familie krude handgezeichnete Bilder, die einen Jungen mit blutendem Mund zeigen. Dieses Motiv spült eine längst verdrängte Erinnerung in George hoch, der sich nach und nach an den algerischen Jungen Majid erinnert, den er als Kind mit erfundenen Anschuldigungen vom heimischen Hof trieb - wovon er seiner Frau nichts erzählt. Dafür reagiert der eigentlich so besonnene Mann zunehmend aggressiv auf seine Umwelt: Wer seine Familie terrorisiert, so zürnt er, der wird einen hohen Preis bezahlen müssen.

      War man bislang in das unmittelbare Drama und das Rätsel um die Videobänder involviert, so schält sich nun der klar ausformulierte Subtext von „Caché“ immer deutlicher heraus: Festgemacht am Irakkrieg, dessen unvermindert schockierende Bilder in einer langen Sequenz im Hintergrund in den Fernsehnachrichten flimmern, ist dieser Film, der seinen Akteuren und dem Zuschauer zusehends den Boden unter den Füßen wegzieht, auch eine Metapher für das Verhalten der westlichen Industriestaaten, die auf die vermeintliche Bedrohung von Ländern der Dritten Welt nicht mit dem nötigen Bedacht, sondern unverhältnismäßiger Gewalt reagieren. Denn alsbald führt eines der Videobänder zu eben jenem Majid seiner Kindheit, der in einem algerischen Ghetto in Paris lebt und Georges mit dessen Fehlverhalten konfrontiert. Als dieser aufgebracht mit Drohungen reagiert, löst er eine Kette von Ereignissen aus, die in einer selbst in Hanekes wenig zimperlichem Schaffen einzigartig erschütternden Szene mündet. Alldieweil bleibt die Thrillerspannung erhalten, weil Haneke eine Auflösung verweigert, wer genau der Hersteller der Videobänder ist. So clever setzt er die Aufnahmen ein, dass man häufig nicht genau weiß, ob man nun inszenierte Szenen der Handlung sieht oder eben Videos des Unbekannten. Eine perfekte Weise, den Zuschauer in das Geschehen zu implizieren. Es steht Haneke besser zu Gesicht, sich bei Hitchcock und dessen Epigonen zu bedienen als deren Mittel zu kritisieren.

      Dass dieses schleichende Horrorszenario funktioniert, ist nicht zuletzt das Verdienst von Daniel Auteuil in der schwierigen Rolle des Georges Laurent. Sehr clever setzt der Schauspieler, blendend unterstützt von Juliette Binoche, auf seinen Ruf als Sympathieträger und Publikumsliebling, der sich spät als Wolf im Schafspelz, als ureigentlicher Aggressor und im Wortsinne Terrorist entpuppt. Wie Haneke hier mit den Erwartungen des Publikums spielt und die Konventionen des klassischen Erzählkinos auf den Kopf stellt, ist mindestens so verstörend wie das weit offene Ende - und eigentlich der ganze Film, in dem stets alles möglich scheint und dessen Intelligenz der Spannung nie im Weg steht. ts.
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      1. Die Schuld der Vergangenheit mit ihrer Ausstrahlung bis in die Gegenwart, das ist Michael Hanekes hochinteressantes Thema, meisterlich inszeniert und von einem hochkarätigen Schauspielerensemble faszinierend umgesetzt.

        „Caché“ ist ein streng und geradezu musikalisch komponierter Film, der in langen Einstellungen ohne Musik und ohne große „action“ auskommt und so eine unbehaglich, bedrohliche Stimmung erzeugt, der man sich nicht entziehen kann. Die Rückblenden in die Vergangenheit rufen auf, sich mit der eigenen Geschichte auseinander zu setzen. Dies gilt für die persönliche wie auch für die nationale Lage. Vor dem aktuellen Hintergrund brennender Autos in den französischen Vorstädten, die von Jugendlichen meist afrikanischer Herkunft angesteckter wurden, mutet Hanekes Film geradezu prophetisch, jedenfalls gesellschaftlich äußerst scharfsichtig an.

        Ein in Paris lebendes Intellektuellenpaar Mitte Vierzig wird zum Stalking-Opfer. Videos werden vor die Tür gelegt, auf denen stundenlang nichts anderes zu sehen ist als ihre enervierend abgefilmte Wohnung in einem bürgerlichen Stadtteil. (…)

        Langsam, aber sicher mündet der sorgsam, klug und sensitiv aufgebaute Spannungsbogen explosionsartig in einer so nicht erahnten Katastrophe. Während man sich als Betrachter zunächst wohl auf ein Bergmann’sches Beziehungsdrama einstellt, in dem vor allem die Frage, wer wem (noch) vertraut, eine übergeordnete Bedeutung zu haben scheint, strickt Regisseur Michael Haneke ein Thrillergeflecht, das bald die scheinbar dokumentarische Ebene zugunsten eines immer dichter werdenden Spannungsbogens verlässt, um nach seiner Entladung wieder zur kühl-nüchternen Dokumentation einer Beziehung am Rande des Scheiterns zurückzukehren.

        In geradezu eiskalten Einstellungen erzeugt Haneke eine Stimmung der Ausweglosigkeit, die sich zum Beispiel in einer einzigen Einstellung im Aufzug des Fernsehsenders widerspiegelt: George will nach dem Tod Majids einem Gespräch mit dessen Sohn aus dem Weg gehen und versucht, sich durch Betreten des Aufzugs der unangenehmen Begegnung zu entziehen. Majids Sohn aber drängt sich in den vollbesetzten Aufzug. Ein Kameraschwenk genügt - und beide stehen sich in den Wandspiegeln des Aufzugs in einem Bild einander unentrinnbar gegenüber.

        Selbst dieser kunstvoll arrangierten Sequenz mutet der Hauch des „zufälligen“, unabsichtlichen Bildes an. Während andere Regisseure und Kameraleute ihr Können sozusagen stets mit Ausrufezeichen versehen, ist hier ein demütiger, aber auch äußerst scharfsichtiger Regisseur am Werk. Ein De-Konstrukteur. Den eigene Augen nicht ganz trauen zu können, den eben gefassten Eindruck korrigieren zu müssen, das mutet Haneke seinen Zuschauern zu. Der Kinobesuch wird so zu einem erkenntnisreichen Seh-Erlebnis. Zum Beispiel die flimmernden Rollbalken des Videobildes, die plötzlich eine scheinbar so klare und banale Einstellung wie die Straßenszene mit dem Haus der Laurents trüben, sie wirken als würde plötzlich das Netz weggezogen, das jeder Kinogänger so gerne für gegeben hält: Ich sitze in der Wirklichkeit, dort oben auf der Leinwand aber ist die Fiktion… (…)

        Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
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