Baching ist ein fiktives Dorf in Oberbayern. Die regionale Kulisse stimmt, erkennbar an dem Zwiebelturm der Kirche und den Bergen im Hintergrund. Sogar die Heuschrecken zirpen im sommerlichen Gras und Kuhglocken hört man auch. Einige Darsteller sprechen bayerisch, andere wieder nicht. Jeder kennt jeden, aber Krankenschwester Laura findet irgendwo in einer Kneipe in der Gegend immer wieder Partner, denen sie nach einer Nacht nicht ein zweites Mal begegnen muss. Und zum Soundtrack gehört auch das auf Hochdeutsch vorgetragene Stiller Raum von Rio Reiser.
Es scheint fast, als wollte Regisseur und Drehbuchautor Matthias Kiefersauer zeigen, wie die Globalisierung der Sprache bis in das letzte bäuerliche Kaff vorgedrungen ist. Annette sagt Hey!, wenn sie ins Zimmer kommt. Und doch wird immer wieder betont, man könne die Heimat nicht aus den Menschen verbannen, und das Dorf sei zu klein, um so einen Unfall jemals zu vergessen. Dass sich das alles nicht so recht zusammenfügen will, dürfte an der relativen Unerfahrenheit des Regisseurs liegen.
Kiefersauer kann hier sein eigenes Drehbuch verfilmen, leider, denn je weiter der Film voranschreitet, desto dringlicher stellt sich die Frage, worum es in Baching eigentlich geht. Um das Trauma, das drei Jahre nach dem Tod eines kleinen Mädchens das Dorf angeblich noch schwer belastet? Zwar weist die Einleitung in diese Richtung und man wartet eine Weile förmlich darauf, was passiert, wenn Benedikt auf die Eltern des Unfallopfers trifft. Aber dann passiert nicht viel. Eigentlich interessiert Benedikts Rückkehr, die von seiner Mutter und seinem Bruder so problematisiert wurde, kaum jemanden im Dorf. Die Bewohner kommen auch nicht richtig vor, obwohl es eine 450-Jahr-Feier gibt mit vielen Menschen in Tracht.
Es geht auch irgendwie um alte Beziehungen, um Roberts Eifersucht, wieder aufflammende Gefühle zwischen Annette und Benedikt. Aber auch diese Liebesschiene bleibt halbherzig und blutleer. Die Dialoge wirken oft hölzern. Benedikt, gespielt von Thomas Unger, will sich einmal mit Laura, die von Meike Droste dargestellt wird, versöhnen. Er schaut vor ihrem Balkon treuherzig zu ihr hoch und sagt, er habe Brezen dabei, ein Hendl vom Fest und viele Sachen, die er ihr sagen müsse. So redet man vielleicht, wenn man zu viele Popsongs gehört hat.
Weil der Regisseur die Atmosphäre nicht herstellen kann, hängen auch die Schauspieler jämmerlich fest. Am Grab des kleinen Mädchen wirft ihre Mutter einmal eine Rose fort mit einer Geste, die übertrieben und müde zugleich wirkt. Oder Annette, gespielt von Bernadette Heerwagen, kündigt mit ernstem Blick an, dass sie ihrem Robert etwas Wichtiges sagen will und dann kommt ein Lächeln zur Entwarnung. Alles in allem wird man in Baching Zeuge eines langweiligen Alltags mit Kuchenessen, Kuscheln und Geplänkel.
Fazit: Unfallverursacher kehrt nach Jahren in sein bayerisches Dorf zurück, aber statt Problemen gibt es Langeweile.