Dank seiner unverwechselbaren Präsenz und seines außergewöhnlichen schauspielerischen Könnens zählt Geoffrey Rush heute zu den angesehensten Charakterdarstellern seiner Generation. Für viele Fans ist er vor allem als Barbossa aus den "Fluch der Karibik"-Filmen bekannt, doch schon Jahre vorher hat der Darsteller in renommierten Produktionen mitgewirkt.
Schauspielausbildung in Australien und Frankreich
Der am 6. Juli 1951 im australischen Toowoomba geborene Künstler absolvierte zunächst ein Schauspielstudium an der University of Queensland und setzte seine Ausbildung anschließend an der Jacques Lecoq Schauspielschule in Paris fort, die für ihre körperbetonte Theaterpädagogik bekannt ist. Was damals als klassischer Werdegang eines Theaterschauspielers begann, sollte sich über die Jahre zu einer internationalen Karriere mit zahlreichen Auszeichnungen entwickeln.
Die Anfänge
Seine ersten Schritte machte Rush vor allem auf der Theaterbühne. Bereits in den späten 1970er-Jahren trat er in mehreren australischen Bühnenproduktionen auf und arbeitete unter anderem mit der Bell Shakespeare Company zusammen. In dieser Zeit entwickelte er ein tiefes Verständnis für klassische Rollen, insbesondere für Werke von Shakespeare und Molière, und erarbeitete sich den Ruf eines besonders wandlungsfähigen Darstellers. Sein Filmdebüt gab er 1981 in dem australischen Thriller "Hoodwink", doch bis zu seinem internationalen Durchbruch sollten noch einige Jahre vergehen.
Der große Durchbruch
1996 gelang Geoffrey Rush der große Sprung in die erste Riege der Filmschauspieler, als er für seine Darstellung des australischen Pianisten David Helfgott in "Shine – Der Weg ins Licht" mit dem Oscar als Bester Hauptdarsteller ausgezeichnet wurde. In dem Drama, das auf einer wahren Geschichte basiert, verkörperte Rush einen Mann, der trotz psychischer Erkrankung eine herausragende Karriere als Musiker verfolgt. Kritiker*innen und Publikum lobten insbesondere seine intensive und glaubwürdige Darstellung. Der Film war weltweit erfolgreich und machte Rush über Nacht zum internationalen Star.
Eine ausgezeichnete Rollenwahl
Es folgten zahlreiche Rollen in großen Hollywood-Produktionen. Besonders viel Beachtung fand sein Auftritt als Marquis de Sade in dem Film "Quills – Macht der Besessenheit" aus dem Jahr 2000. In dem historischen Drama überzeugte Rush mit einer kraftvollen und provokanten Darstellung des französischen Schriftstellers, der für seine radikalen Schriften und seine Inhaftierung im Irrenhaus berüchtigt war. Für seine Leistung wurde er erneut für den Oscar nominiert, ebenso wie für den BAFTA Award und den Golden Globe.
Geoffrey Rush betritt das "Fluch der Karibik"-Deck
Ab 2003 übernahm Geoffrey Rush eine Rolle, die ihn einem noch breiteren Publikum bekannt machte: die des Captain Hector Barbossa in der "Fluch der Karibik"-Reihe. Als charismatischer und zugleich furchteinflößender Pirat trat er an der Seite von Johnny Depp auf und entwickelte sich schnell zu einem der beliebtesten Charaktere der Filmreihe. Er spielte Barbossa in allen fünf Teilen zwischen 2003 und 2017. Die Figur bestach durch eine Mischung aus bedrohlichem Auftreten und ironischem Humor, was nicht zuletzt Rushs Fähigkeit zu verdanken war, selbst überzeichnete Rollen mit Tiefe zu füllen.
Zurück auf die Bühne
Neben seinen Engagements im Mainstreamkino blieb Rush weiterhin dem Theater verbunden. 2009 war er etwa in der Broadway-Produktion von "Exit the King" zu sehen, wofür er mit einem Tony Award ausgezeichnet wurde – einer der höchsten Theaterpreise der USA. Damit ist Rush einer von wenigen Schauspielern, die alle vier großen Preise der Unterhaltungsbranche gewonnen haben: Oscar, Emmy, Tony und Golden Globe.
Eindringliches Drama-Highlight
Ein weiteres Highlight seiner Karriere bildete 2010 die Rolle des Sprachtherapeuten Lionel Logue in dem preisgekrönten Film "The King’s Speech – Die Rede des Königs". An der Seite von Colin Firth verkörperte er einen Australier, der König George VI. dabei hilft, sein Stottern zu überwinden. Die Zusammenarbeit der beiden Darsteller wurde vielfach gelobt und der Film gewann unter anderem den Oscar als Bester Film. Geoffrey Rush erhielt für seine Leistung eine weitere Oscar-Nominierung sowie den BAFTA Award als Bester Nebendarsteller.
Das Spätwerk von Geoffrey Rush
Auch in späteren Jahren blieb Rush dem Film und Fernsehen treu. 2017 spielte er den berühmten Maler Alberto Giacometti in dem Biopic "Final Portrait" unter der Regie von Stanley Tucci. Parallel dazu übernahm er in der Mini-Serie "Genius" die Rolle des Albert Einstein, wofür er mit einer Emmy-Nominierung ausgezeichnet wurde. Mit seinem nuancierten Spiel bewies Rush erneut, wie selbstverständlich er sich komplexen historischen Figuren nähern kann.
Vorwürfe gegen Geoffrey Rush
Trotz der Höhen seiner Karriere war Geoffrey Rush auch mit persönlichen Herausforderungen konfrontiert. 2017 wurde er mit Vorwürfen sexuellen Fehlverhaltens konfrontiert, die er stets bestritt. In einem aufsehenerregenden Gerichtsverfahren gewann er 2019 eine Verleumdungsklage gegen eine australische Zeitung und wurde umfassend rehabilitiert.
Geoffrey Rush heute
Bis heute bleibt Geoffrey Rush ein fester Bestandteil der internationalen Schauspielszene. Mit seinem Repertoire, das vom tiefgründigem Drama bis zur Blockbuster-Unterhaltung reicht, hat er sich einen Platz in der Filmgeschichte gesichert – als Künstler, der immer wieder überrascht, herausfordert und beeindruckt.












