Leben & Werk
Im Zentrum seiner Filme steht der Künstler, dessen Verhältnis zur Welt kritisch beleuchtet wird: Mit nur drei Langfilmen gelang es dem türkischen Regisseur Nuri Bilge Ceylan sich international einen Namen zu machen und zahlreiche Auszeichnungen in Empfang nehmen zu dürfen. Geboren 1959 in Istanbul, studierte er zunächst Ingenieurswesen, um nach dem Abschluss ein Regiestudium an der Mimar Sinan Universität (Istanbul) zu absolvieren.
Bereits Ceylans erster Kurzfilm „Koza“ (1995) wurde in den Wettbewerb in Cannes aufgenommen, sein erster Spielfilm „Kasaba“ gewann den Caligari-Filmpreis auf der Berlinale 1998. Seit dieser Zeit ist Ceylan bei seinen Filmen nicht nur als Regisseur und Autor tätig, sondern zumindest auch für die Produktion (mit seiner Firma NBC Ajans), die Kamera und den Schnitt verantwortlich. Die Ereignisse um die Dreharbeiten zu „Kasaba“ verarbeitete er 1999 in „Mayis sikintisi - Bedrängnis im Mai“, in dem ein Regisseur für Dreharbeiten in sein Heimatdorf in Anatolien zurückkehrt. Völlig auf sich und seinen Film fixiert, in dem seine Familie mitspielen soll, ist er blind für die Probleme der anderen und trägt auch ungewollt dazu bei, sie zu verschlimmern.
Ceylans Alter Ego in „Mayis sikintisi“, Muzaffer Özdemir, spielte auch den Künstler in „Uzak“ (2003), den Fotografen Mahmut. Auch Mahmut stammt eigentlich vom Land, hat sich aber in Istanbul angepasst und in zunehmendem Maße mit der Kluft zwischen seinen Idealen und der Wirklichkeit seines weitgehend isolierten Daseins zu kämpfen. Als eines Tages sein jüngerer Cousin Yusuf erscheint, der in die Stadt gekommen ist, um einen Job zu suchen, nimmt er ihn zunächst freundlich auf, doch die Spannungen zwischen beiden steigen schnell, zumal es Yusuf nicht gelingt, Arbeit zu bekommen. Mit einem Budget von weniger als 100.000 Euro gedreht, wurde „Uzak“ bei den Filmfestspielen in Cannes 2003 mit dem Großen Preis der Jury sowie dem Darstellerpreis für die beiden Hauptdarsteller ausgezeichnet.
Sein jüngster Film „Jahreszeiten - Iklimier“ beschreibt eine Beziehung, die dem Zerfall ausgesetzt ist. Isa (Nuri Bilge Ceylan), ein Dozent für Archäologie, und Bahar ( gespielt von Ceylans Ehefrau), eine TV-Produzentin, geraten im Urlaub in Streit und trennen sich tags darauf, worauf Bahar nach Istanbul zurückfährt. Sie verlieren sich aus den Augen, bis Isa beschließt, sie zurückgewinnen zu wollen. Das extrem langsame Erzähltempo, die kargen Dialoge und Handlungen erinnern sehr an „Uzak“. Cannes belohnte die sorgfältige Regiearbeit 2006 mit dem FIPRESCI- Preis und auf den Istanbuler Filmfestival wurde „Iklimier“ als bester türkischer Film des Jahres ausgezeichnet.