Die Berlinale 2007 ist vorbei. Und zum Schluss gab es im Wettbewerb noch einmal bemerkenswertes Kino. Bemerkenswert auch die Entscheidungen der Jury bei der Bärenverleihung - keiner der vorher als Favoriten Gehandelten gewann! Dafür mit Nina Hoss eine Deutsche!

Und die freute sich sichtlich, als sie für ihre Rolle in Christian Petzolds „Yella“ den Silbernen Bären in Empfang nahm. Eine schöne Überraschung für Hoss, ein kleiner Triumph für den deutschen Film. Zwar gab es nur zwei Beiträge im Wettbewerb, dafür waren „Yella“ und das KZ-Drama „Die Fälscher“ inhaltlich umso überzeugender.
Doch vorm großen Preisregen gab es noch ein paar interessante Wettbewerbsfilme zu gucken. Mit großem Jubel bedacht wurde „Hallam Foe“ mit „Billy Elliot„-Star Jamie Bell als Voyeur in der Hauptrolle. Britisches Kino vom Feinsten, aber wohl nicht ohne Herausforderungen beim Dreh, wie Jamie Bell erzählte: „Wir nannten den Film während der Dreharbeiten einen wunderschönen Albtraum!“

Der Mann im engen weißen Schlüpfer
Fasziniert vom Thema Voyeurismus in „Hallam Foe“ fragte ein Journalist nach Ferngläsern. Die seien beispielsweise in New York gerade der Verkaufsrenner. Verstohlen lächelnd gab Jamie Bell zu, er habe gerade ein paar Monate in New York verbracht und per Fernglas reichlich Leute beobachtet. „Ich wollte verstehen, warum Hallam tut, was er tut! Ich beobachtete diesen einen Typen. Der kam jeden Tag um 7 Uhr von der Arbeit heim, immer im Anzug. Den zog er dann aus bis auf die eng sitzenden weißen Unterhosen und schaute dann mit seinem Hund fern. Ich nannte ihn ‚Tighty Whity‘!“ Darauf gab es großes Gelächter im Saal. Jamie Bell - ganz klar einer der späten Lieblinge dieser Berlinale.
Schließlich lief der angebliche Skandalfilm aus China „Lost in Bejing“. Mag ja sein, dass drei Beischlafszenen in den ersten 20 Minuten in China Aufsehen erregen. Doch eine ruckelnde, dauernd unscharfe Kamera und eine eher triviale Story um Seitensprünge und Sehnsüchte von Großstädtern - das konnte kaum begeistern.

Heiratswille statt Masturbation
Festival-Dauergast François Ozon brachte zum Abschluss dann noch seinen Film „Angel“ mit - eine Geschichte aus dem 20. Jahrhundert über Aufstieg und Fall einer Schriftstellerin, die aus armen Verhältnissen stammt. Opulent und glaubwürdig erzähltes Ausstattungskino mit guten Darstellern. Ein starker Abschluss eines insgesamt sehr durchwachsenen Festivals.
Die großen filmischen Überraschungen - abgesehen vielleicht von der visuell innovativen Comic-Verfilmung „300“ - fehlten. Der Goldene Bär ging schließlich auch nicht an einen der Favoriten bei der Presse wie „Irina Palm“ oder den Brasilianer „Das Jahr als meine Eltern im Urlaub waren“. Stattdessen machte der chinesische Film „Tuyas Ehe“ über das Hochzeitsstreben einer mongolischen Bäuerin das Rennen. Damit hatte kaum jemand gerechnet.
Dennoch bot die diesjährige Berlinale den Festivalgästen vieles. Mit Cate Blanchett, Dame Judi Dench, Robert De Niro, Clint Eastwood, Matt Damon, Antonio Banderas, Lauren Bacall, Jennifer Lopez und Marianne Faithfull waren reichlich Stars an der Spree. Im Gepäck hatten sie „La vie en rose„, „Tagebuch eines Skandals„, „Der gute Hirte“ und „Letters From Iwo Jima“ - alles Filme, auf die man sich im Kino freuen darf.