Viele dachten wohl, es sei ein verspäteter Aprilscherz, doch tatsächlich verlässt Henry Cavill „The Witcher“. Den Grund dafür enthüllte er wohl bereits vor Monaten.
Für viele völlig überraschend hatte Henry Cavill im Oktober 2022 seine selbst erklärte Traumrolle des Hexers Geralt von Riva aufgegeben. Zunächst von vielen belächelt, machte sich der Brite die ikonische Rolle in der Netflix-Adaption „The Witcher“ zu eigen und zog die Fans mit seiner Liebe vor allem für die Videospiele auf seine Seite. Die Fantasy-Serie wurde nicht nur seinetwegen ein riesiger Hit für den Streamingdienst.
Mit Staffel 4 von „The Witcher“ wird Liam Hemsworth („Die Tribute von Panem – The Hunger Games“) die titelgebende Hauptrolle übernehmen, nach Staffel 5 ist offiziell Schluss für die Serie. Ein schwieriges Erbe für Hemsworth, eine undankbare Aufgabe gar, denn etliche Fans machten ihrem Unmut in Sozialen Medien direkt Luft. Ohne Henry Cavill, ohne sie, war praktisch überall zu lesen. Viele werden Hemsworth vielleicht nicht einmal die Chance geben, sich zu beweisen.
Neben dem Schock und den Beteuerungen, die Serie mit dem aktuellen Geralt-Darsteller zu verlassen, stellt sich vielen die Frage nach dem Warum. Warum gibt Henry Cavill die Rolle, für die er so hart gekämpft hat, einfach auf? Hat es mit all seinen möglichen anderen Projekten zu tun? War es letztlich einfach zu viel für ihn und „The Witcher“ musste angesichts der ambitionierten Karriereplanung weichen?
Das kann man mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ausschließen. Wie erwähnt war es Henry Cavill, der unbedingt Geralt spielen wollte, er bewarb sich selbst für die Rolle, noch bevor der Casting-Prozess überhaupt begonnen hatte und setzte sich letztlich gegen mehr als 200 Konkurrenten durch (via Gizmodo). In der Folge beeindruckte er mit seinem Wissen über das Franchise und orientierte sich mit seiner Geralt-Darstellung an der aus den Videospielen bekannten Version, was bei den Fans gut ankam.
Andrzej Sapkowski, Autor der Buchvorlagen, ernannte Cavill im Interview mit People im Dezember 2019 quasi gar zum Geralt auf Lebenszeit, indem er meinte, dass sein Gesicht auf ewig mit dem des Hexers verbunden sein soll. Mehr über die Ursprünge der Hexer und ihrer Welt erfahrt ihr mit unserem Video:
Henry Cavill hatte eine wichtige Bedingung für seine „The Witcher“-Zukunft
Warum also? Warum verlässt Henry Cavill trotz all dieser Liebe für seine Darstellung seine Traumrolle? Die Antwort darauf gab er selbst wohl bereits im November 2021, wie ScreenRant ausgegraben hat. Damals wurde er in einer großen Coverstory von The Hollywood Reporter darauf angesprochen, dass „The Witcher“-Showrunnerin Lauren Schmidt Hissrich die Serie gerne für mindestens sieben Staffeln machen würde und ob er diesem Kurs folgen würde. Seine Antwort:
„Absolut, solange wir großartige Geschichten erzählen, die die Arbeit von Sapkowski würdigen.“
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Der letzte Part ist hier wahrscheinlich der entscheidende. Denn die Netflix-Serie hat die Arbeit von Andrzej Sapkowski mit Staffel 2 nicht mehr gewürdigt. Vielmehr wurde eine komplett eigene Geschichte erzählt, die in den Büchern und auch den Videospielen nicht vorkommt. Charaktere wurden zudem völlig anders als bekannt dargestellt, teils viel zu früh getötet und die größte Überraschung der ganzen Geschichte einfach am Ende der zweiten Staffel enthüllt. Bei den Fans der Vorlage sorgte das für enormen Unmut und harsche Kritik.
Ein ehemaliger „The Witcher“-Autor meinte gar, dass einige seiner Ex-Kolleg*innen die Bücher und Spiele nicht mögen und sich über diese gar beschweren und lustig machen würden (via Redanian Intelligence). Der Ausstieg von Henry Cavill erscheint angesichts all dessen plötzlich in einem durchaus klaren Licht. Etliche Fans vermuten, dass Cavill schlicht nicht mehr guten Gewissens Teil dieses Projekts sein konnte und es entsprechend als das kleinere Übel ansah, seine geliebte Rolle aufzugeben.
Denn dass er mit der Vision der „The Witcher“-Verantwortlichen aneckte, wurde im Zuge der Kontroverse um Staffel 2 offensichtlich. Im Gespräch mit Philstar sagte Cavill damals:
„Der schwierigste Teil war für mich, eine Balance zwischen der Vision der Verantwortlichen und meiner Liebe für die Bücher zu finden und zu versuchen, diesen Geralt mit der Version der Verantwortlichen in Einklang zu bringen. Es geht hier um einen Balanceakt. Es ist die Geschichte der Verantwortlichen und deshalb ist es eine Adaption. Der schwierige Teil für mich war, den Platz von Geralt aus den Büchern darin zu finden und beiden so gut ich konnte gerecht zu werden.“
Eine entlarvende Aussage von Henry Cavill, der hier nicht ohne Grund seine Liebe für die Bücher der Version der „The Witcher“-Verantwortlichen entgegensetzte. In Staffel 2 ließ sich beides angesichts all der großen Änderungen eben nur mit äußerster Mühe in Einklang bringen und etliche Fans dürften seinen Versuch zu schätzen wissen, aber doch zu dem Urteil kommen, dass das schlicht nicht gelang. Wir dürfen folglich gespannt sein, was uns in Staffel 4 und 5 von „The Witcher“ erwartet. Die Fans dürften auf die neuen Folgen allerdings nur umso kritischer blicken…