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„Tatort: Hochamt für Toni“ (Episode 1240): Kritik

„Tatort: Hochamt für Toni“ (Episode 1240): Kritik
© BR / X Filme Creative Pool GmbH / Hendrik Heiden

Eigentlich ist auf den fränkischen „Tatort“ seit Jahren Verlass, doch diesmal reißt die Siegesserie von Dagmar Manzel und Fabian Hinrichs. Warum die beiden keine Schuld an der wirren Landpartie trifft, erfahrt ihr in Mareks Kritik zur enttäuschenden Episode „Hochamt für Toni“.

Welche Kommissare ermitteln im „Tatort“ „Hochamt für Toni“?

In den letzten Wochen strahlte die ARD durch die Bank starke bis herausragende Krimis am Sonntagabend aus, kurz vor der Sommerpause folgt nun ein überraschender Dämpfer. Ausgerechnet das so sympathisch unaufgeregte Duo Voss und Ringelhahn muss sich durch einen konfusen, vor Klischees strotzenden „Tatort“ kämpfen, dessen Vorlage sich zu keiner Zeit für das titelgebende „Hochamt“ empfehlen kann. Das einmal mehr wunderbar harmonische Zusammenspiel zwischen Dagmar Manzel und Fabian Hinrichs bleibt über 90 Minuten der einzige Grund, nicht zur Fernbedienung zu greifen.

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Die sanfte Ruhe, mit dem die erfahrene Kommissarin ihrem diesmal emotional betroffenen jüngeren Kollegen unter die Arme greift, funktioniert auch diesmal als wohltuender Gegenentwurf zu all den Streitereien, die in so manchen „Tatort“-Teams mitunter bis zum Exzess zelebriert werden und bildet das Herzstück eines Krimis, in dem ansonsten nicht viel zusammenpasst. Die Geschichte um eine zerrüttete Wohlstandsfamilie, deren düsteren Geheimnisse von Kommissar Zufall mit der Jugend des Ermittlers zusammengeklöppelt wurden, schreit nicht gerade nach einem Originalitätspreis und wurde anderswo schon zigmal besser und vor allem nachvollziehbarer erzählt als in diesem Fall, der sich im Portfolio des ansonsten so starken fränkischen „Tatorts“ ganz unten wiederfindet.

Für Skandale sind Ringelhahn und Voss nicht gemacht, entsprechend müssen andere für Aufreger im „Tatort“ sorgen, wie euch das Video zeigt.

Worum geht es im „Tatort“ „Hochamt für Toni“?

Einst genoss Kommissar Voss mit seinem Freund Markus Borchard und seiner heimlichen Liebe Antonia Hentschel die langen Berliner Nächte, dann endete sein Studium und der Kontakt brach ab. Entsprechend ist seine Aufregung groß, als ihn der mittlerweile zum Pfarrer ernannte Markus plötzlich anruft und zum Gottesdienst in ein Dorf in der Oberpfalz einlädt. Vor Ort reicht es aber nur für eine kurze Begrüßung, dann verschwindet der wiedergefundene Kamerad in der Sakristei. Nur wenige Minuten später ist er tot.

Die örtlichen Behörden gehen von einem Raubmord aus, doch Felix Voss mag an diese Theorie nicht glauben. Er beginnt, auf eigene Faust zu ermitteln und findet heraus, dass sich Antonia Mentschel vor zwei Jahren umgebracht haben soll. Wollte der Pfarrer darüber in dem Gottesdienst sprechen, zumal er gegenüber dem Kommissar erwähnte, während der Messe eine wichtige Ankündigung zu machen? Gemeinsam mit seiner Kollegin Ringelhahn nimmt Felix Voss die Familie seiner einstigen Angebeteten unter die Lupe. Dann beginnt die Misere.

Mareks „Tatort“-Kritik: Wirres Familienporträt aus dem Setzkasten

Wunderschön fotografierte Bilder aus der Oberpfalz eröffnen den mittlerweile neunten Krimi aus Franken, nur wenige Augenblicke später durchbrechen stakkatohafte Rückblenden die gediegene Stimmung und lassen Böses erahnen. Der Blick in die Vergangenheit hat trotz seiner inflationären Verwendung nur selten für einen gelungenen „Tatort“ gesorgt, ist hier aber gar nicht das ausschlaggebende Problem. Fabian Hinrichs ist einfach ein viel zu guter Schauspieler, sodass man seinem Kommissar auch den Exkurs in ein früheres, unbekanntes Leben abnimmt. Vielmehr liegt der Hund im Hier und Jetzt begraben.

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Natürlich mag es auch heute wohlhabende Familien geben, in denen der Streit ums Erbe die Herzen aller Mitglieder erkalten lässt, die hier portraitierten Irrungen und Wirrungen von Familie Hentschel wirken dann aber doch, als wären sie direkt aus dem Klischeebuch in die Pampa geplumpst. Ein aschfahler Patriarch, der seine Tochter verleugnet und sonst vornehmlich böse drein blickt, zwei Schmierlappen von Söhnen, hinter deren gelackten Fassaden sich die üblichen Abgründe auftun, eine wehrlose Mutter und eine aufgeschlossene weitere Tochter, die den Kommissar an seine Verflossene erinnert, sind dann doch etwas viel, um der ohnehin schon schwer nachvollziehbaren Handlung ernsthaft folgen zu können. Dass irgendwann selbst der anlassgebende Mord am Pfarrer kaum noch eine Rolle spielt, rundet das Bild eines irritierenden „Tatorts“ ab, der bei Einsetzen des Abspanns für Ratlosigkeit vor den Empfangsgeräten sorgen dürfte. Bleibt nur zu hoffen, dass es für das tolle fränkische Gespann bald wieder bergauf geht. Wir sind hier ja schließlich nicht in Saarbrücken.

Die „Tatort“-Episode „Hochamt für Toni“ wurde am Sonntag, dem 4. Juni 2023 um 20:15 Uhr in der ARD ausgestrahlt und ist jetzt für sechs Monate in der Mediathek als Wiederholung im Stream verfügbar. Als nächstes geht es zu Verena Altenbergers letztem Einsatz im Münchner „Polizeiruf 110“ und der herausragenden Episode „Paranoia“.

„Tatort“-Quiz: Testet euer Wissen über Thiel, Boerne und Co.!

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