Anzeige
Anzeige
Für Links auf dieser Seite erhält kino.de ggf. eine Provision vom Händler, z.B. für mit oder blauer Unterstreichung gekennzeichnete. Mehr Infos.
  1. Kino.de
  2. Serien
  3. Tatort
  4. News
  5. „Tatort: Du bleibst hier“ (Episode 1222): Kritik

„Tatort: Du bleibst hier“ (Episode 1222): Kritik

„Tatort: Du bleibst hier“ (Episode 1222): Kritik
© WDR/Bavaria Fiction/Thomas Kost

Das Dortmunder Team musste einen schweren Verlust hinnehmen und der erste „Tatort“ danach ist unbedingt sehenswert, auch wenn euch die Kriminalgeschichte nicht vor Spannung in den Sessel drückt!

„Tatort: Du bleibst hier“: Welche Kommissare ermitteln?

Es ist der 22. Fall des Dortmunder Teams rund um den Hauptkommissar Peter Faber (Jörg Hartmann) und der erste ohne seine Kollegin Martina Bönisch (Anna Schudt). Sie starb in der letzten Folge bei einem Einsatz und Faber muss nun erstmals mit seinen Kolleg*innen Jan Pawlak (Rick Okon) und Rosa Herzog (Stefanie Reinsperger) allein ermitteln. Die Dortmunder „Tatort“-Reihe zeichnet sich dadurch aus, dass oftmals Handlungsstränge über mehrere Folgen erzählt werden. So auch die Liebesgeschichte zwischen Peter Faber und seiner Kollegin Martina, die nie wirklich auf den Punkt kommen will, bis sich dann doch Erfüllung abzeichnet, kurz bevor sie stirbt. Kommissar Faber kämpft mit Depressionen und ist bekannt dafür, immer mal auf spektakuläre Art auszurasten, was die Zusammenarbeit im Team oftmals erschwert. Besonders am „Tatort“ aus Dortmund ist auch die Ermittlungsmethode, bei der sich Faber – bis eben noch mit Gegenpart Bönisch – in den Täter hineinversetzt und laut dessen vermutliche Gedanken ausspricht.

Anzeige

Das Team aus Dortmund hat mit Sicherheit einen Platz in diesem Video verdient:

Das sind die 11 besten Tatort-Kommissare

Worum geht es im „Tatort: Du bleibst hier“?

Der Titel spielt auf die letzten Worte an, die Martina Bönisch vor ihrem Tod an Peter Faber richtet. Damit will sie ihren Freund und Kollegen ans Leben fesseln, ihm das Versprechen abnehmen, dass er trotzdem weiter durchhält. Faber hat Frau und Kind bei einem Autounfall verloren und seitdem mit depressiven Schüben zu kämpfen, ihr ist klar, dass ihr Ableben für ihn ein kaum zu verkraftender Schlag ist.

Faber ist nach dem Ereignis krankgeschrieben und bewohnt wie ein Eremit seinen alten Manta im Wald. Derweil ereignet sich ein Vorfall, der seine Kolleg*innen vor große Rätsel stellt. Im Westpark wird eine große Blutlache entdeckt, aber keine Leiche. Gleichzeitig wird der Immobilienhai Andreas Richter vermisst, der sich im Rahmen seiner Geschäftspraktiken einen Haufen Feinde gemacht hat. Es stellt sich heraus, dass er privat nicht viel liebenswerter ist und auch seine fast geschiedene Ehefrau nichts Gutes über ihn berichten kann.

Bei den Ermittlungen treffen Jan und Rosa auf Fabers Vater. Anscheinend hat er was mit der Sache zu tun? Zu seinem Sohn hat er schon lange keinen Kontakt mehr. Doch es kommt zu einem Vorfall, der Peter Faber motiviert, sich aus seinem selbstgewählten Exil zu verabschieden und eigene Untersuchungen im Umfeld seines Vaters aufzunehmen.

Vielleicht kein mega-spannender Krimi, aber so wahr und berührend wie das Leben selbst

Ich habe erst nach dem Anschauen der Folge „Du bleibst hier“ zur Kenntnis genommen, dass Faber-Darsteller Jörg Hartmann das Drehbuch gemeinsam mit Jürgen Werner selbst verfasst hat. Soweit mir bekannt, ist es sein erstes „Tatort“-Drehbuch und ich hoffe sehr, es wird dem Schauspieler zur Gewohnheit, sich in dieser Richtung weiter zu engagieren. Der Kriminalfall ist dabei eher durchschnittlich spannend. Wer es dann wirklich war, wird euch hoffentlich etwas überraschen, aber die Vermutung dürftet ihr schon im letzten Drittel mit euch herumtragen. Wer sich nach kalten Schauern und zernagten Fingernägeln oder komplexer Serienkillerpsychologie sehnt, wird eher unbefriedigt im Erdnussschälchen wühlen. Der Fall ist aber auch nicht langweilig oder komplett hanebüchen, er hat sogar auch eine politische Dimension. „Du bleibst hier“ ist aber für mich an ganz anderer Stelle herausragend gut.

Anzeige

In der Ära der „Positiven Psychologie“, in der wir stets und ständig von „Sei glücklich!“-Imperativen verfolgt werden, ist Faber ohnehin für mich pure Entspannung, weil er so wunderbar schlecht drauf ist, überhaupt nicht umgänglich und trotzdem ein prima Kerl, im Kern zumindest. Daher schalte ich schon ausgesprochen wohlgesonnen ein. Bei dieser Folge war ich im Vorfeld allerdings etwas angespannt, denn mir war unklar, wie dieser Mann nach dem Tod seiner geliebten Kollegin überhaupt noch ermitteln soll, er muss doch jetzt vollends gebrochen sein. Der Anfang bestätigte mich auch in dieser Befürchtung und ich war gespannt, wie man ihn aus dieser tiefen Grube wieder ausbuddeln würde und witzigerweise führt der Weg zur Lösung des Falls auch in einen Stollen, aber das nur nebenbei.

Die Idee, dass es sein Vater, Josef Faber (Wolfgang Rüter) ist, der ihn wieder ins Leben holt, ist ein prima Schachzug. Alle Faber-Fans dürfen diese Folge keinesfalls verpassen, denn wir erfahren viel über seine Vergangenheit, das seine Gegenwart sehr verständlich macht. Und die Szenen, die sich zwischen Vater und Sohn abspielen, gehören zu den schönsten in diesem Film. Sie sind im besten Wortsinn rührend und wahrhaftig.

Anzeige

Die große Stärke dieser „Tatort“-Folge liegt aber für mich in der Erzählung über Trauer und Verlust. Alle drei Ermittler*innen müssen den Verlust von Bönisch verkraften und haben in ihrem Privatleben noch andere bedrückende Baustellen. Faber muss sich mit der Beziehung zu seinem Vater auseinandersetzen, Rosa mit ihrer RAF-Mutter und Jan hat die Problematik mit Frau und Tochter.

Es gibt viele unangenehme, furchtbare und schwer zu ertragende Umstände und Begebenheiten im Leben eines Menschen und im Verhältnis dazu erschütternd wenig Trost. Aber „Du bleibst hier“ ist für mich ein echter Trostfilm geworden, weil er den tatsächlichen Ton des Lebens so überzeugend trifft. Weil alle darin ihren Schmerz anders verarbeiten, aber nicht so tun, als hätten sie ihn nicht. Sie alle machen trotzdem weiter ohne verkrampft daran zu arbeiten, wieder „glücklich“ zu sein, sondern kämpfen stattdessen um ihre Mitmenschlichkeit, versuchen, trotz allem, füreinander da zu sein. Die Dialoge und auch die stillen Augenblicke in diesem „Tatort“ könnten mich sogar animieren, ihn mir ein zweites Mal anzuschauen. Diese Idee hatte ich bisher noch nicht.

Die 1222. „Tatort“-Folge „Du bleibst hier“ wurde am Sonntag, den 15. Januar 2023 um 20:15 Uhr im Ersten ausgestrahlt. Seitdem steht euch die Folge noch sechs Monate in der ARD-Mediathek zur Verfügung. Am Sonntag, den 22. Januar 2023 geht es weiter mit einem neuen Fall für Lena Odenthal. 

„Tatort“-Quiz: Testet euer Wissen über Thiel, Boerne und Co.!

 

Hat dir "„Tatort: Du bleibst hier“ (Episode 1222): Kritik" gefallen? Diskutiere mit uns über aktuelle Kinostarts, deine Lieblingsserien und Filme, auf die du sehnlichst wartest – auf Instagram und Facebook.

Anzeige