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„Tatort: Deine Mutter“ (Episode 1272): Kritik

„Tatort: Deine Mutter“ (Episode 1272): Kritik
© ARD Degeto / ORF / Petro Domenigg

Fast vier Monate saßen wir auf dem Trockenen, nun ist es endlich soweit und die Publikumslieblinge Harald Krassnitzer und Adele Neuhauser dürfen die neue „Tatort“-Saison einweihen. Warum ihr Ausflug in die Welt des Sprechgesangs die lange Wartezeit aber nur bedingt rechtfertigt, erfahrt ihr in Mareks Kritik zum neusten Krimi aus Wien.

Welche Kommissare ermitteln im „Tatort: Deine Mutter“?

„Ah geh, Moritz!“ Ihren laut eigenem Bekunden liebsten Ausspruch im Wiener „Tatort“ darf Adele Neuhauser auch in ihrem mittlerweile 34. Einsatz als Majorin Bibi Fellner an ihren Freund und Kollegen Moritz Eisner richten, während der sich das Video eines ermordeten Rappers auf Endlosschleife im Büro zu Gemüte führt und seine Umwelt zur Weißglut treibt. Es ist eine kleine, aber feine Szene, die das von tiefer Vertrautheit geprägte Verhältnis der beiden auf den Punkt bringt und nach gut 45 mitunter anstrengenden Minuten für eine gewisse Erleichterung sorgt.

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Die beiden alten Hasen können es freilich noch und doch sind sie in ihrem neusten Fall lange Zeit nicht in ihrem Element. Zwar kann die glaubhaft in Szene gesetzte Milieustudie aus der Rap- und Club-Szene an sich punkten, dennoch tut sich Regisseurin Mirjam Unger schwer, sie stimmig mit den üblichen Statuten des Wiener „Tatorts“ zu verweben. Bestes Beispiel ist eine überbordende Traumsequenz, die als Hommage an die Beastie Boys gemeint sein dürfte, am Ende aber eher böse Erinnerungen an einen gewissen Herrn Murot hervorruft.

Letzterer taucht in folgendem Video natürlich nicht auf, für Bibi und Moritz ist in der Top-11 der besten „Tatort“-Teams aber immer ein Platz frei.

Worum geht es im „Tatort: Deine Mutter“?

Alkohol, Kokain, Amphetamine und ein Hauch Diazepam: Zugedröhnt bis in die Haarspitzen starrt Rapper Ted Candy in sein Publikum und stimmt dann ein unerwartet melodisches Lied an. Mit dem Gangsta-Rap seines früheren Mentors Akman Onur will der Musiker nichts mehr zu tun haben, demonstrativ streckt er seinen Mittelfinger in die Höhe, bevor er zum vermeintlich inszenierten Beef ansetzt. Dann bricht Candy den Auftritt abrupt ab und rast mit seinem Motorrad davon. Wenige Stunden später findet die Polizei seine erschlagene Leiche in einer Tiefgarage.

Dass sich diese in unmittelbarer Nähe des Studios von Akman Onur befindet, fällt selbst Bibi und Moritz zunächst nicht auf, eine von mehreren überraschenden Ungereimtheiten innerhalb der eigentlichen Kriminalgeschichte, die den ansonsten angenehm vielschichtigen Fall unnötig verwässern. Der kann wiederum mit seiner authentischen Besetzung um Rapper Aleksandar Simonovski punkten.

Mareks „Tatort“-Kritik: Glaubwürdige Studie, die als Krimi zu wenig hermacht

Wer mit den unterschiedlichen Ausprägungen von Rap und Hip Hop wenig anfangen kann, wird mitunter Probleme haben, in die Geschichte des neusten Wiener „Tatorts“ einzutauchen. Dabei ist die mit dem echten Rapper Aleksandar Simonovski alias „Yugo“ und „Jugo Ürdens“ hervorragend besetzte Milieustudie weit mehr als nur eine exotische Kulisse, vor der Moritz Eisner und Bibi Fellner ihr obligatorisches Programm abspulen. Drehbuchautorin Franziska Pflaum und ihr Kollege Samuel Deisenberger scheuen sich nicht davor, den Finger in die Wunde zu legen, sie thematisieren toxische Abhängigkeiten und Drogenmissbrauch genauso wie Sexismus oder offen gelebte Homophobie.

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Ein spannender Exkurs in eine mal schillernde, mal einfach nur kaputte Welt ist der „Tatort: Deine Mutter“ allemal, doch ausgerechnet als Krimi stößt die Erzählung an ihre Grenzen. Der Haken, der irgendwann zum organisierten Verbrechen geschlagen wird, ist dann doch arg konstruiert geraten, ebenso wie der Rückblick in die Vergangenheit des Mordopfers, der bei der Zusammenführung der verschiedenen Handlungsstränge zu sehr auf die verbindende Kraft von Kommissar Zufall setzt. So liegt es am Ende nicht am ungewohnten, für Fans klassischer Unterhaltung sicher auch gewagten Setting, dass der Auftakt in die neue „Tatort“-Saison ein wenig unrund geraten ist, sondern an Schwächen innerhalb seiner eigentlichen Kernkompetenz.

Der „Tatort: Deine Mutter“ wurde am Sonntag, dem 15. September 2024, um 20:15 Uhr in der ARD ausgestrahlt und ist jetzt in der Mediathek für sechs Monate als Wiederholung im Stream verfügbar. 

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