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„Tatort: Die Rache an der Welt“ (Episode 1212): Kritik

„Tatort: Die Rache an der Welt“ (Episode 1212): Kritik
© NDR / Christine Schroeder

Kaum hat sich Charlotte Lindholm im benebelten Hamburger Firlefanz verheddert, schon darf sie sich im beschaulichen Göttingen der ganz normalen Polizeiarbeit widmen. Warum sie sich und uns damit einen Gefallen tut, erfahrt ihr in Mareks „Tatort“-Kritik zur Episode „Die Rache an der Welt“.

Welche Kommissare ermitteln im „Tatort:“„Die Rache an der Welt“?

Weihnachten 2021 schauten viele Augen gen Hamburg, schließlich machte dort niemand Geringeres seine Aufwartung als Udo Lindenberg höchstpersönlich. Nach der Sichtung des „Tatort“ -Debüts von Regisseur Detlev Buck dürfte statt Feierlaune allerdings vornehmlich Katerstimmung aufgekommen sein. Die Nachtigall hat zwar gewohnt schön geträllert, der Rest der bemüht verschrobenen Knallchargen-Revue glich dann aber doch eher einem abgefilmten Eierlikör-Rausch und hatte mit einem halbwegs nachvollziehbaren Krimi ungefähr so viel zu tun wie ein Küstennebel mit einer bayerischen Brezel.

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Mittendrin im diffusen Getümmel gab Maria Furtwängler als derangierte Version ihrer Kommissarin Charlotte Lindholm noch die beste Figur ab, sodass sich viele eine schnelle Rückkehr zur Normalität gewünscht haben dürften. Genau das tritt nun dankenswerterweise ein, denn der neuste niedersächsische „Tatort“ überzeugt als klassisch gestrickter, geradliniger Krimi ohne irrlichternde Zwischentöne oder sonstiges Gemurkse. Zwar ist es immer noch eine mittelschwere Frechheit, das aparte Göttingen als ungeliebtes Exil der einstigen Dame von Welt zu skizzieren, der Rest des wohltuend gewöhnlichen „Tatorts“ lässt darüber aber diesmal hinwegsehen. „Die Rache an der Welt“ ist der bislang beste Fall, den die frühere Einzelgängerin Lindholm an der Seite ihrer neuen Kollegin Anais Schmitz zu lösen hat. Und das ganz ohne Brimborium.

Auch wenn Udo Lindenbergs Gastspiel im „Tatort“ voller Misstöne war, so haben sich schon so manche prominente Gäste in Deutschlands beliebtestem Krimi die Klinke in die Hand gegeben, wie ihr im Video nachschauen könnt.

Worum geht es im „Tatort“„Die Rache an der Welt“?

Ausgerechnet in der Basketball-Stadt Göttingen soll ein Weltrekord im Fußballspielen aufgestellt werden. Eine aus Asylbewerbern bestehende Mannschaft versucht, die längste jemals abgehaltene Partie aller Zeiten zu absolvieren, doch so ganz an die Regeln hält sich dann doch keiner der Herren. Durch ein verstecktes Schlupfloch kann das Spielfeld verlassen werden, obwohl dies den Rekordversuch eigentlich ungültig macht. Charlotte Lindholm könnte die Schummelei egal sein, doch als unmittelbar in der Nähe der Sportanlage die Leiche einer jungen Studentin gefunden wird, die sich in der Flüchtlingshilfe engagiert hat, muss die Kommissarin auch diese Spur untersuchen.

Das passt ihren Vorgesetzten gar nicht, sie würden viel lieber einen seit Wochen auffälligen Sexualstraftäter als Mörder verhaften, der schon viel zu lange auf Göttingens Straßen für Unbehagen sorgt. Eine von Charlotte Lindholm illegal veranlasste Herkunftsanalyse der DNA am Tatort erhärtet allerdings den Verdacht eines Zeugen, dass es sich bei dem Mörder der Studentin um einen Mann nichteuropäischer Herkunft handeln könnte, was Stand der Ermittlungen auf den sogenannten Wikinger nicht zutrifft. Die Kommissarin hakt nach und macht sich mit ihren Ermittlungen schnell unbeliebt.

Mareks „Tatort“-Kritik: Endlich mal wieder ein echter Krimi

Weniger ist manchmal mehr. Diese Plattitüde mag abgedroschen klingen, fasst die Qualität des neusten Göttinger „Tatorts“ aber ganz gut zusammen. Der bedient sich souverän an den seit Jahrzehnten bewährten Versatzstücken, die zuletzt sträflich vernachlässigt wurden: In seiner Reinform bietet Deutschlands beliebteste Krimireihe 90 Minuten lang gute Unterhaltung, eine stetig ansteigende Spannungskurve und am Ende eine halbwegs überraschende Auflösung. Als Sahnehäubchen kann sie obendrein noch einen Kommentar zur aktuellen gesellschaftlichen Lage im Land liefern, muss sie aber nicht.

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All diese Punkte treffen auf Charlotte Lindholms neusten Fall zu. Die Frage nach Herkunft, Vorverurteilung und den Grenzen der hiesigen Fahndungsmethoden wirkt niemals aufgesetzt, sondern funktioniert als glaubhafter Kontext einer ansonsten stringenten Geschichte, in der es schlicht und einfach darum geht, ein Verbrechen aufzuklären. Der Weg zur Lösung gerät dabei im besten Sinne solide, unaufgeregt und ohne unnötige Stolpersteine. Charlotte Lindholm würde mit dem Ehemann ihrer Kollegin gern mal auf Tuchfühlung gehen? Ja, aber diesmal reichen ein paar Blicke aus, um diesen Nebenkriegsschauplatz am Lodern zu halten, genauso wie die grundsätzlichen Spannungen zwischen den beiden Frauen zwar sichtbar werden, vom eigentlichen Fall aber niemals ablenken. Letztlich reihen sich alle Beteiligten in einen klassisch gestrickten Krimi der alten Schule ein, der für Charlotte Lindholm zur richtigen Zeit kommt. Vergessen wir also, was uns die ARD im vergangenen Jahr unter den Weihnachtsbaum gelegt hat und erfreuen uns einfach am entspannten Göttinger Herbst.

Die „Tatort“-Episode „Die Rache an der Welt“ wurde am Sonntag, dem 9. Oktober 2022, um 20:15 Uhr in der ARD ausgestrahlt und ist jetzt für sechs Monate in der Mediathek als Wiederholung im Stream verfügbar. Als Nächstes geht es nach Frankfurt, wo der Titel Programm ist. Der „Tatort: Leben Tod Ekstase“ beschert uns ein grandioses Wiedersehen mit dem famosen Martin Wuttke

„Tatort“-Quiz: Testet euer Wissen über Thiel, Boerne und Co.!

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