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„Tatort: National Feminin“ (Episode 1130): Kritik

„Tatort: National Feminin“ (Episode 1130): Kritik
© NDR / Frizzi Kurkhaus

Nur wenige Wochen nach ihrem letzten Einsatz in Göttingen kehrte Charlotte Lindholm am Sonntag zum „Tatort“ zurück. Ob die neuste Folge mehr zu bieten hatte als ihr enttäuschender Vorgänger erfahrt ihr Mareks „Tatort“-Kritik zur Episode „National feminin“.

Welche Kommissare ermitteln im „Tatort“„National feminin“?

Gleich zu Beginn ihres neusten Einsatzes wird klar, dass sich Charlotte Lindholm (Maria Furtwängler) mit ihrer neuen Lebenssituation in der beschaulichen Provinz noch nicht arrangiert hat. Sie und ihr Sohn wohnen immer noch im etwa 100 Kilometer entfernten Hannover, von einem Umzug in den Süden Niedersachsens will die sture Kommissarin nichts wissen. Du hast dich doch nicht etwa in Göttingen verknallt, so der resolute Kommentar der Mutter zu ihrem Sohn.

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Verliebt hat sich der gesamte niedersächsische „Tatort“ bislang noch nicht in die Studentenstadt an der Leine. Das wurde vor wenigen Wochen in der bräsigen Folge „Stimmen im Kopf“ deutlich, die eher den Charme einer Mehrzweckhalle versprühte, statt das Flair der Göttinger Innenstadt wiederzuspiegeln. Das ändert sich in „National feminin“ zum Glück gewaltig.

In ihrem bislang besten gemeinsamen Einsatz raufen sich die beiden zum Team verdonnerten Einzelgängerinnen Lindholm und Schmitz (Florence Kasumba) endlich zusammen und ziehen an einem Strang. Ihre anfängliche Antipathie weicht gar einer Zärtlichkeit, die in diesem Ausmaß nicht zu erwarten war. Dass sich die hitzköpfige Anaïs Schmitz wie eine richtige Polizistin benehmen darf, tut nicht nur der Zusammenarbeit des Duos gut, sondern stärkt auch die Glaubwürdigkeit des Göttinger „Tatorts“, was angesichts seiner brisanten Thematik auch bitter nötig ist.

Die 11 beliebtesten „Tatort“-Kommissarinnen und Kommissare findet ihr im Video:

Das sind die 11 besten Tatort-Kommissare

Worum geht es im „Tatort“„National feminin“?

Junge Nationalisten machen sich an der Göttinger Universität breit und propagieren ihr krudes Weltbild von einem weißen Europa, dass sich vor allem von der muslimischen Welt abzuschotten habe. Mittendrin betreibt die Jura-Studentin Marie Jäger (Emilia Schüle) einen Blog namens „National feminin“, der sie zum Star der sogenannten „Jungen Bewegung“ werden lässt.

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Als ihre Leiche im Göttinger Stadtwald gefunden wird, ermitteln die Kommissarinnen in alle Richtungen. Denkbar ist sowohl ein politisch motivierter Anschlag als auch eine Beziehungstat aus dem Umfeld des Opfers. So oder so ist nicht nur die mediale Aufmerksamkeit groß, sondern auch der Hass der „besorgten Bürger“, der sich ungebremst in den sozialen Medien entlädt. Als Lindholm und Schmitz der Fall entzogen wird, ermitteln sie auf eigene Faust weiter und erkennen, wie gut die Neue Rechte in höchsten Kreisen vernetzt ist.

Mareks „Tatort“-Kritik: Lindholm beweist Haltung

Nach ungelenkem Vorlauf macht der Göttinger „Tatort“ ernst und widmet sich einem so bedrückenden wie aktuellen Thema. 90 Minuten lang beschreibt er die Salonfähigkeit rechtsradikalen Gedankenguts, die letztlich für ein Klima sorgte, das dem Mord am Regierungspräsidenten Walter Lübcke aus dem nur 50 Kilometer entfernten Kassel den Weg ebnete.

Auch wenn manche Figuren wie der tumbe Handlanger oder der übermüdete Beamte den Bogen überspannen, so hält sich die Anzahl an Klischees im „Tatort: National feminin“ angenehm in Grenzen. Vielmehr bekommt die Neue Rechte ein vielschichtiges Gesicht, von der angehenden Verfassungsrichterin, die an der gescheiterten Affäre mit dem Opfer verzweifelt, bis hin zur Getöteten selbst, die sich ihrer Sache am Ende vielleicht doch nicht mehr so sicher war.

Dass Charlotte Lindholms unerfülltes Liebesleben den roten Faden in diesem politischen „Tatort“ bildet, mag auf den ersten Blick irritieren, sorgt aber dank einer raffinierten Inszenierung für die nötigen Atempausen zwischen den dumpfen Parolen der „Jungen Bewegung“ und ihrem Echo bei Twitter und Co.

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Der mittlerweile dritte Göttinger „Tatort“ mag zwar nicht in allen Bereichen vollends überzeugen, beweist aber Haltung und entlässt uns mit der Gewissheit, dass Charlotte Lindholm noch lange nicht zum alten Eisen gehört. Der nächste Einsatz kann kommen.

Die „Tatort“-Episode „National feminin“ wurde am Sonntag, dem 26. April 2020 um 20:15 Uhr in der ARD ausgestrahlt und ist danach für sechs Monate in der Mediathek als Wiederholung im Stream verfügbar. In dieser Woche übernehmen die Kollegen vom „Polizeiruf 110“ den Dienst in der neusten Folge „Heilig sollt ihr sein!“.

„Tatort“-Quiz: Testet euer Wissen über Thiel, Boerne und Co.!

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