William Shatner zählt dank „Star Trek“ zu den größten Ikonen des Sci-Fi-Genres. Dabei sollte ursprünglich ein anderer Herr den ersten Sternenflotten-Captain spielen.
Bevor William Shatner als Captain Kirk die USS Enterprise übernahm, war es Jeffrey Hunter, der in der ersten Version von „Star Trek“ die Rolle des Captains spielte – genauer gesagt, Captain Christopher Pike. Die ursprüngliche Pilotfolge mit dem Titel „Der Käfig“ wurde 1965 gedreht, aber NBC forderte eine neue Version, woraufhin Gene Roddenberry eine neue Hauptfigur – Kirk – entwickelte. Hunter kehrte für den zweiten Pilotfilm nicht zurück, doch über die Gründe dafür gehen die Aussagen laut SlashFilm weit auseinander.
Leonard Nimoy, der als einziger Darsteller von „Der Käfig“ auch im neuen Pilotfilm erhalten blieb, schrieb in seiner Autobiografie „I Am Spock“, dass Hunter wegen seiner Ehefrau Joan Bartlett nicht mehr dabei war. Sie hatte angefangen, ihn zu vertreten, und stellte laut Roddenberry überzogene Forderungen.
Auch William Shatner äußerte sich in seinem Buch „Star Trek Memories“ ähnlich: Offiziell hieß es zwar, Hunter sei nicht verfügbar gewesen, aber laut Shatner wurde er eigentlich entlassen. Seine Frau habe sich stark in die Produktion eingemischt, etwa gefordert, ihr Mann solle nur noch aus bestimmten Kamerawinkeln gefilmt werden.
Apropos William Shatner: Wusstet ihr, dass der Darsteller einen der ikonischsten Horrorschurken inspirierte? Die ganze Geschichte könnt ihr euch in folgendem Video anschauen:
Ein kostspieliger Pilotfilm
Einige Quellen wie „The Star Trek Encyclopedia“ geben hingegen schlicht an, Hunter sei nicht verfügbar gewesen. Der Autor Brian J. Robb schrieb in „A Brief Guide To Star Trek“, dass NBC nicht von Hunter überzeugt gewesen sei und auch er selbst gezögert habe, sich langfristig an eine Serie zu binden – weshalb seine Option für den zweiten Pilotfilm nicht verlängert wurde.
Ein Interview mit Oscar Katz, dem damaligen Vizepräsidenten von dem „Star Trek“-Produktionsstudio Desilu Productions, bringt eine weitere Perspektive: Laut Katz wollte Hunter erst das Ergebnis des Pilotfilms sehen, bevor er unterschrieb. Als er und seine Frau „Der Käfig“ schließlich sahen, soll ihnen die Folge nicht gefallen haben. Die Produktion versuchte weiter, Hunter zu halten, aber die Verhandlungen verliefen im Sand. Katz erinnerte sich:
„Eines Tages sagte ich: ‚Vergesst es, wir suchen einen neuen Hauptdarsteller. Vergesst die 645.000 Dollar an Filmmaterial.‘“
„Star Trek“-Schöpfer hegte keinen Groll gegen Hunter
Eine andere Version liefern die Produzenten Herbert Solow und Robert H. Justman in ihrem Buch „Inside Star Trek: The Real Story“. Dort heißt es, Hunter sei gar nicht zur Vorführung erschienen – nur seine Frau. Nach der Sichtung habe sie gesagt:
„Das ist nicht die Art von Serie, die Jeff machen will, und außerdem wäre es schlecht für seine Karriere. Jeff Hunter ist ein Filmstar.“
Auch wenn in diesem Bericht Hunters Frau versehentlich als „Sandy“ bezeichnet wird (ihr Spitzname war „Dusty“), lässt sich anhand eines Einladungsbriefs von Roddenberry belegen, dass eine Vorführung tatsächlich geplant war. Darin versuchte Roddenberry, Hunter für das Projekt zu gewinnen. In einem späteren Brief schrieb Roddenberry, er habe gehört, dass Hunter aus dem Projekt aussteigen wolle, und akzeptiere diese Entscheidung ohne Groll:
„Ich werde weiterhin öffentlich und privat mit großem Respekt über dich sprechen.“
Abschließend spekulierte der Biograf James Van Hise in „The Man Who Created Star Trek“, Hunters Frau habe ihn überzeugt, dass Science-Fiction seiner Karriere schade. Das könnte sich als Fehleinschätzung erwiesen haben, denn Hunters größte Kinoerfolge – etwa in „Der schwarze Falke“ und „König der Könige“ – lagen bereits hinter ihm, als er die Rolle des Captain Pike ablehnte. Er starb 1969 und trat letztlich nur in jener Pilotfolge von „Star Trek“ auf.