Die erste „Star Trek“-Serie endete äußerst abrupt. Warum dem so war und wie Jahre später ein „richtiger“ Abschied nachgeliefert wurde, erfahrt ihr hier.
Als „Star Trek“ 1969 nach drei Staffeln endete, geschah das nicht mit einem großen Finale oder einer bewegenden Abschiedsszene, sondern mit einer Episode, die vielen Fans bis heute als Tiefpunkt der Serie gilt. In „Gefährlicher Tausch“ (im Original: „Turnabout Intruder“) werden zentrale Werte, für die das „Star Trek“-Universum bekannt wurde – wie Fortschritt, Gleichberechtigung und Humanismus – auf verstörende Weise untergraben. Wie kam es dazu und warum gilt gerade diese Folge als besonders problematisch?
Bereits nach der zweiten Staffel stand die Serie kurz vor dem Aus, da sie mit schwachen Quoten zu kämpfen hatte. Die Rettung kam in Form einer Fan-Kampagne, initiiert von John und Bjo Trimble. Diese verschickten einen „Rettet Star Trek“-Brief, der eine Welle an Zuschriften an den Sender CBS auslöste – mit Erfolg: Staffel 3 wurde bewilligt, allerdings mit drastisch reduziertem Budget. Die Auswirkungen waren deutlich spürbar: bizarre Drehbücher, karge Sets und inhaltlich fragwürdige Episoden wie „Gefährlicher Tausch“.
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Die Story der „Star Trek“-Folge „Gefährlicher Tausch“
In der finalen Folge lockt die Wissenschaftlerin Dr. Janice Lester (Sandra Smith) das Raumschiff Enterprise mit einem Notruf auf den Planeten Camus II. Sie hat dort ein Gerät entdeckt, das das Bewusstsein von Individuen zwischen zwei Körpern tauschen kann – und nutzt es, um mit Captain Kirk (William Shatner) den Platz zu tauschen.
In Kirks Körper übernimmt sie das Kommando über die Enterprise. Ihre Motivation: Sie habe nie Captain werden können, weil Frauen bei der Sternenflotte nicht für ein solches Kommando zugelassen seien. Diese Aussage markiert einen der kontroversesten Momente der Folge – zumal diese angebliche Regel sonst nie im „Star Trek“-Kanon vorkommt.
Dr. Lesters Verhalten im Körper von Kirk wird schnell auffällig: hysterisch, autoritär und irrational. Spock (Leonard Nimoy) erkennt durch einen Gedankenverschmelzungsprozess die Wahrheit und wird daraufhin wegen angeblicher Meuterei vor ein Tribunal gestellt.
Am Ende versagt das Gerät und beide kehren in ihre Körper zurück. Dr. Lester bricht zusammen, schreit, klagt über ihre Ohnmacht als Frau und wird sinnbildlich dafür bestraft, dass sie mehr wollte als ihr zustand.
Gene Roddenberry steckte hinter „Gefährlicher Tausch“
Bemerkenswert ist, dass die Idee zur Folge laut SlashFilm von Serienerfinder Gene Roddenberry selbst stammte – ausgerechnet jener Mann, der einst in seinem ursprünglichen Pilotfilm eine weibliche Erste Offizierin vorgesehen hatte, deren Rolle damals von den Studios aus sexistischen Gründen abgelehnt wurde.
Die Doppelmoral fällt umso stärker ins Gewicht, da „Gefährlicher Tausch“ Frauen nicht nur Führungsstärke abspricht, sondern ihnen Eigenschaften wie Instabilität, Rachsucht und Manipulation als „weiblich“ zuschreibt. Viele Fans und Kritiker*innen sehen in Dr. Lester nicht eine tragische Figur, sondern eine Karikatur unterdrückter Weiblichkeit, die schließlich „an ihren Platz“ verwiesen wird.
Dass dies das Serienfinale war, wurde inhaltlich nicht thematisiert – keine Abschiede, keine symbolische Zäsur. Stattdessen endet die Serie mit einer frauenfeindlichen Episode, die bei Conventions bis heute ausgebuht wird und in der Internet Movie Database (IMDb) als eine der schlechtesten Folgen aufgeführt wird.
Der nachträgliche Abschied der Original-Crew
Das wahre, würdige Ende kam schließlich mit dem Film „Star Trek VI: Das unentdeckte Land“. Dort verabschiedet sich die Enterprise in den Ruhestand. Captain Kirk wählt als letzten Befehl eine poetische Linie aus „Peter Pan“: „Beim zweiten Stern rechts und dann geradeaus bis zum Morgen.“ Die Namen der sieben Hauptdarsteller erscheinen anschließend auf dem Bildschirm – ein emotionales Finale, das „Gefährlicher Tausch“ endgültig in den Schatten gestellt hat.
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