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„Pam & Tommy“ bei Disney+: Ein unnötiger Eingriff in die Privatsphäre eines Opfers

„Pam & Tommy“ bei Disney+: Ein unnötiger Eingriff in die Privatsphäre eines Opfers
© Disney

Seit dem 2. Februar läuft „Pam & Tommy“ bei Disney+. Eine Serie, die sich ihrer Verantwortung vielleicht nicht so wirklich bewusst ist.

Dieser Artikel spiegelt die Meinung der Autorin wider und nicht notwendigerweise die aller kino.de-Redakteur*innen.

Britney Spears darf sich endlich von ihrer Vormundschaft verabschieden und Lindsay Lohan spielt die Hauptrolle in „Falling for Christmas“, einem neuen Netflixfilm. Es scheint, als feiern Frauen, die es mit der Boulevardpresse nicht immer leicht hatten, ein Comeback. Nicht alle Entertainerinnen dürfen ihre Vergangenheit jedoch hinter sich lassen: Denn seit dem 2. Februar wird in der Dramedy-Serie „Pam & Tommy“ einer der schlimmsten Momente aus Pamela Andersons Leben nacherzählt. Ich habe mir die ersten drei Folgen angesehen und frage mich, warum die Sendung so existieren muss.

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„Pam & Tommy“: Wenn die Vergangenheit nicht ruhen darf

Die Schauspielerin und Aktivistin wurde Anfang der 1990er-Jahre als Rettungsschwimmerin Casey Jean „C.J.“ Parker in „Baywatch“ berühmt. Ihre skandalösen Beziehungen sorgten ebenfalls für etliche Schlagzeilen, insbesondere ihre Ehe zu Rockmusiker Tommy Lee. Kurz nachdem sich das Paar kennenlernte, läuteten auch schon die Hochzeitsglocken. Nachdem Tommy Lee 1998 gegenüber seiner Frau handgreiflich wurde und für mehrere Monate im Gefängnis seine Strafe absaß, reichte Pamela Anderson die Scheidung ein (via People).

In der neuen Serie von Robert Siegel („The Wrestler“) liegt der Fokus nun auf einem ganz bestimmten Moment in ihrem Leben. Zur Zeit ihrer Ehe wurde bei Anderson und Tommy Lee eingebrochen und ein Safe gestohlen. Ein Schreiner, der sich im Haus auskannte, hoffte in dem Tresor Ware zu finden, die er zu Geld machen könnte. Was er fand, war jedoch kein Schmuck oder Bargeld, sondern eine private Videoaufnahme, die das Paar in ihren intimsten Augenblicken zeigte. Weil der Dieb das Sextape im Internet verkaufte, gelang es in Windeseile an die Öffentlichkeit. Ein tiefer Eingriff in die Privatsphäre, der nun aufs Neue erzählt wird.

Boykott von Pamela Anderson

Weder Pamela Anderson noch Tommy Lee sind auch nur ansatzweise an der Serie beteiligt. Sowohl Showrunner Rob Siegel, als auch Pamela-Darstellerin Lily James hatten im Laufe der Produktion versucht, mit dem Ex-„Baywatch“-Star in Kontakt zu treten, sie habe jedoch auf keine Annäherungsversuche reagiert (via Entertainment Weekly). Zwar hat Anderson kein offizielles Statement zu ihrer Haltung gegenüber „Pam & Tommy“ abgegeben, eine Quelle hat sich jedoch an das US-Magazin E! News gewandt:

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„Pam wird die […] Serie niemals sehen. Dieser Einbruch ist das Einzige, was sie aus ihrem Leben streichen würde. Es verfolgt sie bis zum heutigen Tag. Es war eine Schande, dass dieses Band gestohlen wurde. Es war eine traumatische Zeit in ihrem Leben. Und es ist schockierend, dass sie es nachstellen.“

Zugegeben, ominöse „Quellen“ sollten immer mit Vorsicht genossen werden. Dass Pamela Anderson kein Interesse hat, Vergangenes zu Unterhaltungszwecken wiederaufleben zu lassen, kann man sich jedoch denken. Durch „Pam & Tommy“ müssen nicht nur Anderson und ihre beiden erwachsenen Söhne die traumatischen Ereignisse nochmals durchleben. Die Serie, die vor allem durch ihr Make-up, einen sprechenden Penis und exzessive Nacktszenen für Aufsehen sorgt, wird ihr Sextape womöglich erneut auf das Radar der Gesellschaft setzen.

Wieso also entscheidet man sich in Zeiten von „#metoo“ dafür, eine solche Serie zu produzieren?

„Pam & Tommy“ möchte die Stars als Opfer darstellen

Zu Gast bei Jimmy Kimmel machte Tommy-Darsteller Sebastian Stan („The Falcon and the Winter Soldier“) auf den Ernst der Situation aufmerksam und nannte es eine „American Crime Story“. Laut Showrunner Rob Siegel war diese „Crime Story“ so unglaublich, dass sie einfach verfilmt werden musste. Im Interview mit Entertainment Weekly macht er seine Intentionen klar: Er möchte der Welt zeigen, dass weder Tommy Lee noch Pamela Anderson an der Verbreitung ihres Tapes beteiligt waren:

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„Ich denke, wenn man eine Person nennen müsste, mit der die Serie sympathisiert, dann wäre es Pam. Wir stellen sie ganz klar und unmissverständlich als Opfer eines Verbrechens dar.“

Dass die Videokassette illegal entwendet wurde und die beiden nicht an der Verbreitung beteiligt waren, kann auch in den ersten drei Folgen der Serie nicht anders gedeutet werden. Dass die Protagonist*innen der Serie die Opfer sein sollen, kristallisiert sich zum Ende der dritten Folge jedoch nicht wirklich heraus.

Der Dieb, gespielt vom ewigen Sympathieträger Seth Rogen, wurde als Schreiner eingestellt und ohne Bezahlung entlassen. Um an das geschuldete Geld zu gelangen, stiehlt er also den Tresor, findet das Video und verkauft es online. Dass seine Tat falsch war, wird niemand bestreiten. Da Rogens Figur jedoch als arm und gutmütig gezeichnet wird, wird man als Zuschauer*in das Gefühl nicht los, dass hier nicht nur aus Rache, sondern auch aus Notwehr gehandelt wurde.

Wenn das Ehepaar also tatsächlich als Opfer gesehen werden soll, warum besetzt man den Antagonisten dann nicht mit einem Schauspieler, der für seine bösen Rollen bekannt ist oder lässt ihn weniger menschlich wirken? Warum erkennen Showrunner und Schauspieler*innen, dass es nicht in Ordnung war, das Andere von einer privaten Videoaufnahme des Ehepaars profitierten, nur um dann aufs Neue an der Geschichte zu verdienen, ohne dabei die Erlaubnis der Betroffenen zu erhalten?

Ob man die neue Serie über das Paar gucken sollte, muss jede*r für sich selbst entscheiden. Nach den ersten drei Folgen habe ich auf jeden Fall genug gesehen. Falls mir erneut danach ist, Seth Rogen in einer Geschichte zu sehen, die sich um einen Sexfilm dreht, streame ich wohl eher „Zack and Miri make a Porno“. Bei der fiktiven Komödie muss ich mir immerhin keine Sorgen machen, dass ich gerade die Privatsphäre eines realen Menschen verletze…

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