Fakt oder Fiktion: Gab es wirklich eine Verbindung zwischen Ed Gein und NS-Verbrecherin Ilse Koch?
Auch wenn die neuen Folgen "Monster", die sich mit dem Leben und Wirken des Mörders und Leichenschänders Ed Gein befassen, bisher am schlechtesten abschneiden, ist die Netflix-Serie wieder in aller Munde.
Im Vergleich zur "Dahmer"- und zur "Menendez"-Staffel bekommen wir neben der mörderischen Geschichte des Kriminellen selbst auch zu sehen, wie Gein mit seinen Taten berühmte Filmschaffende inspiriert hat, darunter "Psycho", "Texas Chainsaw Massacre" und "Das Schweigen der Lämmer".
Auch, wer Gein in ein Monster verwandelt und ihn zu den Gräueltaten bewegt hat, zeigt uns die Netflix-Serie mehr als deutlich: Neben seiner Mutter (Laurie Metcalf) hatte die NS-Verbrecherin Ilse Koch (Vicky Krieps) maßgeblichen Einfluss auf Geins Taten. Ist das wirklich belegt oder hat Netflix hier Ed Geins Geschichte etwas freier interpretiert?
Das war die reale Ilse Koch

Ilse Koch wurde 1906 geboren und kam mit ihrem Mann, dem KZ-Lagerkommandanten Karl Otto Koch 1937 nach Buchenwald. Durch die Ausbeutung der Häftlinge konnten die Kochs ein luxuriöses Leben mit ausschweifenden Parties führen.
Die "Kommandeuse" von Buchenwald wurde außerdem aufgrund ihrer sadistischen Veranlagungen gefürchtet. Laut Zeitzeug*innen soll es dabei nicht nur zu körperlichem Missbrauch gekommen sein, viel schlimmer noch: Koch habe sich besonders "schön" tätowierte Häftlinge ausgesucht, sie töten lassen und letztendlich ihre Haut in Gebrauchsgegenstände wie Lampenschirme verarbeitet.
Gerichtlich konnten ihr diese Gräueltaten zwar nicht alle zweifelsfrei nachgewiesen werden, dennoch wurde sie letztendlich wegen Mitwisserschaft, schwerer Körperverletzung, Anstiftung zum Mord und versuchten Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt. 1967 nahm sie sich in ihrer Zelle das Leben.
Nach Ed Gein rückt die "Monster"-Serie eine Frau in den Mittelpunkt:
Wusste Ed Gein von Kochs Taten?
Die Darstellung von Ilse Koch selbst ist in der Netflix-Serie also gar nicht so weit hergeholt. Ihre Vorliebe für freizügige und ausschweifende Parties, auf denen KZ-Häftlinge vorgeführt und gequält wurden, sind durch Zeitzeug*innen belegt. Auch die Echtheit eines Lampenschirme aus Menschenhaut ist mittlerweile nachgewiesen.
Wurden Koch und ihr Mann bereits vor Kriegsende von der SS angeklagt, kam es 1947 zu einem US-amerikanischen Prozess aufgrund ihrer Kriegsverbrechen. Entging sie hier nur knapp einer lebenslänglichen Freiheitsstrafe, legte sie dennoch Revision ein, woraufhin ihre Strafe gekürzt wurde.
Dieser Straferlass schlug in den US-Medien hohe Wellen und wurde heiß diskutiert. Gut möglich, dass so auch Ed Gein von ihr und ihren Taten erfahren haben könnte. Zu Lebzeiten hat er sich jedenfalls nie ausdrücklich zu Koch, ihren Taten geschweige denn ihrem potenziellen Einfluss auf seine eigenen Gräueltaten geäußert (unter anderem via RadioTimes). Auch die Behauptung, Gein sei durch verstörende Pulp-Magazine "inspiriert" worden, kann nicht nachweislich belegt werden. Er hatte aber sicherlich eine Vorliebe für morbide Literatur, wenngleich dies vermutlich eher einen medizinischen Einschlag hatte.
Dass Ed Gein von Ilse Koch und ihren Verbrechen wusste, ist also nicht auszuschließen. Ein Kontakt mit ihr und anderen Nazi-Kriegsverbrechen mittels Fotografien, Zeitungsberichten, Comics oder gar Funkgerät, wie in der Netflix-Serie dargestellt, hat so aber nicht stattgefunden.


