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So unterschiedlich gehen „Ringe der Macht“ und „House of the Dragon“ mit Fantasy-Herausforderung um

So unterschiedlich gehen „Ringe der Macht“ und „House of the Dragon“ mit Fantasy-Herausforderung um
© IMAGO / Picturelux / Amazon / Ben Rothstein

Die beiden Fantasy-Titel dominieren gerade die Serienlandschaft und haben einige Parallelen vorzuweisen, unter anderem eine große Herausforderung, die sie jedoch gänzlich anders lösen.

Fantasy-Fans können sich dieser Tage wahrlich nicht beschweren. Nachdem erst vor Kurzem die Netflix-Adaption „Sandman“ für Furore sorgte, bestimmen „House of the Dragon“ und „Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht“ aktuell den popkulturellen Diskurs. Frei von Kritik sind beide Werke bei aller Liebe aber wenig überraschend nicht; welcher Titel ist das schon? Doch auffällig ist, dass beide Serien wegen des gleichen zugrundeliegenden Problems Kritik erfahren.

Verwunderlich ist das nicht, denn es ist dasselbe Problem, mit dem alle Romanadaptionen kämpfen, vor allem im Fantasy-Genre: Die Vorlage ist einfach zu umfangreich, um ihr gerecht werden zu können. Erstaunlich ist jedoch, dass „House of the Dragon“ und „Die Ringe der Macht“ jeweils unterschiedliche Ansätze gewählt haben, um mit dieser Herausforderung umzugehen. Falls ihr nebenbei bemerkt von Fantasy nicht genug bekommt, solltet ihr diese Titel nicht verpassen:

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„House of the Dragon“ muss einiges überspringen

Für die Dekaden umspannende Handlung haben sich die Verantwortlichen von „House of the Dragon“ dazu entschieden, Zeitsprünge einzubauen. Zwischen Folge 1 und 2 verging zunächst nur ein halbes Jahr, Folge 3 sprang dann wiederum gleich drei Jahre voran. Eine Lösung, die nicht frei von Begleiterscheinungen ist. Gerade solch millionenschwere Serien müssen ein möglichst großes Publikum ansprechen, um mit dem Erfolg die Kosten rechtfertigen zu können. Auf Zuschauer*innen, die sonst aber eher nur Mainstream-Titel konsumieren, kann selbst solch eine Erzählweise schon avantgardistisch anmuten und sie entsprechend wegen der für sie ungewohnten Seherfahrung überfordern. Das kann eben ein Risiko sein, wenn man Millionen Zuschauer*innen bei der Stange halten muss, um künftige Staffeln zu garantieren.

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Narrativ führen die Zeitsprünge auch zu einigen unschönen Begleiterscheinungen. „House of the Dragon“ glänzt bislang durchaus mit seiner Charakterarbeit und dennoch kommt man nicht umhin, sich zu fragen, was wir alles verpasst haben. Wie hat Rhaenyra (Milly Alcock) auf die Auswirkungen des Endes von Folge 2 reagiert? Im Detail erfahren wir das nicht, da uns die anschließende Episode eben erst die Geschehnisse zeigt, die sich drei Jahre später zugetragen haben, wo Gräben bereits gezogen worden sind. Auch ein vermeintlich wichtiger Krieg geschah praktisch völlig abseits der Erzählung, wodurch ein scheinbar wichtiger Bösewicht letztlich zur unwichtigen Randerscheinung wurde.

„House of the Dragon“ ist allerdings eben gezwungen, hier Abstriche zu machen, denn die eigentliche Handlung – der Bürgerkrieg der Targaryens – beginnt erst in einigen Jahrzehnten. Entsprechend muss man die aktuellen Eindrücke fast schon als Prolog abheften, der die wichtigen Schachfiguren in Position für die große Eskalation bringt. Die Alternative wäre wohl gewesen, direkt mit dem Bürgerkrieg zu starten, doch angesichts der derzeit bereits packenden Erzählung und der grundlegenden Charakterarbeit, die in kommenden Staffeln sicherlich ihre volle Wirkung entfalten wird, wäre das höchstwahrscheinlich die schlechtere Wahl gewesen.

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„Die Ringe der Macht“ komprimiert über 3.000 Jahre an Ereignissen

Noch viel gravierender ist das Problem bei „Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht“. Die Handlung der Amazon-Serie soll immerhin über fünf Staffeln die großen Ereignisse des Zweiten Zeitalters von Mittelerde abdecken, eine Epoche, die mal eben schlanke 3.441 Jahre umfasst. Die Verantwortlichen haben – zu Recht – darauf hingewiesen, dass sie dadurch gezwungen sind, Kompromisse einzugehen. Denn manche Völker wie die Elben sterben schließlich nicht aus Altersgründen, weswegen hier zwar etliche Charaktere über die gesamte Spanne erhalten bleiben, doch bei den Menschen müsste man ja praktisch in jeder Folge sämtliche Figuren austauschen. Zusätzlich wäre man hier ebenfalls mit enormen Zeitsprüngen konfrontiert gewesen, wenn man nicht 50 oder noch mehr Staffeln hätte produzieren wollen, was völlig unrealistisch wäre.

Darüber hinaus ist die Amazon-Serie mit der unvorteilhaften Realität konfrontiert, dass man nicht die Rechte an „Das Silmarillion“ von J. R. R. Tolkien und einigen anderen Mittelerde-Werken besitzt. Stattdessen muss man das Zweite Zeitalter mit Erzählungen aus den „Der Hobbit“- und „Der Herr der Ringe“-Büchern und einigen Anhängen nachkonstruieren (all diese Werke gibt es übrigens bei Audible als Hörbücher). Selbst wenn man also gewollt hätte – und wie geschrieben: logistisch wäre das wohl eh unmöglich gewesen – hätte man das Zweite Zeitalter nicht in vollem Umfang darstellen können.

Die Entscheidung, tausende Jahre Erzählung in eine deutlich kürzere Zeitspanne zu packen, ist jedoch einer der größten Kritikpunkte etlicher Tolkien-Fans. Verständlicherweise sind diese nicht erfreut darüber, dass so große Änderungen an der Arbeit des Autors vorgenommen werden, wodurch sich Figuren treffen, die sich eigentlich aufgrund zeitlicher Distanz niemals hätten begegnen können und Charaktermotivationen und natürlich etliche Abläufe geändert werden mussten, ganz zu schweigen von neugeschaffenen Figuren.

Doch die Frage ist hier erneut: Wie sähe die Alternative aus? 50 Staffeln sind eben keine Option und die Amazon-Serie muss sich nun einmal aufgrund der wirtschaftlichen Zwänge an ein breites Publikum richten. Enorme Zeitsprünge und ein ständiger Austausch eines großen Teils der Darsteller*innen hätten dieses nur wiederum höchstwahrscheinlich schnell abgeschreckt.

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Manche Hardcore-Fans hätten sich bestimmt gewünscht, dass man es dann besser einfach sein lässt. Doch ist das nicht auch eine ziemlich unbefriedigende Lösung? Man denke nur mal an die praktisch allseits geliebten „Der Herr der Ringe“-Filme. Auch hier gab es teils gewaltige Änderungen im Vergleich zur Vorlage: Aragorns Charakterentwicklung wurde komplett hinzugefügt, Figuren wie Tom Bombadil fehlten völlig, Passagen wie Sarumans Überfall auf das Auenland wurden gänzlich gestrichen, um nur einige Beispiele zu nennen. Die Verantwortlichen mussten eben Anpassungen vornehmen, um eine umfangreiche Romanreihe in ein anderes Medium zu übersetzen. Und die „Der Herr der Ringe“-Fangemeinde profitierte ungemein von der Filmtrilogie. Wie viele Personen (mich eingeschlossen) lasen die Bücher wegen der Filme und wären ohne diese vielleicht nie darauf gestoßen?

Entsprechend sollten die Fans, sofern sie „Die Ringe der Macht“ nicht mögen, vielleicht eher versuchen, mit den Fans der Serie, die das Zweite Zeitalter nicht kennen, in einen offeneren Dialog zu treten, um diese von den Vorzügen der Vorlage zu überzeugen. Viele werden aber vermutlich lieber mit der Keule auf das Amazon-Projekt und alle, die es mögen, draufschlagen wollen, anstatt diese Chance zu ergreifen, neue Personen zu gewinnen, mit denen sie über ihre geliebten Werke reden können…

Falls ihr von den Fantasy-Serien angetan seid, könnt ihr euch bald auf Nachschlag freuen. Die neue Folge „House of the Draogn“ erwartet euch montags bei Sky und WOW, die neue Folge von „Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht“ wiederum am Freitag bei Amazon Prime Video.

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