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„Apple Cider Vinegar“ auf Netflix: Die wahre Geschichte hinter einem erfundenen Krankheitsverlauf

„Apple Cider Vinegar“ auf Netflix: Die wahre Geschichte hinter einem erfundenen Krankheitsverlauf
© Netflix

Mit „Apple Cider Vinegar“ adaptiert Netflix Lebensgeschichten, die auf realen Ereignissen basieren. Aber wie viel Wahrheit steckt tatsächlich in der Mini-Serie?

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– Achtung: Dieser Artikel enthält explizite Schilderungen einer (erfundenen) Krebserkrankung. Wenn ihr euch aktuell nicht in der Verfassung für dieses Thema fühlt, überspringt diesen Artikel lieber und schaut gern ein andermal wieder vorbei. –

Wellness-Influencerin Belle Gibson (Kaitlyn Dever), behauptet, ihren Gehirntumor mit gesunder Ernährung und einem bewussten Lebensstil geheilt zu haben. Ihre Krankengeschichte teilt sie über Soziale Medien mit der Welt. Doch Schritt für Schritt beginnt ihr Lügenkonstrukt zu wackeln, denn eine Krebserkrankung wurde ihr nie diagnostiziert. Wer denkt, das klinge nach einer überdramatisierten Prämisse, wird überrascht sein, wie viel Netflix von einer wahren Begebenheit übernommen hat.

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Ist Netflix‘ „Apple Cider Vinegar“ eine wahre Geschichte?

Die Antwort auf diese Frage lautet: Jein. Wie die Charaktere zu Beginn einer jeden Episode betonen, ist die Serie zwar von wahren Ereignissen inspiriert, jedoch haben die Verantwortlichen bestimmte Sachverhalte und Charaktere fiktionalisiert. Als Grundlage für die Handlung diente Serienschöpferin Samantha Strauss das Buch „The Woman Who Fooled the World“ von Beau Donelly und Nick Toscano aus dem Jahr 2017. Die Autoren des nicht-fiktionalisierten Werkes hatten bereits als Journalisten in der australischen Zeitung The Age über Belle Gibson berichtet, wie Strauss gegenüber Netflix erklärt:

„Sie schrieben über die Menschen, die von Belle getäuscht wurden, und darüber, welche Auswirkungen das auf sie hatte. Sie haben ein beeindruckendes Gesamtbild geschaffen, das zeigt, wie uns die westliche Medizin emotional im Stich lässt und warum so viele sich zur Wellness-Bewegung hingezogen fühlen. […] Dieses Buch als Serie umzusetzen, fühlte sich für mich wie eine Möglichkeit an, eine wichtige Diskussion über Wellness und Medizin zu führen – darüber, warum wir lügen und wie wir hoffen.“

Im Grunde lässt sich also zusammenfassen: „Apple Cider Vinegar“ beruht auf einer wahren Geschichte über eine verheerende Lüge mit fatalen Konsequenzen, die für Netflix um dramaturgische Aspekte und fiktive Geschichten erweitert und ausgeschmückt wurde.

The Woman Who Fooled The World: the true story of fake wellness guru Belle Gibson

The Woman Who Fooled The World: the true story of fake wellness guru Belle Gibson

Englische Version
Preis kann jetzt höher sein. Preis vom 28.03.2025 11:14 Uhr

„Apple Cider Vinegar“ auf Netflix: Belle Gibson gibt es wirklich

Wie Variety berichtet, ist die „Apple Cider Vinegar“-Hauptfigur Belle Gibson angelehnt an eine gleichnamige australische Influencerin. Seit 2009 soll sie behauptet haben, aufgrund eines Hirntumors eine Lebenserwartung von vier Monaten zugeschrieben bekommen zu haben. Nach einem Versuch der Chemotherapie wandte sie sich stattdessen Wellness-Behandlungen zu, was zur angeblichen Heilung ihrer nicht-diagnostizierten Krebserkrankung geführt habe.

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Laut Time Magazine trat sie 2013 unter dem Namen @healine_belle dem Social-Media-Netzwerk Instagram bei, das damals noch ohne weitreichende Kontrollmechanismen funktionierte. Gibson nutzte die Plattform, um ihre Behauptungen über eine Genesung mittels alternativer Therapien und Ernährung in die Welt zu tragen – mit Erfolg. Ihre Community wuchs auf bis zu 200.000 Follower*innen.

Ihr Erfolg mündete im selben Jahr mit der App The Whole Pantry, die sogar zur besten Food-App bei Apple gewählt wurde. 2014 erschien das gleichnamige Kochbuch. Allerdings endete Gibsons Ruhmeszug ein Jahr später, als die Investigativjournalisten Beau Donelly und Nick Toscano den Schwindel aufdeckten. Nicht nur hat die Influencerin ihre Krankheitsgeschichte erfunden, auch sind Einnahmen aus Spendengeldern von ihr nicht wie versprochen an wohltätige Organisationen weitergegeben worden. Wenig später bestätigte Gibson gegenüber The Australien Women’s Weeky: „Nichts davon ist wahr.“

Neben der Netflix-Serie „Apple Cider Vinegar“ basieren zahlreiche Filme auf wahren Begebenheiten. Acht unglaubliche Titel stellen wir euch im Video vor:

Wie viel Wahrheit steckt in Netflix‘ „Apple Cider Vinegar“?

Netflix versichert, dass Belle Gibson selbst nicht in die Produktion der Serie involviert gewesen sei und demnach keine finanziellen Vorteile bezieht. Als Vorlage habe einzig das Buch von Donelly und Toscano hergehalten. Neben der von Kaitlyn Dever gespielten Hauptfigur sind übrigens noch weitere Charaktere von realen Persönlichkeiten inspiriert, andere habe man hingegen eigens für „Apple Cider Vinegar“ entwickelt. Gibsons Gegenpart Milla (Alycia Debnam-Carey) sei dabei von großer Bedeutung, wie Serienschöpferin Samantha Strauss erläutert:

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„Ich würde sagen, Milla ist ein Porträt der damaligen Influencer-Welt. Sie ist jemand, der verzweifelt versucht, das eigene Leben zu retten – und dadurch blind für die Wahrheit wird.“

Wie das Time Magazine schreibt, sei die Geschichte von Milla insbesondere auf die verstorbene Redakteurin und Influencerin Jess Ainscough zurückzuführen. Über Soziale Medien dokumentierte sie einst, wie sie trotz Auslassen von Chemo- und Strahlentherapien in Remission blieb. Auch Ainscoughs Mutter folgte den Methoden ihrer Tochter, als sie selbst an Krebs erkrankte. Wie in der Serie verstarben beide Frauen infolge ihrer Krankheit.

Anders als in „Apple Cider Vinegar“ sollen Gibson und Ainscough jedoch weder befreundet gewesen sein noch einander feindselig gegenübergestanden haben. Dennoch soll Gibson bei Ainscoughs Beerdigung anwesend gewesen sein und mit lautem Schluchzen für Aufsehen gesorgt haben.

„Apple Cider Vinegar“: Die wahre Geschichte von Lucy

Ein weiterer Unterschied betrifft die Investigativjournalisten Donelly und Toscano: Keiner von ihnen hatte zur Zeit der Recherche eine*n Partner*in, der/die parallel eine Krebsbehandlung benötigte und/oder diese ablehnte. Lucy (Tilda Cobham-Hervey) steht demnach in erster Linie stellvertretend für jene Menschen, in denen Belle Gibson falsche Hoffnungen auf Alternativen geweckt hat. Dennoch basiert die Figur laut The Cinemaholic auf einer realen Person namens Katherine Thomas Donaldson, Managerin eines Stammcafés von Belle Gibson, die an Brustkrebs erkrankte – allerdings weder mit Donelly noch Toscano eine Beziehung pflegte.

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Statt über ihre persönlichen Bekanntenkreise auf Gibson zu stoßen, erhielten die Journalisten einen Tipp von einer Person aus dem Umfeld der Influencerin: Chanelle (Aisha Dee) zweifelte auch im echten Leben an dem erfundenen Krankenbild. Mehrere Vertraute sollen diese Vermutung bestätigt haben. Zudem überführte das Autorenduo die Influencerin mithilfe von onkologischem Fachpersonal. Diverse Expert*innen versicherten, dass sich Krebs nicht wie von Gibson beschrieben ausbreitete.

Nach „Apple Cider Vinegar“: Was wurde aus Belle Gibson?

Infolge ihres Betrugs wurde das Kochbuch von Belle Gibson aus dem Handel genommen. Stattdessen füllte 2017 ein anderes Werk die Regale: In „The Woman Who Fooled the World: The True Story of Fake Wellness Guru Belle Gibson“ vertieften Beau Donelly und Nick Toscano ihre Enthüllung rund um den Betrugsfall von Belle Gibson.

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Weil sie mit ihren Lügen gegen das australische Verbraucherschutzgesetz verstoßen hat, wurde Belle Gibson zu einer zu Geldstrafe in Höhe von 410.000 australischen Dollar (entspricht etwa 248.000 Euro) verurteilt. Dem australischen Nachrichtenportal Mamamia zufolge soll sie die Summe nie vollständig beglichen haben.

Nachdem sie sich zu ihrem Schwindel bekannt hat, zog sich Gibson aus der Öffentlichkeit zurück. Laut IBT soll sie in der Zeit unter dem Namen Sabontu in der Oromo-Gemeinschaft von Melbourne aktiv gewesen sein. Inzwischen sei sie aufgrund ihrer Vergangenheit zurückgewiesen worden.

Wie The Cinemaholic berichtet, gehen Gibson und ihr ehemaliger Lebenspartner Clive Rothwell inzwischen getrennte Wege. Mit Aussagen zu Gibsons Betrug hält sich Clive weiterhin zurück. Auch zu Gibsons Sohn Oliver pflege Clive keinen Kontakt mehr. Der Junge, der inzwischen etwa 15 Jahre alt ist, lebe weiterhin in der Obhut seiner Mutter.

Trauer und Sorge sind kein Tabuthema – fühlt ihr euch betroffen, sprecht darüber mit jemandem! Unterstützung in schwierigen Lebenslagen bietet die Telefonseelsorge unter diesen Nummern: 0800-1110111 oder 0800-1110222. Auf der Website könnt ihr außerdem mit Seelsorger*innen chatten.

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