Zero Dark Thirty: Von Oscarpreisträgerin Kathyrn Bigelow meisterlich inszeniertes Drama über die lange, von Fehlschlägen gezeichnete Jagd auf Al-Qaida-Führer Osama bin Laden.
Mit ihrem neuen Film dokumentiert Oscarpreisträgerin Kathryn Bigelow akribisch und aufregend die Jagd auf Al-Qaida-Führer Osama bin Laden.
Man kennt das Ende, doch nicht den Weg dorthin und staunt über 157 mitreißende Minuten - trotz sichtbarer Distanz zum aufgeheizten Überwältigungskino, das „Zero Dark Thirty“ auch hätte sein können. Bigelows kongenialer Nachfolger auf ihren Oscarhit „
The Hurt Locker“ fokussiert sich erneut auf ein tödliches Kommando, ist ihr „Zodiac“ - eine Studie in Besessenheit, flankiert von Beobachtungen über starke Frauen in männlich geprägten Hierarchien, erzählt vor dem Hintergrund einer von Verhören, Terrorakten, Fallen, Sackgassen und Zugriffen dramatisierten Schnitzeljagd, die, realistisch und an Fakten orientiert, auch fiktive Elemente zulässt. Das unterscheidende, verstörende Merkmal, ein Milieu, in dem ethische Fragen keine Rollen spielen dürfen, spricht das Drehbuch von Mark Boal, Autor von „The Hurt Locker“, direkt an.
Nach einer langen Schwarzblende und einer Toncollage, die ohne reißerischen Touch an den 11.September erinnert, springt Bigelow mitten ins Grauen, in ein Folterverhör in irgendeinem CIA-Loch in Pakistan. In den nächsten 25 Minuten kehrt der Film immer wieder zu diesem Abgrund, zum Brechen eines Menschen, zurück, enthält sich moralischer Wertung, macht aber deutlich, dass im Krieg, und nichts anderes ist das hier, Ethik eine Illusion ist. „Zero Dark Thirty“ respektiert seine „Krieger“, ist aber kein Heldengedicht, sondern ein mühseliges Kriechen durch den Dreck, aus dem man sich am Ende ohne überzogenes Triumphgefühl erhebt. Wenn in den Verhören die ersten Namen fallen, sind das die ersten Bausteine zu einem gewaltigen Puzzle, das erst acht Jahre später zusammengesetzt sein wird. Während US-Präsidenten, Vorgesetzte, das politische Klima und Schauplätze wechseln, Al-Qaida weitere Bombenanschläge durchführt und es auch auf Seiten der CIA tragische Verluste gibt, konzentriert sich die Suche nach dem Phantom auf ein anderes, auf bin Ladens loyalsten Kurier.
Dabei verdichtet der Film die nationale Jagd auf eine persönliche. Eine junge zielorientierte CIA-Agentin, eine weitere Top-Darstellung von Jessica Chastain, ist der Motor des mit vielen großartigen Schauspielern besetzten Dramas, ist der Anker des Zuschauers im Chaos von Namen und Fakten, von Gewalt und Zerstörung, von Verzweiflung und Hoffnung. Wenn im letzten Bild eine Träne auch ihren Widerstand bricht, ist man so desorientiert über die Zukunft wie sie, dafür aber sicher, einen meisterlichen, spannenden Film gesehen zu haben, der sich selbst im finalen Action-Zugriff auf bin Laden ökonomisch und nüchtern gibt und trotzdem nichts an Intensität einbüßt. kob.