Adé Bantu, Mamadee und D-Flame haben außer ihrer Hautfarbe nur eines gemeinsam: Sie mussten ohne Vater in Deutschland erwachsen werden, einem Land, das sie oft stiefmütterlich behandelt. Filmemacher Sven Halfar lässt ostdeutsche Heimatlieder aus DDR-Zeiten erklingen, um im Kontrast mit den Erzählungen der drei Afrodeutschen die Heuchelei im deutschen Liedgut nur um so krasser zu entlarven. Vor allem, wenn das liebliche Chorgeträller später mit den Bildern der Neonazi-Angriffe auf Asylbewerberheime in Konflikt gerät.
Yes I Am! ist ein subjektiver Dokumentarfilm, der Partei ergreift, der sich das Anliegen von Brothers Keepers e.V. zu eigen macht und es filmisch unterstützt. Sven Halfar gibt freimütig zu, dass er zu Beginn des Drehs keine Ahnung vom Dokumentarfilmen hatte, und ein bisschen davon spiegelt sein Produkt auch wieder. Langsam, ganz langsam, stockend, ohne roten Faden, nähert sich die Kamera den drei Protagonisten anhand ihrer Erinnerungen, lässt auch die drei deutschen Mütter zu Wort kommen, doch weiß man nicht so recht, worauf das Ganze hinaus soll.
Später zieht der Film dann kräftig an, um anhand der Gründung von Brothers Keepers als Reaktion auf den Mord an Alberto Adriano seine Linie zu finden. Die stärksten, authentischsten Momente hat der Film, wenn er die vier Musiker Adé Bantu, Mamadee, D-Flame und Xavier Naidoo in eine ostdeutsche Schulklasse begleitet. Hier wird die grassierende Voreingenommenheit gegen andere Hautfarben, gepaart mit aufgeschnappten Vorurteilen, zum Greifen spürbar, ebenso wie die Kraft und der Idealismus, die es die Musiker kosten muss, sich so persönlich zur Diskussion zu stellen.
Adé Bantu ist in Nigeria aufgewachsen, wo er im Alter von 15 Jahren den Mord an seinem Vater erleben musste. Seine weiße Mutter kehrte mit den Kindern nach Deutschland zurück, doch Adé fühlte sich hier nie wirklich zu Hause. Mit seinem kleinen Sohn kehrte er, von der Kamera begleitet, nach Nigeria zurück, um auszuloten, ob er lieber dort wohnen möchte. Erst die Gründung und die Solidarität von Brothers Keepers lässt ihn ein Zugehörigkeitsgefühl in Deutschland erleben.
Die junge Sängerin Mamadee erinnert sich an die fremdenfeindlichen Attacken in ihrer ostdeutschen Heimat nach der Wende. Dass sie ihrer weißen Mutter, um sie zu schützen, nicht alles erzählte, was ihr passierte. D-Flame erzählt davon, wie er im Heim lebte und im Gefängnis landete, zu seiner weißen Mutter ein gestörtes Verhältnis hatte und von seinem Vater träumte, dem fernen, unbekannten Verbündeten. Heute ist er selbst Vater. Alle drei lassen sie in ihren Geschichten erkennen, dass sie mit Fragen zur anderen Hälfte ihrer Identität, zur fernen Kultur der Väter, allein blieben. Es stimmt zuversichtlich, dass die jungen Musiker zum deutschen Heimatbegriff ihre eigenen, neuen Töne beitragen wollen.
Fazit: Anfangs schleppende, später zunehmend spannende Dokumentation über drei afrodeutsche Musiker und ihr Engagement gegen Fremdenfeindlichkeit.