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Yasmin

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Yasmin: Britisches Drama um eine junge Muslimin, die sich nach den Anschlägen vom 11. September mit der Ablehnung ihrer Kollegen konfrontiert sieht.

Poster

Yasmin

Handlung und Hintergrund

Die pakistanisch-stämmige Sozialarbeiterin Yasmin (Archie Panjabi aus „Kick it like Beckham„) vollbringt in einer nordenglischen Industriestadt erfolgreich den viel zitierten Spagat zwischen den Anforderungen der westlichen Arbeitswelt und einem traditionellen islamischen Familienleben. Das ändert sich schlagartig, als der Anschlag vom 11. September nicht nur die große weite Welt, sondern auch das vormals stabile und überschaubare Gefüge ihres Alltags erschüttert.

Dieses lebendige Drama aus Großbritannien erzählt von den Folgen des 11. Septembers auf das Verhältnis zwischen den Kulturen und dem Einfluss auf die radikalsten Elemente beider Seiten.

Yasmin, eine pakistanische Immigrantin, ist Sozialarbeiterin in Nordengland. Ihr Vater ist Wächter der ansässigen Moschee, ihr Bruder betätigt sich als Dealer. Die Ereignisse des 11. Septembers 2001 verändern die Haltung von Freunden und Arbeitskollegen gegenüber der Muslimin: Sie distanzieren sich immer mehr von der jungen Frau.

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Darsteller und Crew

Regisseur
  • Kenny Glenaan
Produzent
  • Bernd Hellthaler,
  • Jonathan Olsberg,
  • Sally Hibbin
Darsteller
  • Archie Panjabi,
  • Renu Setna,
  • Steve Jackson,
  • Shahid Ahmed,
  • Syed Ahmed,
  • Gary Lewis,
  • Badi Uzzaman,
  • Amar Hussain,
  • Joanna Booth,
  • Emma Ashton,
  • Rae Kelly,
  • Tammy Barker,
  • Suraj Dass,
  • Miriam Ali
Drehbuch
  • Simon Beaufoy
Musik
  • Stephen McKeon
Kamera
  • Tony Slater-Ling
Schnitt
  • Kristina Hetherington,
  • Tina Hetherington
Casting
  • Victoria Beattie

Bilder

Kritiken und Bewertungen

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Kritikerrezensionen

    1. Yasmin ist die überzeugende Geschichte der Identitätsfindung einer Frau, die sie sich in einer Extremsituation befindet. Yasmin ist selbstbewusst und intelligent, doch ihr Lebensumfeld macht es ihr unmöglich, ein einfaches und freies Leben zu führen. Ihre ‚westlichen’, ‚weißen’ Kollegen akzeptieren ihre Religion und die damit verhafteten Traditionen und Regeln nicht, doch auch von ihrer Familie wird sie kritisch beobachtet. Für eine ‚Farbige’ ist sie zu ‚weiߒ und für eine ‚Weiße’ ist sie zu ‚farbig’.

      Zu Beginn ist ihr Leben ein ständiger Spagat zwischen zwei Kulturen. Hält sie sich an ihrem Arbeitsplatz auf, versucht sie so ‚westlich’ wie möglich zu sein. Sie weigert sich, ein TP-Car (Typical-Paki-Car) zu fahren und trägt besonders enge Jeans, die ihre weibliche Figur betonen. Sie verleugnet die Herkunft und die Kultur ihrer Familie, um Vorurteilen keinen Nährboden zu geben. Doch obwohl sie im gleichen Land aufgewachsen ist, wie ihre Kollegen, wird sie nicht als gleichberechtigt angesehen.

      Ein Grund dafür liegt sicherlich auch in der räumlichen Trennung der beiden Kulturen. Die pakistanische Gemeinschaft lebt unter sich, eine Durchmischung und ein näheres Kennenlernen wird dadurch nicht gewährleistet. Unverständnis und mangelnde Kommunikation bewirken ihr Übriges. Dass sich die Situation nach dem Terroranschlag des 11. Septembers bis zur Eskalation verschärfen wird, war also bereits abzusehen.

      Hatte Yasmin bis dahin bewusst weggehört, wenn hämische Bemerkungen über ihre Kultur fielen, muss sie sich nun der ganzen Härte bösartiger und antimuslimischen Scherze und den Repressionen der britischen Behörden stellen. Von der Welt, in der sie eigentlich leben will, ausgestoßen, ist sie gezwungen, sich auf die familiäre Kultur zurückzubesinnen. Sie entdeckt ihre Religion. Diese wird für sie der Schlüssel, zu sich selbst zu finden. Dadurch ist sie endlich in der Lage, sich ihrem aufgezwungenen Ehemann und ihrem Vater anzunähern, ohne dabei ihre Identität zu verlieren.

      Auch widersetzt sie sich der religiös-politischen Radikalisierung unter jungen Muslimen. Der Film stellt gewissermaßen die These auf, dass erst durch die ungerechte Ausgrenzung und Verfolgung der muslimischen Gemeinschaft, der radikale Widerstand gewachsen ist. Sprich: Jahrelange Ausgrenzung + ungerechte Behandlung = zukünftiger Terrorist. Die Aufhetzer wissen dabei sehr wohl, bei wem sie mit ihren Worten auf fruchtbaren Boden treffen, Yasmins Bruder Nasir wird keinesfalls zufällig ausgewählt. Er wirkt wie ein beleidigter, naiver Junge, der sich – zu Recht – ungerecht behandelt fühlt und beschließt, sich zu wehren.

      Interessant an dem Film ist besonders auch die umsichtige Darstellung des Vaters. Auf der einen Seite, ist er der Patriarch der Familie, dem alle – insbesondere die Frauen – zu gehorchen haben und der vehement für traditionelle Werte eintritt. Auf der anderen Seite verbirgt sich hinter dem Despoten ein trauriger und müder alter Mann, der die Welt um sich herum nicht mehr versteht. Der so lebt, wie es ihm vorgelebt wurde und der sich in dem England, wie es sich ihm präsentiert, nicht zuhause fühlt. Seine Träume, seine Gekränktheit und sein Schmerz angesichts der langsam zerbrechenden Familie werden einfühlsam dargestellt.

      Alle drei Familienmitglieder, Vater, Tochter und Sohn leben in innerer Zerissenheit. Jeder von ihnen muss für sich allein einen Weg finden, um dann am Ende, vielleicht wieder in der Lage zu sein, einen Schritt auf den jeweils anderen zuzugehen. Die Kamera schafft es, diese einsamen Wege in Bildern einzufangen und auch, die Gefühle der Protagonisten im Bildaufbau wiederzuspiegeln.

      Insgesamt gelingt es dem Film, ein lebendiges und berührendes Portrait einer muslimischen Familie in England zu zeichnen, die aufgrund der Terroranschläge des 11. September, die im Namen des Islam begangen wurden, mit ihrer eigenen Religion und der Gesellschaft in der sie leben, in einen Konflikt gerät. Fehlende Zivilcourage, Vorurteile und Rassismus sind ebenso Thema wie Identitätsfindung, Kultur und Tradition. Und ganz am Rande platziert der Film ein kleines Manifest gegen die Falschheit christlicher Werte in Form eines Ausspruchs Bush’s, ganz nach dem Motto: „Jedes Leben ist wertvoll – wir werden unsere Feinde ausrotten.“

      Fazit: Das lebendige und berührende Portrait einer muslimischen Emmigranten-Familie, die einen Weg finden muss, in einer ihnen gegenüber misstrauischen Gesellschaft zu bestehen.
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    2. Yasmin: Britisches Drama um eine junge Muslimin, die sich nach den Anschlägen vom 11. September mit der Ablehnung ihrer Kollegen konfrontiert sieht.

      Culture-Clash, der Aufeinanderprall der Kulturen. Ein politisches Schlagwort, das längst seinen Weg ins Kino gefunden hat. „Gegen die Wand“ ließ Faith Akin seine deutsch-türkischen Helden laufen, während in „Kick It Like Beckham“ die fußballbegeisterte indische Heldin ihrer Leidenschaft nur im Geheimen nachgehen durfte und dafür zu Hause fast eine Rote Karte erhielt. Einmal Drama, einmal Komödie, beide Male war das Publikum begeistert. Jetzt folgt „Yasmin“, die Geschichte einer pakistanischen Einwanderin, die sich längst als Engländerin fühlt - bis die Anschläge von 9/11 ihre Welt aus den Angeln heben. Schwere Kost, gut konstruiert und sauber umgesetzt. Ein Arthaus-Tipp mit Potenzial.

      Spätestens seit „East Is East“ (1999) weiß der Freund britischer Filmkunst ob der Probleme pakistanischer Einwanderer. Vom Spannungsfeld zwischen Tradition und Moderne, vom Konflikt, den die in Großbritannien geborenen Kindern mit ihren immigrierten, den alten Sitten und Kulturen verhafteten Eltern austragen. Fremde sind sie im eigenen Land, „Pakis“, „Curryfresser“, obwohl sie bereits auf „der Insel“ geboren wurden. Junge Frauen wie Pinky Bhamra aus „…Beckham“, Meemha Khan aus „East Is East“ oder nun Yasmin aus dem gleichnamigen Film, allesamt gespielt von Archie Panjabi, dem englischen „Shooting Star 2005“.

      Als Yasmin verkörpert sie nun eine selbstbewusste Einwanderin der zweiten Generation, die in Nordengland lebt. Der Vater betreibt eine kleine Reparaturwerksatt, genießt als Vorsteher der örtlichen Moschee in der Gemeinde hohes Ansehen, träumt von einem Häuschen in der alten Heimat Pakistan. Die Mutter ist tot, der kleine Bruder dealt und interessiert sich sonst vor allem für Sex. Als Sozialhelferin ist die junge Frau bei den Kollegen beliebt und wechselt auf dem Weg zur Arbeit regelmäßig Schleier gegen Jeans. Gerade hat sie sich einen Traum erfüllt, ein gebrauchtes Cabrio gekauft.

      Eine heile Welt? Wären da nicht diese kleinen Irritationen, z.B. der etwas zurückgebliebene Cousin Faysal. Den hat Yasmin, um ihren Vater nicht zu verletzen, auf dem Papier geheiratet, damit dieser britischer Staatsbürger werden kann. Oder der Alkohol, den sie ihres Glaubens wegen im Pub immer heimlich wegschüttet. Da schlagen die Flugzeuge im World Trade Center ein. Engländer wie Pakistanis reagieren panisch, aggressiv. Faysal wird ohne Grund verhaftet, im Gefängnis misshandelt. Al-Kaida-Sympathisanten rufen zum Widerstand auf, Yasmin wird gemobbt. Sie muss Stellung beziehen. Ob sie will oder nicht.

      Unter anderem ausgezeichnet mit dem Preis der ökumenischen Jury des Filmfestival von Locarno und dem „European John Templeton Film Award 2004“, den auch schon Barbara Albert und Aki Kaurismäki gewannen, besticht „Yasmin“ durch die exakte Schilderung der Lebensverhältnisse von Immigranten. Regisseur Kenny Glenaan und sein Drehbuchautor Simon Beaufoy nehmen die Position des neutralen Beobachters ein, meiden eindeutige Parteinahmen wie beispielsweise die Kollegen Mike Leigh oder Ken Loach. Von Entwurzlung zeugt das Werk, berichtet von der Suche nach den eigenen Wurzeln sowie von der Konfrontation zwischen „liberaler“ westlicher Kultur und „radikalen“ islamischen Ideen. Die Figuren stehen stellvertretend für Ideen und Lebensanschauungen, etwas zu didaktisch vielleicht, etwas schablonenhaft. Dennoch: Man bekommt ein Gefühl für die Personen. Versteht den rigiden, eigentlich „guten“ Vater und seine „aufgeklärte“ Tochter, begreift (bis zu einem gewissen Punkt) die Übergriffe der Polizei und kann die Begeisterung der jungen Muslime, sich als „heilige Krieger“ zu verpflichten, nachvollziehen.

      Obwohl in der britischen Gesellschaft angesiedelt, funktioniert das Thema universell. Genauso wie die Bilder von Industrielandschaften und endlosen Reihenhaussiedlungen austauschbar sind. Grau herrscht als Farbe vor, Trostlosigkeit bestimmt den Alltag, entsprechend deprimierend die allgemeine Stimmung. Ein Soziogramm, ein Bericht zum Stand der Dinge. Nicht Unterhaltung, sondern Aufklärung. Kino mit Tiefgang, mit Botschaft ohne erhobenen Zeigefinger. Selten genug. geh.
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