Eine riskante Entscheidung

Eine riskante Entscheidung Kritik

Eine riskante Entscheidung: Komplexes Drama um einen moralischen Konflikt mit Lisa Maria Potthoff in einer starken Charakterrolle.

Komplexes Drama um einen moralischen Konflikt mit Lisa Maria Potthoff in einer starken Charakterrolle.

Mehr geht nicht! Mehr Bezüge zu aktuellen „Buzz“-Themen lassen sich nicht herstellen als in diesem facettenreichen Mix aus Drama und Thriller. Es geht um Moral und Interessen der Pharmaindustrie, die Hoffnungen und Ängste bei einem neuen Medikament, die Tricks und Schliche von Startups beim Börsengang, die vielfältige Manipulation der öffentlichen Meinung, soziale Medien als Brandbeschleuniger für Hass und Empörung bis hin zur Rolle von Aktivisten. Das Faible für journalistische Themen von Regisseur Elmar Fischer („Götter in Weiß„) bedient Drehbuchautor Jörg Tensing mit einem fast exemplarisch durchdeklinierten Fall eines moralischen Dilemmas. Eine von den Investoren berufene, taffe CEO will ein junges Pharmaunternehmen mit einem noch nicht marktreifen Medikament gegen eine seltene Form von Kinderdemenz zum Erfolg führen. Um den geplanten Börsengang zu beschleunigen, lässt sie vielversprechende Ergebnisse einer noch lange nicht fertigen Studie durchsickern. Das ruft die verzweifelten Eltern der kleinen Emily auf den Plan, die für ihre todgeweihte Tochter einen „compassionate use“ des -unerprobten Mittels erzwingen wollen. Die Interessen eines geordneten Börsengangs und die Gefährdung der Zulassung eines Medikaments, das vielen helfen soll, sprechen dagegen. Die vielseitige Lisa Maria Potthoff spielt die einzelnen Metamorphosen der ehrgeizigen Karrieristin mit unerfülltem Kinderwunsch so überzeugend wie Annika Blendl die zu allem entschlossene Kontrahentin und Mutter. Die emotionale Achterbahnfahrt ihres Duells streift alle nur denkbaren Weiterungen des beispielhaften Falls und verleiht ihm gleichzeitig eine beeindruckende Tiefe und Glaubwürdigkeit.

Ulrich Höcherl.