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Wenn einer von uns stirbt, geh ich nach Paris

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Wenn einer von uns stirbt, geh ich nach Paris: Doku, die ein erschütterndes Mahnmal gegen Kindsmissbrauch setzt - anhand der Geschichte der Mutter des Filmemachers Jan Schmitt.

Poster

Wenn einer von uns stirbt, geh ich nach Paris

Handlung und Hintergrund

In seiner erschütternden Dokumentation begibt sich der Fernsehjournalist Jan Schmitt auf Spurensuche, versucht zu ergründen, warum sich seine Mutter Mechtild einst das Leben nahm. Während er deren Schwestern befragt, Jugendfreundinnen wie Kolleginnen besucht sowie Akten wälzt und Gutachten studiert, entsteht nicht nur das intime Porträt einer tiefverzweifelten Frau, es tauchen auch nach und nach schreckliche Ereignisse aus der Vergangenheit auf, die bist dato stets unter den Teppich gekehrt worden waren.

Darsteller und Crew

Regisseur
  • Jan Schmitt
Produzent
  • Ania Harre
Darsteller
  • Michel Haebler
Drehbuch
  • Jan Schmitt
Musik
  • Guido Solarek
Kamera
  • Axel Gerke
Schnitt
  • Ania Harre

Bilder

Kritiken und Bewertungen

1,0
1 Bewertung
5Sterne
 
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4Sterne
 
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3Sterne
 
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2Sterne
 
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1Stern
 
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Kritikerrezensionen

    1. Der Fernsehjournalist Jan Schmitt behandelt in seinem Regiedebüt ein tabuisiertes Familiengeheimnis, an dem seine Mutter zu Grunde ging. Seine schmerzliche, akribische Spurensuche im Leben der Mutter, das diese im Alter von 53 Jahren selbst beendete, ist wie der Versuch einer späten Wiedergutmachung. Die Mutter soll nicht über den Tod hinaus mit ihrem Leiden allein bleiben.

      Schmitt geht im Film der Todessehnsucht seiner Mutter nach, die diese laut Aussagen ihrer Schwestern und Freundinnen schon früh hatte. Ihr Lieblingslied handelte vom Tod und als Kind spielte sie Beerdigung. Arnold Böcklins Bild „Die Toteninsel“ wird zum Leitmotiv des Films, der sich in kleinen Schritten an die Stille heranpirscht, hinter der die Geheimnisse der Verstorbenen auf Entdeckung warten. Schmitt findet sie, und er enthüllt gegen Ende des Films auch Hinweise auf einen zweiten Täter in der Familie.

      Aus den Tagebüchern der Mutter liest im Film Suzanne von Borsody und August Diehl spricht für den Filmemacher im Off. Meret Becker trägt ein Lied vor. Es werden Fotos gezeigt, von vier lächelnden Kindern, drei Mädchen und einem kleinen Jungen. Das eine Mädchen war die Mutter, der kleine Junge wurde während der Ausbildung zum Priester geisteskrank. Die zwei erwachsenen Schwestern, die im Film sprechen, zeichnen jedoch eine relativ heile Welt ihrer Kindheit.

      Die Mutter schildert in Briefen und Tagebucheinträgen, wie sie, auch mit Hilfe mehrerer Therapien, mit dem Zorn auf ihre Eltern umzugehen versuchte. Die eigene Mutter hatte gewusst, was der Pater tat und es zugelassen. Während das filmische Anliegen des Sohnes sehr ehrenwert erscheint, liegt in seiner persönlichen Betroffenheit auch ein Problem. Die minutiöse Offenlegung von Wunden geht tief ins Private. Aufnahmen aus Therapiesitzungen der Mutter werden verwendet. Einzelne Personen geraten durch die Schnittfolge mit ihren Aussagen in Ungereimtheiten, ohne direkt darauf angesprochen zu werden.

      Fazit: Der Dokumentarfilmer forscht nach dem Selbstmord seiner Mutter in deren Kindheit und kommt einem jahrelangen sexuellen Missbrauch auf die Spur.
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    2. Wenn einer von uns stirbt, geh ich nach Paris: Doku, die ein erschütterndes Mahnmal gegen Kindsmissbrauch setzt - anhand der Geschichte der Mutter des Filmemachers Jan Schmitt.

      Mit seinem erschütternden Mahnmal gegen Kindsmissbrauch versucht der Fernsehjournalist Jan Schmitt den Selbstmord seiner Mutter zu ergründen.

      Wenn die Kamera anfangs ganz langsam über Arnold Böcklins düster-unheilvolles Gemälde „Die Toteninsel“ gleitet, dann ahnt man schon, dass uns hier nichts Erfreuliches erwartet. Tatsächlich handelt der (erste) Dokumentarfilm des Fernsehjournalisten Jan Schmitt vom Schweigen und Vertuschen, von Missbrauch und Tabus, von Selbstmord und Todessehnsucht. In „Wenn einer von uns stirbt, geh‘ ich nach Paris“ begibt sich Schmitt auf Spurensuche, versucht zu ergründen, warum sich seine Mutter Mechtild einst das Leben nahm. Während er deren Schwestern befragt, Jugendfreundinnen wie Kolleginnen besucht sowie Akten wälzt und Gutachten studiert, entsteht nicht nur das intime Porträt einer tiefverzweifelten Frau, es tauchen auch nach und nach schreckliche Ereignisse aus der Vergangenheit auf, die bist dato stets totgeschwiegen, unter den Teppich gekehrt worden waren.

      Geschickt nutzt Schmitt sämtliche Mittel der Dramaturgie aus, berichtet zunächst von einem beinahe alltäglichen Leben, fördert dann aber immer mehr Details zu Tage, präsentiert schließlich Skandalöses, Unfassbares und versucht eine Erklärung dafür zu finden wie diese Kindheits-Traumata zum Freitod seiner Mutter führten, ja führen mussten. Erst ist „nur“ von einem Jesuitenpater, einem guten Freund der Familie, die Rede, der zuweilen im Zimmer der kleinen Mechtild verschwand, dann von zwei Schwangerschaften einer Minderjährigen, die niemand mitbekommen haben will und zum Schluss gerät sogar ein Familienmitglied in Verdacht, sich an dem Kind vergangen zu haben.

      Unerbittlich nah, mit extremen Close-ups geht Schmitts Kamera auf ihre Protagonisten zu, saugt jedes Wort, jede Geste, jede Regung gnadenlos auf. Dann wieder geht der Regisseur auf Distanz, zeigt Schwarzweißfotografien, stellt Szenen von Kinderspielen wie „Himmel und Hölle“ und „Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?“ nach, und dazwischen schneidet er immer wieder Böcklins „Toteninsel“, begleitet von dezent-melancholischen Klavierklängen. Obwohl sein Film nicht persönlicher sein könnte, gelingt es Schmitt, auf Distanz zu gehen, nicht zu urteilen, vorzuverurteilen und stellt allein durch die erdrückende Faktenlage der katholischen Kirche wie der eigenen Familie dennoch ein vernichtendes Zeugnis aus. Obwohl der Filmemacher wenig Budget zur Verfügung hatte, konnte er drei namhafte deutsche Schauspieler engagieren: Ergreifend, wie Suzanne von Borsody aus den Tagebüchern der Mutter zitiert, adäquat emotionslos wie August Diehl mit den in ihrer Nüchternheit so erschreckenden Kommentaren des Ich-Erzählers, also Schmitt, umgeht und bewegend wie Meret Becker ihr trauriges Lied vorträgt. Ein Film wie ein Hilfeschrei nach Glück und Geborgenheit und unabdingbar als Mahnmal gegen Kindsmissbrauch in all seinen furchtbaren Formen. lasso.
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