Was geht - Die Fantastischen Vier: Aufschlussreiches Porträt der vier Hiphopper, die ihrem Namen alle Ehre gemacht haben.
Es gibt kaum eine internationale und schon gar keine nationale HipHop-Band, die es geschafft hat, sich zehn Jahre lang ganz oben zu halten. Hierzulande existiert eine Ausnahme von dieser Regel, und die heißt „Die Fantastischen Vier“. Dem schwäbischen Rap-Quartett, das der Pop-Sprache Deutsch neue Dimensionen verleihen konnte, wurde nun von dem Dokumentaristen Dieter Zimmermann ein filmisches Denkmal gesetzt. In Interviewauszügen, Konzertmitschnitten. Archivbildern und Momentaufnahmen versucht er dem Phänomen „Fanta 4“ gerecht zu werden. Ob „Was geht - Die Fantastischen Vier“, nach „Blackbox BRD“ der zweite Dokumentarfilm des Berliner X Verleihs, allerdings mehr als den Fankreis der Deutsch-Rapper in seinen Bann ziehen wird, ist eher fraglich.
Regisseur Zimmermann hatte nach zwei Jahren „on Tour“ mit dem Problem eines jeden Dokumentarfilmers zu kämpfen: Wie schneide ich aus 50 Stunden Material ein in sich schlüssiges Porträt ohne Überlänge zusammen? Er schaffte es zwar, seine Dokumentation auf schlanke 85 Minuten zu trimmen, doch fehlt es dem Werk an Struktur und Stringenz. Der Blick hinter die Kulissen einer Kultband entpuppt sich als zusammengewürfeltes Potpourri aus O-Tönen von Band-Mitgliedern, Tourbegleitern, Eltern und Freunden, die durch kurze, Stakkato-artige Einschübe von Live-Auftritten oder Studio-Mitschnitten unterbrochen werden. Zwar erfährt man eine Menge über die - extrem konträren - Charaktere der Viererbande, doch Zimmermann überstrapaziert das Prinzip der Talking Heads, in dem er ein Interview ans nächste schneidet und den Rest der Zeit mit Off-Kommentaren „zukleistert“. Natürlich ist es bei einem Porträt über eine Rap-Band, die fast ausschließlich über Sprache funktioniert, äußerst schwierig, ruhige Momente einzustreuen. Da der Regisseur obendrein seinen Bildern nicht vertraut, bleiben textfreie Erholungsphasen fürs Publikum Mangelware.
Ein weiteres Manko von „Was geht - Die Fantastischen Vier“ ist der Umgang mit der Musik. Denn im Gegensatz zu Wim Wenders, der in „Buena Vista Social Club“ die unglaubliche Energie der kubanische Songs für seine Dokumentation zu nutzen wusste, spielt Zimmermann die nicht minder kraftvollen Hits von And.Y, Michi, Smudo und Thomas D immer nur an und steigt schon nach wenigen Takten wieder aus. So hört man letztlich nur Fragmente von „Fanta 4“-Klassikern wie „Die da“, „Sie ist weg“ oder „MfG“. Anhänger der Fantastischen Vier wird dies nicht weiter stören, schließlich kennen sie deren Oeuvre in- und auswendig.
PS: Im Vorprogramm zu „Was geht“ läuft der Kurzfilm „afro deutsch“ mit Ex-VIVA-Moderator Tyron Ricketts. In dem zehnminütigen Spielfilm geht der Schauspieler („
Kanak Attack„) und Musiker der Frage nach, wie es ist, ein Deutscher mit schwarzer Hautfarbe zu sein. lasso.