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Vom Atmen unter Wasser

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Vom Atmen unter Wasser: TV-Drama: Eine Familie droht nach der Ermordung der Tochter an dem Unglück zu zerbrechen.

Poster

Vom Atmen unter Wasser

Handlung und Hintergrund

Darsteller und Crew

Regisseur
  • Winfried Oelsner
Produzent
  • Hans-Hinrich Koch,
  • Hartwig König
Darsteller
  • Andrea Sawatzki,
  • Thorsten Merten,
  • Paula Kalenberg,
  • Gitta Schweighöfer,
  • Susanne-Marie Wrage,
  • Adrian Topol,
  • Mirco Kreibich
Drehbuch
  • Lisa-Marie Dickreiter
Musik
  • Stefan Schulzki
Kamera
  • Felix Cramer
Schnitt
  • Vessela Martschewski
Casting
  • Wiltrud Goericke

Bilder

Kritiken und Bewertungen

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Kritikerrezensionen

    1. Immer wieder wird im Kino von Trauer erzählt, von der Unfähigkeit, vielleicht Unmöglichkeit, loszulassen, vom Angstgefühl, mit dem Verlust eines geliebten Menschen auch sich selbst zu verlieren. Von der Gefahr, von dieser überwältigenden Trauer, von der nicht abgeschlossenen Trauerarbeit zerfressen zu werden. Der Schmerz verbrennt das Innere, und er greift nach außen über, zerstört Beziehungen, kappt alle Verbindungen zur Außenwelt. Eine solche Isolierung durch einen Todesfall erfährt Anne, deren Tochter Sarah ermordet wurde und die nun nicht mehr herauskommt aus dem Tal der Tränen, auch ein Jahr nach dem Trauerfall.

      Sie zieht sich in Sarahs Zimmer zurück, in dem nichts verändert wurde, sie riecht weinend und klagend an ihrer noch immer ungewaschenen Wäsche – sie hat aufgehört, ein Mensch, ein eigenes, eigenständiges Wesen zu sein. Sie lebt nur noch für eine nicht wieder bringbare Vergangenheit.

      Andrea Sawatzki spielt diese innerlich zerfressene Anne, und sie vermag es, mit einem kleinen Zucken des Gesichtes plötzlich ganz, ganz garstig zu werden, das kaputte Innere der Figur nach außen zu holen – um dann, im nächsten Moment, wieder die freundliche, wenn auch unverbindliche Maske aufzusetzen. Und dann ein verträumtes, seliges Lächeln herbeizuzaubern, wenn sie von Sarah erzählt in die Videokamera von Simon, ihrem Sohn, der versucht, sie in die Gegenwart zurückzuholen, indem er die Vergangenheit auf Film bannt.

      Nun ist dies ein Film über Trauer, doch Regisseur Wilfried Oelsner erzählt noch weit mehr darüber, wie diese Trauer sich auf andere auswirkt. Denn er erzählt nicht von Anne, sondern von Simon, wie er seine Mutter erlebt. Dieses Erzählen über Bande ermöglicht die Konfrontation verschiedener Erlebniswelten, verschiedener Phasen der Trauerarbeit – und es bedingt, dass der Film so wunderbar leicht über die Schwere der Tragik zu erzählen vermag. Es geht ihm nicht um das Ereignis – sowohl der Tod der Tochter wird nur in der Erinnerung angesprochen wie auch das die Geschichte eigentlich auslösende Ereignis, der Selbstmordversuch Annes. Vielmehr werden die Spuren beschrieben, der Nachklang – und da ist viel eindringlicher, dieses Kreisen um den Kern, dem sich Oelsner nur langsam annähert, als wenn er direkt darauf zusteuern würde.

      Eine Familiengeschichte ist das, die Geschichte einer Familie, die sich auflöst: einer Mutter und Ehefrau, die nur noch für die tote Tochter lebt, eines schwachen Vaters, der nicht mehr kann, vielleicht nie konnte, der eine Geliebte hat und sich zurückzieht; eines Sohnes, der hineingeworfen wird und sich herauskämpfen muss aus dem Sumpf des Vergangenen. Und der – auch das ganz subtil erzählt – damit fertig werden muss, dass er selbst als Siebenjähriger die vier Jahre jüngere Schwester loswerden wollte und sie einfach so in einen Bus gesetzt hat --- nun ist diese ausgelebte Phantasie der Kinderjahre auf schreckliche Weise Wirklichkeit geworden…

      Natürlich: Es gibt einige zeitliche Unwahrscheinlichkeiten, kleine Geheimnisse, Befindlichkeiten, die geballt in diese Tage um den ersten Todestag herum herauskommen; aber anders wäre diese Geschichte vielleicht nicht erzählbar gewesen, zumindest nicht so treffend, so eindringlich, so emotional und dramatisch direkt. Und nie werden diese Ungereimtheiten groß genug, um die Atmosphäre des Films, eine Stimmung der Melancholie und Verlorenheit und Hilflosigkeit in vielfältiger Form, zu zerstören.

      Fazit: Ein Film über Trauer und darüber, wie eine Familie daran zerbricht. Emotional und frisch inszeniert, mit fantastischen Schauspielern.
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    2. Vom Atmen unter Wasser: TV-Drama: Eine Familie droht nach der Ermordung der Tochter an dem Unglück zu zerbrechen.

      Die Szene gehört zu jedem Krimi: Polizisten informieren die Eltern oder Ehepartner über den Tod eines Angehörigen. Die Verwandten sind entsprechend entsetzt, aber damit haben sie ihre Schuldigkeit in der Regel getan. Was der Verlust für ihr weiteres Leben bedeutet, spielt für den Krimi keine Rolle mehr; und genau hier setzt die Geschichte dieses SWR-„Debüt im Dritten“ von Lisa-Marie Dickreiter (Buch) und Winfried Oelsner (Regie an).

      Hauptfigur ist eine Mutter, deren 16jährige Tochter Sarah zwölf Monate zuvor ermordet worden ist, eine sinnlose, brutale Tat, unter der Anne immer noch leidet, als sei sie erst gestern geschehen. Für Andrea Sawatzki bietet die Rolle alles, wovon man als Schauspielerin nur träumen kann: Als trauernde Mutter darf sie von Trauer über Wut bis hin zur Verzweiflung das ganze emotionale Spektrum durchleben und bleibt dabei doch stets glaubwürdig und überzeugend. Erzählt wird die Geschichte aus Sicht ihres Sohnes Simon (Adrian Topol), dem die kleine Schwester stets vorgezogen wurde. Der Film beginnt mit einer Rückblende, als der junge Simon seine kleine Schwester in einen Bus setzt, um sie ein für alle mal loszuwerden.

      Im Zentrum aber steht die lautstarke Untröstlichkeit der lebensmüden Mutter, die Dickreiter und Oelsner sehr detailliert und nachvollziehbar gestalten. Immer wieder riecht sie zum Beispiel an der getragenen Wäsche ihrer Tochter, bis sie eines Tages verzweifelt feststellen muss, dass ihr Mann (Thorsten Merten) die Kleidungsstücke - angeblich aus Versehen - gewaschen hat. Mit den treffenden Worten „Für immer nie mehr“ beschreibt Anne die Gründe für ihre grenzenlose Trauer, die Andrea Sawatzki mit einer fast mädchenhaften Verletzlichkeit spielt. Als Anne die letzten Stunden vor der Ermordung rekonstruiert, findet sie raus, dass Elena (Paula Kahlenberg), Sarahs beste Freundin, deren Tod indirekt verschuldet hat; und ausgerechnet in Elena hat sich Simon gerade verliebt. Der wiederum ist mit seinen gerade mal zwanzig Jahren naturgemäß überfordert damit, seine Mutter ins Leben zurückzuholen. Sein Vater hat sich innerlich längst aus der Familie verabschiedet und ein Verhältnis mit einer anderen.

      Da darstellerische Leistungen immer auch eine Menge über die Qualität der Regie aussagen, dürfte Martin Oelsner über beachtliches Talent verfügen. Bei seinem eigentlichen Debüt „Tsunami“ (Pro Sieben) musste er noch in erster Linie Elemente bändigen. tpg.
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      1. Ein ermordetes 16jähriges Mädchen - eine Tragödie, die ein Jahr danach immer noch anhält. Andrea Sawatzki stellt ihr Talent beeindruckend unter Beweis, sie spielt ihre Rolle ausdrucksstark und intensiv. Aber auch ihre Schauspielerkollegen stehen ihr in nichts nach. Die Ohnmacht der Trauer geht unter die Haut. Ohne Stellung zu beziehen für einen der Hinterblie-benen, zieht sich die schwarze Dramaturgie konsequent durch. Authentisch, einfühlsam, fesselnd, tragisch - ein Film, der aufwühlt und lange nachhallt.

        Jurybegründung:

        Ein junges Mädchen, Sarah, wurde ermordet. Kurz vor ihrem ersten Todestag versucht sich ihre Mutter, das Leben zu nehmen, schneidet sich die Pulsadern auf. Diese dramatisch-tragische Ausgangskonstellation steht am Beginn des Psychodramas Vom Atmen unter Wasser, der zweiten langen Spielfilmarbeit von Winfried Oeslner (Jahrgang 1972).

        Ein Film konzipiert als psychologisches Kammerspiel, eine geschlossene Aura entwerfend. Spürbar orientiert an Meistern des Genres (etwa Claude Chabrol oder Claude Miller) ist das dominante Leitmotiv des Films die Zerstörung einer Familie durch die Trauerarbeit. Das Trauma des Verlustes ist schier übermächtig, macht alle Heilungs- oder Verdrängungsprozesse zunichte. Die „Totenarbeit“ der Mutter vor allem ist es, die ständig neue Wunden aufreißt. Die verbliebene Familie zerfällt, lebt zusehends aneinander vorbei, sucht sich Nischen, Fluchthäfen. Die filmische Atmosphäre bleibt durchgängig unheilschwanger, mit morbidem Odem. Situationen harmonisieren sich nur partiell, dann kommt es zu neuen Eskalationen. Beziehungen vergiften sich erneut, werden bald zum Scheitern verurteilt. Es wird neue Schuld geboren: ein fatalistisches Universum mit immer neuen Irrläufen.

        Krisen aus Hilflosigkeit und permanenter Überforderung. Das Gelingen eines so konzipierten und erzählten Film ist fast immer von einem subtil gebauten Drehbuch abhängig. Das war bei Atmen unter Wasser vorhanden und kann in seiner auf- und abschwellenden Unheildramaturgie überzeugen.
        Famos auch die konstruierten Film im Film-Effekte. Wie häufig bei Filmen dieses Genres realisiert sich der psychologische Determinismus über vorzügliche Darsteller, hier vor allem über Andrea Sawatzki in der Mutterrolle. Eindrucksvoll auch Adrian Topor als Sohn Simon, der „falsche“ Überlebende in der Tragödie.

        Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
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