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Verstörung - und eine Art von Poesie. Die Filmlegende Bernhard Wicki

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Verstörung - und eine Art von Poesie. Die Filmlegende Bernhard Wicki: Dokumentation von Bernhard Wickis Frau über ihren ebenso unbequemen wie gefeierten und stilprägenden Ehemann.

Poster

Verstörung - und eine Art von Poesie. Die Filmlegende Bernhard Wicki

Handlung und Hintergrund

Der österreichische Schauspieler und Regisseur Bernhard Wicki wurde 1959 mit dem Antikriegsdrama „Die Brücke“ über Nacht weltberühmt. Der wohl wichtigste deutsche Nachkriegsfilm machte ihn zu einem der bedeutendsten Künstler des 20. Jahrhunderts. Seine Lebensgefährtin und spätere Frau Elisabeth Wicki-Endriss erforscht Erfolg und Niederlagen des unbeirrbaren Filmemachers. Auch Freunde und Weggefährten melden sich zu Wort: Michael Mendl kommentiert Schriften und Briefe, Klaus Maria Brandauer frühere Gedichte.

Kultureller und filmgeschichtlicher Abriss über und poetische Liebeserklärung an Bernhard Wicki (1919-2000) von seiner Witwe Elisabeth Wicki-Endriss. Maximilian Schell führt als Erzähler durch die Entdeckungsreise zu dem stets mit sich ringenden Künstler.

Darsteller und Crew

Regisseur
  • Elisabeth Wicki-Endriss
Darsteller
  • Klaus Maria Brandauer,
  • Bernhard Wicki,
  • Michael Mendl,
  • Maximilian Schell
Drehbuch
  • Elisabeth Wicki-Endriss
Kamera
  • Franz Rath
Schnitt
  • Frank Johannes Müller

Kritiken und Bewertungen

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Kritikerrezensionen

    1. Nach Angaben seines Freundes Maximilian Schell habe Bernhard Wicki Filme gemacht, um gegen das Vergessen zu arbeiten. In gewissem Sinne könnte darin auch der Sinn dieses Films gesehen werden. Der hier präsentierte filmische Nachruf trägt eine sehr persönliche Handschrift. Nicht zuletzt deshalb, da er von Elisabeth Wicki-Endriss, Bernhard Wickis langjähriger Lebensgefährtin gestaltet wurde.

      Sehr klar folgt sie der Lebensgeschichte ihres verstorbenen Ehemannes und liefert damit nicht nur einen kultur- und zeitgeschichtlichen Abriss des vergangenen Jahrhunderts, sondern auch eine poetische Liebeserklärung an Bernhard Wicki selbst. Als Erzähler führt Maximilian Schell durch das Geschehen, außerdem tragen Michael Mendl und Klaus Maria Brandauer aus Wickis Briefen und Gedichten vor.

      Die Kamera begleitet die Zitatoren an Originalschauplätze, zusätzlich wird Wickis Leben mit Hilfe von Fotografien, Zeitungs- und Filmausschnitten illustriert. Und dazwischen kommt immer wieder Bernhard Wicki selbst zu Wort, in Interviewaufnahmen, die bisweilen noch niemals zu sehen und zu hören waren.

      Thematisiert werden auch die grundlegenden Motivationen, die Wickis Leben eine Richtung wiesen. Filme waren demnach für ihn kein Mittel, Dinge zu verändern, doch das Filmemachen bot immerhin die Möglichkeit, ein Klima zu schaffen, in dem Veränderungen möglich werden. Und auch seine Liebe zur Poesie und zum dichterischen Vorgang der Beobachtung wird hervorgehoben.

      Doch er selbst spricht – scheinbar ehrlich und ohne etwas zu verbergen – auch von seinem unbedingten Willen zur Perfektion, seinem Hochmut, seinem bisweilen fragwürdigen Verhalten im KZ, seinen Enttäuschungen und Fehlern. Ebenso erzählt er von seinem Traum, den Menschen humanes Denken beizubringen, seiner tiefen Liebe zu zwei Frauen, die voneinander wissen und die er beide nicht aufgeben will und von seinen Krankheiten, die ihn prägen und dem Tod immer näher bringen.

      Der Film ist keinesfalls eine neutrale Dokumentation. Vielmehr ist es ein von Trauer überschatteter, liebevoller Rückblick seiner Freunde auf einen Menschen, wie sie ihn kannten und in Erinnerung behalten wollen. Doch vor allem versucht der Film zu verhindern, dass Bernhard Wicki von denen vergessen wird, die ihn nicht kannten.

      Fazit: Eine dokumentarische Biographie und ein poetischer Nachruf auf den Schauspieler und Regisseur Bernhard Wicki.
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    2. Verstörung - und eine Art von Poesie. Die Filmlegende Bernhard Wicki: Dokumentation von Bernhard Wickis Frau über ihren ebenso unbequemen wie gefeierten und stilprägenden Ehemann.

      Poetische Spurensuche nach dem Schauspieler, Regisseur und unbequemen Künstler Bernhard Wicki.

      Er gehört zu den großen und unberechenbaren Ikonen des vergangenen Jahrhunderts: Bernhard Wicki. Kein pflegeleichter Mensch, sondern ein kritischer Geist, der es mit seinem aufbrausenden Temperament sich und seiner Umwelt schwer machte. Seine langjährige Lebensgefährtin und spätere Gattin Elisabeth Wicki-Endriss setzt ihm in ihrem ersten Dokumentarfilm nun ein Denkmal und verfolgt seinen Weg dabei im Kontext der Zeitgeschichte. Sie erzählt von seiner Jugend, den schrecklichen Erinnerungen an das KZ Sachsenhausen, die ihn nie verließen, seiner Karriere als Regisseur vom Riesenerfolg „Die Brücke“ aus dem Jahre 1959 über „Die Eroberung der Zitadelle„, die ihn in Schulden stürzte, bis zum zermürbenden Kampf um seinen letzten Film „Das Spinnennetz“ 1989. Auch Wickis Ausflug in die internationale Welt des Films Anfang der 60er-Jahre mit „Der längste Tag„, der Dürrenmatt-Verfilmung „Der Besuch“ oder „Kennwort Morituri“ bleibt dabei nicht unberücksichtigt. Der Film schließt mit der Überwindung des Krebsleidens und der harten und schonungslosen Bilanz eines nie einfachen, aber außergewöhnlichen Lebens, eine Abfolge von Triumphen und Niederlagen. Denn Wicki war keiner, der einem Problem auswich, er stellte sich jeder Kritik und jeder Konfrontation. Während am Anfang wie in einer der üblichen Fernsehdokumentationen Archivmaterial auf Archivmaterial folgt, Freunde und Weggefährten zu Wort kommen, gewinnt das sehr persönliche Porträt in der zweiten Hälfte doch noch an Wucht und Gewicht. Am Ende dämpft sich der Ton dieses Filmessays, wird leiser und eindringlicher. Wenn Wicki existenzielle Stationen vorbeiziehen lässt, ist es zu ahnen, das Aufbäumen eines freiheitlichen Individuums gegen sein Schicksal, ist die unbändige Kraft und gleichzeitig die Dünnhäutigkeit dieses Titans zu spüren, der vor allem mit sich selbst rang. Maximilian Schell führt als Erzähler durch den Film, Michael Mendl und Klaus Maria Brandauer sprechen Texte und setzen sich mit der Person auseinander. An einer Stelle heißt es „Wicki kann fliegen lassen“. Treffender ist dieser Künstler nicht zu charakterisieren. mk.
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      1. „Besonders wertvoll“ lautete das FBW-Prädikat für seinen ersten Spielfilm „Die Brücke“ von 1959. Er war ein Urgestein des deutschen Films der Nachkriegszeit, kooperierte früh schon mit den Filmkünstlern der DEFA, ließ sich von keiner Grenze halten. Viel Glück hat er gehabt und viel Pech, er war ein Außenseiter, ein Jahrhundert-Mann. Ein Vorzug dieses erinnernden Dokumentarfilms ist es, dass viele Originalaufnahmen ihn nun für immer lebendig halten.

        Jurybegründung:

        Streitbar war er, kreativ, künstlerisch wagemutig und radikal, einer der Großen des deutschen Nachkriegsfilms neben Käutner und Staudte, die der Bundesrepublik filmisch ein international achtbares Gesicht gaben. „Besonders wertvoll“ lautete das FBW-Prädikat für seinen ersten Spielfilm, es war der damals ungeheuerlich mutige Anti-Kriegsfilm „Die Brücke“ von 1959. Danach drehte er „in Hollywood“ das deutsche Kapitel von „Der längste Tag“, dann „Kennwort Morituri“ mit Marlon Brando. Früh schon suchte er auch die Kooperation mit der ost-deutschen DEFA und mit Filmkünstlern wie Konrad Wolf oder Wolfgang Kohlhaase.

        Eine Erfolgsstory? Nein, keine Erfolgsstory. Wicki war ein Außenseiter. Einer, der aneckte, der jede Menge Pech hatte: „Es ging nie einfach glatt“, sagt er einmal in der Dokumentation, die seine Witwe Elisabeth Wicki-Endriss nun in die Öffentlichkeit bringt.

        Auch in der FBW-Jury wurde heftig und intensiv über die formale Ebene des Films diskutiert, an der es gewiss viel zu kritisieren gibt. Unzeitgemäß wirkt da manches, getragen theaterhaft bei den nachgesprochenen Texten oder verdoppelt, wie etwa jene Sequenz, in der wir eine Widmung von Yul Brynner sehen und lesen können, Maximilian Schell den schmalen Text in getragenem Ton vorliest und dann noch einmal ins Deutsche übersetzt. Erstaunlich offen geht der Film mit Wickis Leben zwischen zwei Frauen um, aber das Private findet nicht immer Bilder, die es mit Wickis Öffentlichem aufnehmen können - mit seiner filmischen Arbeit.

        Den 1919 geborenen und im Alter von 80 Jahren gestorbenen Österreicher Bernhard Wicki prägten seine Erlebnisse als kommunistischer Häftling im Konzentrationslager Sachsenhausen. „Ein Fischzug ins Menschliche“ nannte er seine erste Fotoausstellung. Der Geist seines Antikriegsfilms „Die Brücke“ wird in den gewählten Ausschnitten sicht- und spürbar. Viele der „alten“ Filmausschnitte machen Lust auf eine Wiederbegegnung, so zum Beispiel mit seiner Verfilmung der Joseph-Roth-Romane „Das falsche Gewicht“ (1971) und „Das Spinnennetz“ (1989). Vieles an Fotos und Sequenzen wurde hier zusammengetragen und klug gewichtet und arrangiert. Die wenig vorhandenen Fernseh- und Wochenschauinterviews und ein Tonbandinterview runden das Bild. - Und lassen trotz der Filmlänge von 120 Minuten doch ein Gefühl des Zuwenig.

        Der Künstler, Schauspieler und Filmemacher Bernhard Wicki, das macht dieser Film schmerzhaft klar, hat ein großes Denkmal, hat die Beschäftigung all der an Film und Filmgeschichte Interessierten verdient. Hier lassen sich noch viele Neuentdeckungen machen. Etwa Wickis Dokumentarfilm von 1958 über rebellische Jugendliche mit dem Titel „Warum sind sie gegen uns?“

        Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
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