Unterwegs als sicherer Ort: Peter Finkelgruen besucht die Stationen der Flucht seiner Eltern vor den Nazis über Shanghai, Prag und Haifa.
Unterwegs als sicherer Ort
Handlung und Hintergrund
Peter Finkelgruen besucht die Stationen der Flucht seiner Eltern vor den Nazis über Shanghai, Prag und Haifa.
Darsteller und Crew
Regisseur
Produzent
Drehbuch
- Dietrich Schubert,
- Katharina Schubert
Musik
Kamera
Schnitt
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Unterwegs als sicherer Ort Kritik
Unterwegs als sicherer Ort: Peter Finkelgruen besucht die Stationen der Flucht seiner Eltern vor den Nazis über Shanghai, Prag und Haifa.
Klassischer Reisebericht und ein Stück Vergangenheitsbewältigung für den jüdisch-stämmigen Journalisten Peter Finkelgruen ist der persönlich gefärbte Dokumentarfilm „Unterwegs als sicherer Ort“. Mit Filmemacher Dietrich Schubert erkundet Finkelgruen die Stationen seiner Kindheit auf der Flucht vor dem Naziregime: Shanghai, Prag und Haifa.
Ungewöhnlicher Ausgangspunkt für seine Reise in die Vergangenheit ist Pullach bei München, wo der Mörder seines Großvaters unbehelligt in einem Altenheim lebt. Die Tschechoslowakei hatte den ehemaligen SS-Mann und Wärter im KZ Theresienstadt schon 1949 zum Tode verurteilt. Er lebe in einer Gesellschaft, die Massenmörder schützt und fördert, konstatiert Finkelgruen. Nach Shanghai sind Finkelgruens Eltern 1941 geflohen, wo er auch geboren wurde. Dort besucht er seine ehemalige Wohnung, wo er mit toten Freunden gespielt und auf dem Balkon im Regen getanzt hat. Auf der Suche nach dem Grab des Vaters findet er nur einen mit Hütten umstellten Bauplatz, wo er sich einen Stein mitnimmt zur nächsten Station: Prag. Dort (über)lebte seine Großmutter. Finkelgruen erinnert sich schmunzelnd, daß er damals in der Schule gut angekommen wäre, als einziger in der Klasse hatte er Lenin im Mausoleum gesehen. Auf dem KZ-Gelände in Theresienstadt zeigt er auf der Totentafel den Namen seines Großvaters. Nach dem Tod seiner Mutter, inzwischen neun Jahre alt, wanderte er mit seiner Großmutter nach Israel aus, kam in ein Kibbuz nach Haifa. Doch seine Großmutter gewöhnte sich nicht an den Lebensstil. Die frischgebackenen Israelis grenzten sie als nichtjüdische Deutsche aus. Finkelgruens Kommentar dazu: „Eine Gesellschaft psychisch Geschädigter“, dort fühle er sich ein wenig wie „im Irrenhaus“. Nur unterwegs fühle er sich wirklich zu Hause.
Dietrich Schubert, der den Preis der deutschen Filmkritik und 1981 den Adolf-Grimme-Preis erhielt, setzt sich in seinen Dokus und TV-Features seit Anfang der siebziger Jahre mit der NS-Zeit und ihrer (Nicht-)Bewältigung in der Gegenwart auseinander. Seinem Gesprächspartner läßt er viel Raum, läßt ihn in eigenen Worten erzählen, so daß Finkelgruen nie zum Objekt der Kamera reduziert wird, sondern als Dialog-Partner und Freund erscheint. Gerade in den stillen Momenten, wenn die Kamera Finkelgruen beobachtet, wie er sich in der neuen alten Umgebung umsieht und nachdenkt, erreicht der Film eine eindringliche, private Atmosphäre. Dezente Klezmer-Musik lockert die mit Infos angefüllte Doku auf. Der Filmbewertungsstelle war „Unterwegs als sicherer Ort“ ein „besonders wertvoll“ wert. Die persönliche Vergangenheitssuche berührt auch als Zeitdokument, das Fragen zur gegenwärtigen Gesellschaft aufwirft. hai.
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