Triff die Elisabeths!: Komödie mit sozialkritischen Untertönen über eine schwarze Familie, die in Frankreich in den Skiurlaub fährt.
Fünf Schwarze im Schnee. Was nach derb-vorhersehbarem Urlaubsklamauk klingt, entpuppt sich bei Regiedebütant Lucien Jean-Baptiste als warmherziger Familienspaß mit durchaus sozialkritischen Untertönen.
Karibisch entspannt ist die Lebenseinstellung von Jean-Gabriel. Am liebsten steht er, vor Jahrzehnten aus den Antillen eingewandert, mit seinen Kumpels am Kneipentresen in der Pariser Vorstadt Créteil, schwadroniert über Gott und die Welt und verjubelt sein weniges Geld mit Wetten jeder Art. Darüber vergisst es schon mal, den Jüngsten von der Schule abzuholen, während Ehefrau Suzy von einem Job zum anderen hetzt, um Essen auf den Tisch zu stellen. Da kommt es eines Abends zum Eklat, vollmundig verspricht er der Familie einen Winterurlaub, obwohl in der Haushaltskasse Ebbe herrscht. „Schau diesmal zu, wie du ohne mich zurecht kommst!“, wettert die Gattin. Und sie droht sogar, Jean-Gabriel zu verlassen, wenn die versprochenen Skiferien nicht stattfinden.
Viel hat sich der aus Martinique stammende Schauspieler und Ex-Werbefachmann Lucien Jean-Baptiste für sein Regiedebüt vorgenommen, eine Familienkomödie, erzählt aus der Sicht einer ethnischen Minderheit. Um Ausgrenzung und (latenten) Rassismus, um schwierige Arbeitssuche und ewigen Geldmangel, um Mischehe (Suzy ist weiße Französin) und Klassenschranken geht es in „Triff die Elisabeths!“. Die Zeichen stehen auf Sozialdrama à la Ken Loach, was der Filmemacher nach eigenem Drehbuch (Koautorin: Marie-Castille Mention-Schaar) jedoch geschickt vermeidet - mit Erfolg, wovon die Publikumspreise in Hamburg respektive auf dem Festival des komischen Films in Alpe d’Huez zeugen.
So landen die Elisabeths, Fremde im eigenen Land, im Schatten des Mont Blanc, des weißen Berges, wo sie (zunächst) wie Exoten wirken. Im geborgten Mercedes, der in bester Slapstick-Manier allmählich zum Totalschaden mutiert, reisen sie an, der Papa, die drei Kinder nebst Oma. Die Bonne Maman, das (Comedy-)Schwergewicht Firmine Richard, soll Jean-Gabriel mit den Kids und in der Küche helfen, ihr steht der Sinn jedoch nach Scrabble mit dem Vermieter - Schwindeln beim Wortbau inklusive. Derweil übt sich der kleine Ludo im Skifahren, strebt nach dem „La première etoile“ (so der Originaltitel), dem Skiabzeichen gleichen Namens, bräunt (!) sich die zehnjährige Manon mit Mädchen ihres Alters, und knüpft Teenager Yann, eher Surfbrett- denn Snowboard-Typ, zarte Bande mit der süßen Juliette.
Gelassen und (manchmal fast zu) ruhig erzählt Jean-Baptiste seine Geschichte, nimmt sich Zeit für die Charaktere und lässt sie nie zur Karikatur verkommen. Weit weg von typischen Urlaubskomödien, wie Patrice Lecontes „Sonne, Sex und Schneegestöber“ mit ihren Klischees und Kalauern, siedelt er seine Figuren in der Realität an. Deren Weltsicht reicht von kindlich naiv bis erschöpft und ernüchtert, wobei Realistin Suzy (Anne Consigny) für letztgenannte Position steht. Sie erträgt die Träumereien ihres Mannes nicht mehr, zwingt ihn zum Handeln, zur Stellungsnahme und so letztlich zur Integration in die Gesellschaft. Das kling ein wenig didaktisch und ist es vielleicht auch. Doch die liebenswerten Figuren machen diesen moralischen Zeigefinger wett - und der Ausflug in den Schnee wird zum vollen Erfolg. geh.