Tatort: Kalter Engel: Erster "Tatort" aus Erfurt, zum Ermittler-Team gehören Friedrich Mücke, Benjamin Kramme und Alina Levshin.
Jugend forscht: Der MDR schickt ein viel versprechendes Nachwuchs-Team ins „Tatort“-Rennen. Die konventionelle Inszenierung lässt aber noch deutlich Luft nach oben.
Die ARD setzt ihre Verjüngungskur beim „Tatort“ fort. Die Besetzung des neuen Hauptkommissars aus Erfurt ist ein Signal vor allem fürs junge Publikum: Friedrich Mücke spielte neben Matthias Schweighöfer Hauptrollen im Überraschungserfolg „Friendship!“ sowie in „Russendisko“. Alina Levshin ist schon für „Die Kriegerin“ mehrfach ausgezeichnet worden und hat erst kürzlich wieder in dem HR-Mysterythriller „Alaska Johansson“ beeindruckt. Trotzdem darf man gespannt sein, wie das um Benjamin Kramme ergänzte Team beim „Tatort“-Stammpublikum ankommen wird.
Zum Auftakt wartet auf das Trio zwar eine reizvolle Geschichte, doch ausgerechnet der „Tatort“-erfahrene Thomas Bohn setzt sein eigenes Drehbuch zu „Kalter Engel“ sehr konventionell, mitunter sogar spannungsfrei um. Nach dem atemraubenden Auftakt kommt dem Film zunehmend das Tempo abhanden.
Den jungen Erfurter Kommissaren Funck (Mücke) und Schaffert (Kramme) ist es endlich gelungen, den mehrfachen Frauenmörder Darschner (Godehard Giese) zur Strecke zu bringen. Auch ein kurz zuvor begangener Mord an einer Studentin trägt scheinbar die gleiche Handschrift. Während Funck sich auf Daschner fixiert, vermutet sein Kumpel Schaffert jedoch, dass es sich um einen Trittbretttäter handeln könnte.
Mücke und Kramme harmonieren als Buddy-Duo sehr gut, wobei vor allem Krammes Schaffert im Vergleich zum schnöseligen Funck die Sympathiepunkte einstreicht. Interessanteste Figur des neuen Teams ist aber die von Alina Levshin gespielte angehende Staatsanwältin, die ihren Platz zwischen den zunächst ablehnend auf sie reagierenden Buddies noch finden muss: Johanna Grewel macht im Erfurter Polizeipräsidium ein Praktikum, kann sich glaubwürdig unter den Studierenden bewegen und trägt schließlich entscheidend zur Klärung des Falls bei. Leider ist Bohn für die Charakterisierung der jungen Frau nicht viel mehr eingefallen als eine gewisse Neigung zur enzyklopädischen Besserwisserei, Levshin macht daraus aber das Beste. Auf Bohn und den MDR wartet gerade auch in der Zeichnung der Hauptfiguren noch Arbeit, dank der Hauptdarsteller schaut man dem nächsten Fall dennoch hoffnungsfroh entgegen. tpg.