Tatort: Borowski und die Rückkehr des stillen Gastes: Erstes "Tatort-Sequel": Frauenmörder Kai Korthals kehrt zurück...
Eine Fortsetzung, die es in sich hat - der Kieler Kommissar jagt erneut den genialen Serienkiller Korthals, der die Freundin des Ermittlers gekidnappt hat.
Der „stille Gast“ ist wieder da! Der Mehrfachmörder Kai Korthals, der Kommissar Klaus Borowski schon 2012 schlaflose Nächte bereitete. Ein absolutes Highlight der ARD-Reihe war dieser schleichende Krimi von Christian Alvart - ganz auf Augenhöhe mit inzwischen legendären Episoden wie Dominik Grafs „Frau Bu lacht“ oder Florian Schwarz‘ „Im Schmerz geboren“- nach einem Drehbuch von Sascha Arango, der nun auch das überragende Skript zum Suspense-Sequel geschrieben hat, während die am „Tatort“ Kiel erfahrene Claudia Garde für die Regie verantwortlich zeichnet.
Einer am Strand abgestellten, blütenweißen Kühltruhe - ein wie von Salvador Dali ersonnenes surreales Bild (Kamera: Philip Peschlow) - entsteigt eine verwirrte Frau namens Mandy (Lea Draeger). Deren zusammenhangslosen Äußerungen lassen Sarah Brandt (Sibel Kekilli) auf Korthals‘ Rückkehr schließen - Kollege Borowski winkt ab. Er schwebt ob seiner Beziehung zu Psychologin Frida Jung (Maren Eggert) auf Wolke sieben, trägt sich mit Heiratsabsichten und hat sich ein verwegenes Menjou-Bärtchen stehen lassen - eines, das man eher beim LKA-Kollegen Felix Murot erwarten würde.
Dann stirbt Mandy, sie verblutet, das Baby wurde ihr aus dem Bauch geschnitten. Kurz davor ist ein Mann mit einem leblosen Säugling bei einem Arzt aufgetaucht… Der sanfte Lars Eidlinger brilliert erneut als hochintelligenter Killer, hier mit Ziegenbart und dunkel gefärbtem Haar. Er ist ein Mann ohne Eigenschaften, versetzt sich in seine Opfer, erfühlt sie und benutzt ihre Zahnbürsten, um sie zu schmecken. Ein würdiger Gegenspieler für Borowski, der nur Polizist geworden ist, um so seinem „Berufswunsch Verbrecher“ nah zu sein. Eine „geniale Sau“, murmelt Brandt anerkennend.
Als Jung spurlos verschwindet, beginnt ein perfides Katz-und-Maus-Spiel, mal Horror pur, mal Psychoduell, mal blutige, harte Schlägerei. Über Gespenster wird räsoniert, übers Dasein philosophiert - „Freiheit ist Illusion, Klaus!“, weiß Dezernatschef Schladitz (Thomas Kügel). Das ist durchaus wörtlich zu nehmen. Denn den Räumen kommen Schlüsselrollen zu, die einen halten einen gefangen, die anderen versprechen mit Meerblick Liebe und Luxus, in wieder anderen ist man den Sternen ganz nah - und alle haben sie direkt mit ihren Bewohnern und deren Schicksal zu tun. „Es ist noch nicht zu Ende“ heißt es nach dem atemlosen Action-Finale. Fortsetzung folgt? Ja, unbedingt! geh.