Ursula Gothe führt mit ihrem zweiten Mann Richard ein beinahe normales Leben im wirtschaftlich aufstrebenden Nachkriegsdeutschland. Sie hat ihm verschwiegen, dass die früher eine Tochter hatte, die, wie sie glaubt, während der Vertreibung aus dem Osten ums Leben kam. Umso größer ist der Schock, als sie in einer Zeitschrift eben diese Tochter als „Suchkind 312“ abgebildet sieht. Als Richards doch davon erfährt, sieht er seine Karrierechancen in Gefahr und will von dem Kind zunächst nichts wissen. Doch dann ändern sich die Umstände noch einmal, als Ursulas ebenfalls tot geglaubter erster Ehemann aus russischer Kriegsgefangenschaft heimkehrt.
Darsteller und Crew
Regisseur
Gabi Kubach
Produzent
Prof. Wolfgang Hantke,
Susanne Ottersbach
Darsteller
Christine Neubauer,
Oliver Stritzel,
Timothy Peach,
Eva Herzig,
Jannis Michel,
Janina Fautz,
Jaecki Schwarz,
Karl Kranzkowski,
Jennifer Brylka,
Cedric Eich,
Connor Alexander Mills,
Ulrike Bliefert,
Jana Hora,
Maria Burghardt
Drehbuch
Susanne Beck,
Thomas Eifler
Musik
Rainer Oleak
Kamera
Hans-Jörg Allgeier
Schnitt
Ute Rall
Bilder
Kritiken und Bewertungen
4,3
4 Bewertungen
5Sterne
(2)
4Sterne
(1)
3Sterne
(1)
2Sterne
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1Stern
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Kritikerrezensionen
Suchkind 312 Kritik
Suchkind 312: TV-Melodram nach einem Fortsetzungsroman aus den 50er Jahren von Hans-Ulrich Horster .
ARD-Powerlady Christine Neubauer als westdeutsche Nachkriegs-Mutti zwischen zwei Kindern und zwei Männern in einer handwerklich sauberen Ziegler Film-Produktion.
Westliches Nachkriegsdeutschland. Aufstrebende Mittelklasse-Frau erfährt per Zeitschriften-Artikel, dass ihr 1945 auf der Flucht verlorenes Baby noch am Leben ist. Mittlerweile ist sie allerdings mit einem angehenden Firmendirektor verheiratet und hat mit diesem einen Sohn. Als der an der Ostfront tot geglaubte Verlobte auftaucht und sich eine weitere Frau um die im Waisenhaus lebende Tochter bemüht, ist das Chaos perfekt. Zumal die Nachkriegs-Gesetzeslage keine Nachsicht übt mit dem Status von „unehelichen“ Kindern. Dass diese Story wie ein „Groschenroman“ klingt, davon ist nicht nur der gebeutelte Gatte der fassungslosen Mutter überzeugt, sondern mit fortschreitender Geschichte auch der Zuschauer. Und in der Tat haben Regisseurin Gabi Kubach („Das Bernstein-Amulett“) sowie die Autoren Susanne Beck und Thomas Eifler („Margarete Steiff“) hier auf einen Romanstoff aus den fünfziger Jahren zurückgegriffen, der 1955 unter gleichem Titel sogar in die Kinos gekommen ist. Hans-Ulrich Horster alias Eduard Rhein hieß der Autor dieses Lesestoffs, einer der Gründungsväter der TV-Zeitschrift „Hör zu“ und Initiator einer fortlaufenden Foto-Story über vermisste Kinder. Schon damals ging also (inszeniertes) Melodram mit (realem) Lebensdrama einher, und die Produktionsfirma Ziegler Film hat sich redlich bemüht, im Jahr 2007 beiden Ansprüchen gerecht zu werden. Erfreulich ist, dass die Degeto-Vorzeigefrau Christine Neubauer hier einmal das Zitterweib spielen darf.
Interessant wird dieser Film über die verlogenen 50er aber erst vor dem Hintergrund der 68er-Renaissance und dem neuen Umgang mit Studentenrevolte und Terrorismus. Dass sich die körperlich und seelisch verwaiste Kriegsende-Generation in ihren Twen-Zeiten gegen die Elterngeneration erhebt, ist bei deren verbogenen und gern verschwiegenen Lebenswegen kein Wunder. Mit diesem Wissen im Hinterkopf (plus der im Anschluss gezeigten NDR-Doku „Wo ist meine Familie?“ von Florian Huber) wird „Suchkind 312“ sogar - fast - zu einem politischen TV-Stück! aw.